12. November 2015 Landschaften & Ökosysteme

Das Netz des Lebens im Wald

Zum Wald gehört viel mehr als die verschiedenen Baumarten und die bekannten Waldtiere wie Rehe. Ein Wald ist eine riesige Lebensgemeinschaft. Auch die winzigen Lebewesen im Boden sind wichtig. Wie hängen die Arten des Waldes zusammen?

Was ist eigentlich ein Wald? Vielleicht klingt diese Frage seltsam. Denn schließlich wissen schon kleine Kinder: Wald ist das, wo viele Bäume wachsen. Aber was ist mit den Bäumen in einem Park?

Wenn du darüber nachdenkst, merkst du sicher schon: Wald ist mehr als nur eine bestimmte Zahl von Bäumen. Ein richtiger, großer Wald fühlt sich zum Beispiel irgendwie anders an. Fachleute haben eine Erklärung dafür. Für sie gilt eine Ansammlung von Bäumen gilt als Wald, wenn sich darin ein eigenes Klima entwickelt. In einem Wald ist die Luft feuchter und es wird nicht so heiß wie in der Umgebung. Es gibt dort auch weniger direktes Sonnenlicht.

Was ist ein "Ökosystem"?

Dass sich ein Wald anders anfühlt, liegt nicht nur an den Bäumen. Unter anderem ist auch der Boden wichtig. Der Waldboden wiederum hat besondere Eigenschaften, weil er zu einem großen Teil aus herabgefallenem Laub und Nadeln besteht.

Es gibt unglaublich viele solcher Zusammenhänge im Wald. Denn ein Wald ist ein sogenanntes Ökosystem. Darunter wird eine Lebensgemeinschaft von Lebewesen in einem bestimmten Lebensraum verstanden. Dabei spielen auch unbelebte Dinge eine Rolle. Dazu gehören zum Beispiel Gestein, die Mineralien im Boden, Luft und Wasser. Die Lebewesen eines Ökosystems sind ganz an die Bedingungen dort angepasst. Sie sind auf die Umwelt und die anderen Bewohner angewiesen, um zu überleben. Neben Wäldern sind zum Beispiel Wiesen, Gewässer und Moore Ökosysteme.

Das Ökosystem Wald kannst Du Dir wie ein riesiges Netz vorstellen, in dem die Arten miteinander verbunden sind. So sind viele Pflanzen auf Tiere angewiesen, die ihren Samen verbreiten. Eichhörnchen zum Beispiel vergraben im Herbst an verschiedenen Orten Eicheln und Haselnüsse als Wintervorräte, graben aber nicht alle wieder aus. Aus diesen "vergessenen" Früchten können später auch abseits der Bäume, die sie gebildet haben neue Pflanzen entstehen.

Die Stockwerke des Laubwaldes

Schaubild Netz des Lebens
Die Bewohner der verschiedenen "Stockwerke" des Waldes sind miteinander verknüpft, zum Beispiel über die Nahrungskette. Für eine größere Ansicht klicke auf das Bild! (Bild: Nutzen erlaubt! Bedingungen siehe Impressum. Lizenz: CC BY-SA 3.0 )

Wenn Du das große "Netz des Lebens" im Wald verstehen willst, hilft es, seine verschiedenen "Stockwerke" zu kennen.

Quizfrage

Was haben die Waldbewohner auf dem Bild miteinander zu tun? Schau die eingezeichneten Verbindungen an und rate! Die Lösung findest Du am Ende dieser Seite.

Den "Keller" des Waldes bildet die oberste Schicht des Bodens. Fachleute nennen sie Wurzelschicht. Auch im Boden ist viel los: Hier werden Baumwurzeln, heruntergefallene Blätter, Rinde oder Knospenschuppen von Pilzen, Würmern, Insekten in nährstoffreiche Erde umgewandelt. Der Dachs gräbt hier seinen Bau.

Auf dem Boden findet sich die Moosschicht. Moose, Flechten, Baumpilze wachsen auf dem Totholz umgefallener Bäume. Auch Ameisen, Käfer und Kröten leben hier. Darüber beginnt die Krautschicht. Sie reicht in bis zu 50 Zentimeter Höhe. Dort wachsen Kräuter, Gräser und Blumen, die mit wenig Licht und dem Laubfall zurechtkommen. Hier leben Kleinsäugetiere wie Igel oder Spitzmaus, aber auch Insekten wie Hummeln. 

Die Strauchschicht befindet sich weiter oben, auf bis zu fünf Metern Höhe. Hier wachsen Himbeeren, Haselnuss oder Holunder. Rehe und Wildschweine suchen Nahrung und der Zaunkönig baut sich sein Nest. Hoch oben in den Bäumen, in der sogenannten Kronenschicht, treiben sich zum Beispiel das Eichhörnchen und der Specht gern herum. Hier wachsen die Blätter der Bäume.

Einen besonders großen Reichtum am Tier- und Pflanzenarten findet man in Wäldern, in denen niemand "aufräumen" darf. Hier wachsen zwischen hohen Bäumen wilde Sträucher und es gibt viel Totholz. Diese Unordnung ist ganz wichtig: Je vielfältiger der Lebensraum ist, umso mehr Arten können in ihm Leben!

Was bedeutet der Wald für seine Bewohner?

Hirschkuh im Wald
Der Wald ist Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren. Das Foto zeigt eine Hirschkuh. (Bild: Metilsteiner / commons.wikimedia.org / CC BY 3.0)

Der Verlauf des Jahres bringt für die Tiere und Pflanzen viele Veränderungen mit sich, und so verändern sich auch die Zusammenhänge im Netz des Lebens. Der Igel ist auf das fallende Laub der Bäume angewiesen, wenn er im Herbst nach einem Versteck für die kalte Jahreszeit sucht. Wenn das Laub eine Weile liegen bleibt, wird es zur Nahrung für Pilze, Bakterien oder Würmer. Diese zersetzen die abgestorbenen Pflanzenteile auf dem Waldboden und bilden so neuen Humus. Er ist die Grundlage für die nährstoffreiche obere Schicht des Bodens. Aus diesem fruchtbaren Boden beziehen wiederum die Pflanzen ihre Nahrung.

Auf diese Weise bietet der Wald Nahrung für ganze Ketten von Lebewesen. Doch das Ökosystem bietet noch mehr Nutzen für die Lebewesen darin. Zum Beispiel finden die Tier- und Pflanzenarten dort auch Lebensraum und Schutz. Fachleute sagen dazu, dass ein Ökosystem Funktionen erfüllt.

Der Wald als Klimaschützer und Wasserspeicher

Schaubild Funktionen des Waldes
Der Wald erfüllt viele verschiedene Funktionen. Für eine größere Ansicht klicke auf das Bild! (Bild: Nutzen erlaubt! Bedingungen siehe Impressum. Lizenz: CC BY-SA 3.0 )

Wälder erfüllen noch weitere Funktionen für Natur und Umwelt. Zum Beispiel entziehen sie der Luft das darin enthaltene Gas Kohlendioxid (CO2). Das ist eines der Gase, die den Klimawandel verursachen. Wälder sind also Klimaschützer!

Mithilfe der Sonne erzeugen Bäume und andere Pflanzen aus dem CO2 Sauerstoff und Kohlenstoff. Den Sauerstoff geben sie wieder an die Luft ab. Das ist lebenswichtig für Menschen und Tiere, denn wir brauchen Sauerstoff zum Atmen. Der Kohlenstoff dagegen wird im Holz und anderen Pflanzenteilen gespeichert.

Für uns Menschen sind Wälder auch als Holzlieferant wichtig. Außerdem helfen sie beim Schutz vor Überschwemmungen, weil Waldböden viel Wasser speichern können.

Und natürlich sind Wälder Orte, an denen wir Menschen uns gut erholen können!

Warum wir den Wald als Ganzes erhalten müssen

Den Wald zu schützen, ist nicht nur für die vielen Arten wichtig, die im Wald leben. Der Schutz ist auch wichtig, um die Funktionen des Waldes für Natur und Mensch zu erhalten.

Da das Leben im Wald miteinander verflochten ist, hat eine schädliche Wirkung auf einen Teil des Ökosystems auch Auswirkungen auf die anderen Teile.

Besonders stark wirken sich natürlich Veränderungen bei den Bäumen aus. Wenn in einem naturbelassenen Wald einzelne Bäume krank werden und absterben, ist das nicht schlimm: Denn auch totes Holz spielt eine wichtige Rolle im Netz des Lebens. Werden jedoch viele Bäume gefällt und das Holz aus dem Wald entfernt, fehlt ein Teil des Systems. Ohne totes Holz finden Vögel weniger Nisthöhlen und Pilze und Kleinstlebewesen weniger Nahrung. Sterben auf einer größeren Fläche viele Bäume und damit ihre Wurzeln ab, kann der Boden den Halt verlieren.

In Deutschland wird der Wald heute fast überall nachhaltig bewirtschaftet. Und viele Waldgebiete stehen unter Schutz. Kleine Teile dieser Schutzgebiete dürfen sogar überhaupt nicht von Menschen betreten werden. Für andere Bereiche gelten besondere Verhaltensregeln, um diesen Lebensraum möglichst wenig zu stören.

Die Lösung zur Quizfrage

  1. Specht befreit Baum von Parasiten - Baum bietet Specht Nahrung
  2. Specht verbreitet die in Früchten enthaltenen Samen - Fruchtfleisch ernährt Specht
  3. Fuchs ernährt sich, was ihm selten gelingt, auch von Igeln.
  4. Igel ernährt sich von Regenwürmern - Regenwürmer lockern den Boden auf, so dass Regenwasser für den Baum besser versickern kann.
  5. Der Baum wirft im Herbst Blätter ab, unter denen Igel überwintern können.
  6. Mikroorganismen und Kleinlebewesen ernähren sich von Baumteilen - Baum ernährt sich von deren Ausscheidungsprodukten.
  7. Eichhörnchen ernährt sich von den Früchten des Baums - Baum verbreitet sich durch nicht wieder ausgegrabene Früchte auch in größeren Entfernungen.

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