24. Mai 2016 Abfall & Recycling, Klimaschutz, Einkaufen & Leben

Abfall: Mehr zu wissen schont die Umwelt!

Wie wird aus Essensresten wieder "gute Erde"? Wie oft kann eine Milchflasche neu befüllt werden? Darum geht es in der Lernwerkstatt Abfall und Recycling, die Katja-Bühring-Uhle vom Verein Umweltlernen in Frankfurt e.V. in Zusammenarbeit mit der FES, der Frankfurter Müllabfuhr, an Frankfurter Schulen anbietet. Im Interview mit ÖkoLeo berichtet sie, was dabei passiert – und was Kinder beim Thema Abfall besser machen als Erwachsene.

ÖkoLeo: Was genau ist die "Lernwerkstatt Abfall & Recycling"?

Katja Bühring-Uhle: Während der Lernwerkstatt beschäftigt sich eine Klasse einen ganzen Vormittag an verschiedenen Mitmach-Stationen mit dem Thema Abfall. Dabei geht es ganz viel um das Ausprobieren und Forschen.

Zum Beispiel stellen wir einen riesigen Bottich in die Mitte, in dem sich verschiedenste Abfälle befinden. Jeder nimmt sich etwas und ordnet die Abfälle der richtigen Tonne zu. Dabei gibt es aber auch Abfälle, die in keine der üblichen Tonnen gehören. Wir stellen uns die Frage, wohin unser Abfall eigentlich gebracht wird und was dann mit ihm passiert.

ÖkoLeo: Was kann man denn lernen, wenn man sich so ausführlich mit Abfall beschäftigt?

Katja Bühring-Uhle: Wir vergleichen zum Beispiel Milchverpackungen: Wir stellen eine Kartonverpackung einer Glasflasche gegenüber. Eine Glasflasche kann 40 Mal neu mit Milch befüllt werden, bevor sie eingeschmolzen und wieder zu einer neuen Flasche wird! Die leere Milchpackung hingegen landet nach einmaligem Gebrauch in der Abfalltonne. Daran wird deutlich, wie viel Müll im Alltag produziert wird. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es in einigen Supermärkten überhaupt keine Glasflaschen zu kaufen gibt.

Abfall auf Tisch
In der Lernwerkstatt wird Abfall am Fließband sortiert. (Bild: Umweltlernen Frankfurt)

Man kann auch lernen, dass Menschen mit dem Müll zu tun haben. Wir bringen zum Beispiel ein kleines Fließband mit. Darauf wird der Verpackungsabfall befördert, und der muss richtig getrennt werden – nach Weißblech, Aluminium und den verschiedenen Plastiksorten. Auch in den richtigen Sortieranlagen gibt es Menschen, die diese Arbeit machen.

Beim Bioabfall geht es darum, wie aus Essensresten wieder "gute" Erde entstehen kann. Das heißt fruchtbare Erde, in der Pflanzen gut wachsen. Um das genauer zu beobachten, gibt es bei der Lernwerkstatt einen kleinen Komposthaufen, der mit einer Lupe untersucht wird. Dabei entdeckt man die vielen kleinen Tiere, die darin leben. Sie können auch unter dem Mikroskop beobachtet werden.

ÖkoLeo: Warum ist es wichtig, all das über Abfall zu wissen?

Katja Bühring-Uhle: Der richtige Umgang mit Abfall schont die Umwelt – ein falscher Umgang hingegen kann der Umwelt schaden. Wir sollten uns damit auseinandersetzen, um im Sinne der Umwelt zu handeln. So sollten wir zum Beispiel keine Batterien in die normalen Abfalltonnen werfen. Denn sie enthalten hochgiftige Stoffe. Wenn die Batterien in einer Müllverbrennungsanlage verbrannt werden, entstehen giftige Abgase. Darum ist es sehr wichtig zu wissen, wie man Abfall richtig trennt.

ÖkoLeo: Wie kann denn Abfall der Umwelt schaden?

Katja Bühring-Uhle:
Wenn wir Abfall nicht richtig verwerten, verschwenden wir Ressourcen. Das sind vor allem Rohstoffe und Energie. Der Rohstoff Erdöl wird zum Beispiel gebraucht, um Plastikverpackungen herzustellen. Die Erdölvorräte auf der Erde sind aber begrenzt. Um weniger Erdöl zu verbrauchen, sollten wir daher möglichst viel recyceln.

Pfandflaschen auf einem Tisch
Pfandflaschen aus Glas können rund 40 Mal neu befüllt werden. (Bild: Umweltlernen Frankfurt)

ÖkoLeo: Warum ist Recycling so ein wichtiges Thema?

Katja Bühring-Uhle:
In allem, was wir nutzen, stecken wertvolle Güter. Ein Handy zum Beispiel besteht aus vielen verschiedenen wertvollen Materialien, die recycelt und weiterverwendet werden können. Es sind zum Beispiel sogar kleine Mengen Gold und Silber enthalten. Wenn ein kaputtes Handy einfach in den Müll geworfen und in der Müllverbrennungsanlage verbrannt wird, gehen Ressourcen verloren.

ÖkoLeo: Was können Schulen dazu beitragen?

Katja Bühring-Uhle: Auch Schulen können ihren Abfall trennen – zum Beispiel eine Kiste aufstellen und darin altes Papier sammeln. Es gibt die Möglichkeit, Mülldienste zu vergeben, ähnlich wie den Tafeldienst. Der Mülldienst bringt den Klassenabfall raus und ist dafür verantwortlich, ihn in die richtige Tonne werfen.

An einigen Schulen gibt es Schulhefte zu kaufen, die aus Recyclingpapier bestehen. Darum kann sich eine spezielle AG kümmern. Die AG nimmt die Bestellungen auf und bietet in den Pausen einen Papiershop an, in dem die Hefte zu kaufen sind.

Abfall vermeiden

Plastiktüten, Verpackungen, Getränkebecher, Essensreste: Die meisten Menschen in Deutschland produzieren bergeweise Müll. Es geht auch anders – die Bilderserie bei ÖkoLeo zeigt dir, wie du Abfall vermeiden kannst.

Und natürlich gibt es weitere Möglichkeiten in der Schule, um Recyclingpapier zu verwenden: zum Beispiel das Druckerpapier oder auch das Toilettenpapier. Je mehr Recycling-Papier verwendet wird, umso weniger Bäume müssen gefällt werden.

ÖkoLeo: Was kann ich selber machen, um richtig mit Abfall umzugehen?

Katja Bühring-Uhle: Neben der richtigen Abfalltrennung ist es extrem wichtig, Abfall zu vermeiden und gar nicht erst entstehen zu lassen. Das ist in vielen Bereichen möglich. Und es ist generell möglich, Ausschau zu halten nach Produkten, die nicht verpackt sind.

ÖkoLeo: Gehen Kinder und Erwachsene unterschiedlich mit Abfall um?

Katja Bühring-Uhle: Ich habe schon von Eltern mitbekommen, dass die Kinder nach der Lernwerkstatt zuhause einiges umgekrempelt haben: Der Abfall wird jetzt sorgfältig getrennt. Oder er entsteht überhaupt nicht mehr, weil die Kinder darauf achten, beim Einkaufen Stoffbeutel mitzunehmen oder nur die Äpfel zu kaufen, die nicht verpackt sind.

Katja Bühring-Uhle
Katja Bühring-Uhle informiert an Schulen über Abfall. (Bild: Umweltlernen Frankfurt)

ÖkoLeo: Haben Sie selbst zuhause denn noch Mülltonnen oder recyceln Sie alles?

Katja Bühring-Uhle: Nein, natürlich habe ich noch Mülltonnen. Ich habe teilweise nicht immer die Möglichkeit, einen Markt aufzusuchen, wo ich Produkte mit weniger Verpackung kaufen kann. Ich versuche, so abfallarm wie möglich zu leben, aber es ist nicht ganz einfach. Was ich aber überhaupt nicht mehr nutze, sind Plastiktüten.

Lernwerkstatt Abfall & Recycling

Mehr über die Lernwerkstatt Abfall & Recycling kannst du im Internet nachlesen. Dort zeigt der Umweltlernen e.V. auch weitere Fotos zum Projekt.

ÖkoLeo: Welche Idee zum Abfall würden Sie selbst am liebsten sofort im ganzen Land umsetzen?

Katja Bühring-Uhle: Zum Beispiel unsere Lernwerkstatt. Ich glaube, dass so etwas nicht weit verbreitet ist. Wenn es die Lernwerkstatt an ganz vielen anderen Orte gäbe, könnte das sicherlich einiges ändern! Denn wer über Abfall Bescheid weiß, kann ihn besser vermeiden.