04. Januar 2016 Tiere

Aufregende Begegnung: Fotograf trifft Luchs

Einen sehr aufregenden Moment erlebte der Naturfotograf Gerhard Schuster Ende November 2015 im Naturpark Hoher Meißner: Er begegnete einem wilden Luchs.

Luchs verschwindet in Winterlandschaft
Tschüss, Kuno: Der Luchs verschwindet wieder im Wald. (Bild: Gerhard Schuster)

ÖkoLeo: Warum waren Sie an dem Tag dort im Wald unterwegs?

Gerhard Schuster: Ich bin Fotograf für Pilzbücher und immer auf der Suche nach tollen Naturmotiven. An dem Tag hatte es auf dem Hohen Meißner geschneit. Ich fotografiere besonders gerne Pilze und wollte Bilder von Orangenseitlingen im Schnee machen. Ich kenne einen alten Baumstamm, wo diese Pilze immer zu finden sind – direkt am Frau-Holle-Teich. Dort bin ich hingegangen.

ÖkoLeo: Wie kam es zu dem unverhofften Treffen mit dem Luchs?

Gerhard Schuster: Ich hatte gerade meine Fotos von den Pilzen gemacht, als ich ihn entdeckt habe. Er saß vor mir und sah aus, als hätte er mir zugeschaut. Der Luchs war nur 15 Meter von mir entfernt und bewegte sich kaum.

ÖkoLeo: Was war das für ein Gefühl?

Gerhard Schuster: Im ersten Moment war es ein richtiger Schreck – er war ja ziemlich groß, etwa so wie ein Schäferhund. Dann war ich einfach ein bisschen aufgeregt, ich wusste, dass das ein besonderer Moment ist.

Fachleute glauben, dass sie den Luchs vom Frau-Holle-Teich kennen. Vermutlich handelt es sich um ein männliches Tier, das sie bereits beobachtet haben. Sie nennen den Luchs "Kuno". Kuno wurde am gleichen Tag ganz in der Nähe auch von einer automatischen Kamera fotografiert, die für ein Forschungsprojekt aufgestellt worden ist

ÖkoLeo: Hatten Sie Angst?

Gerhard Schuster: Nein, denn ich weiß ja, dass Luchse Menschen nichts tun. Aber Respekt hatte ich schon. Eigentlich bin ich nicht so scharf darauf, Wildtieren im Wald zu begegnen. Deswegen habe ich normalerweise ein kleines Glöckchen an der Fototasche, damit die Tiere mich kommen hören. Einem Wildschwein zum Beispiel aus Versehen zu nahe zu kommen, das kann gefährlich werden und das möchte ich vermeiden.

ÖkoLeo: Was haben Sie dann getan?

Gerhard Schuster: Was für ein Glück, dass ich meine Kamera noch in der Hand hatte! Ich habe dann ein paar Bilder von dem Luchs gemacht. Er hat sich nicht stören lassen und mich weiter angestarrt. Vermutlich kannte er mich schon, ich bin in der Gegend ja häufig unterwegs. Dann habe ich mich zurückgezogen und bin wieder zur Straße gegangen, wo mein Auto stand. Ich habe ihn noch weggehen sehen, ganz ruhig, ohne Eile. Ich habe gleich den Rangern des Naturparks und dem Luchsbeauftragten des Forstamts Hessisch Lichtenau Bescheid gesagt. Die haben sich über die Fotos sehr gefreut.