04. März 2025

Den Winter vertreiben: Am ersten Fastensonntag brennen die Hutzelfeuer

Wird auch bei dir zu Hause der Winter mit dem "Hutzelfeuer" ausgetrieben? Hutzelfeuer werden in vielen Orten in Hessen am ersten Fastensonntag angezündet. Was es mit diesem Brauch auf sich hat, erklärt dir Johanna Stallknecht. Sie ist Jugendwartin bei der Freiwilligen Feuerwehr in Mackenzell, einem kleinen Ort in der Nähe von Fulda.

ÖkoLeo: Liebe Frau Stallknecht, in Mackenzell zündet die Jugendfeuerwehr jedes Jahr das “Hutzelfeuer” an. Was ein “Feuer” ist, wissen wir natürlich. Aber was bedeutet denn “Hutzeln”?

Johanna Stallknecht: “Hutzeln” sind getrocknete Pflaumen. Die haben die Leute früher als Dankeschön gegeben, weil die Jungs des Dorfes bei ihnen die alten Weihnachtsbäume für das Feuer abgeholt haben. Heutzutage sammelt die Jugendfeuerwehr die Bäume ein. Dafür bekommen wir Süßigkeiten und Spenden. Aber der Name für das Feuer ist geblieben.

Eine Glasschale mit getrocknetem Obst.
Getrocknetes "verhutzeltes" Obst ist besonders süß und lange haltbar. Die getrockneten Pflaumen haben dem "Hutzelfeuer" seinen Namen gegeben. (Bild: André Karwath / Wikimedia Commons / CC BY-SA 2.5)

ÖkoLeo: Was macht ihr mit den Bäumen?

Johanna Stallknecht: Sie werden zusammen mit viel Reisig auf einen großen Haufen geschichtet. Das machen die Jugendlichen der Feuerwehr am ersten Fastensamstag.

ÖkoLeo: Und die Kinder?

Johanna Stallknecht: Die können dabei auch schon helfen. Und sie kochen für alle ein warmes Mittagessen. Das essen wir dann zusammen draußen am Feuerplatz.

ÖkoLeo: Klingt gemütlich.

Johanna Stallknecht: Ja, ist es auch. Besonders an kalten Tagen!

Ein Haufen aus Weihnachtsbäumen.
Die Jugendlichen haben Weihnachtsbäume und Reisig aufgeschichtet. Am nächsten Tag wird der Haufen verbrannt. (Bild: © Johanna Stallknecht)

ÖkoLeo: Wie hoch wird denn so ein Haufen aus den Weihnachtsbäumen des ganzen Dorfes?

Johanna Stallknecht: Schon ganz ordentlich hoch, etwa so wie ein kleineres Haus.

ÖkoLeo: Und was passiert dann am Sonntag?

Johanna Stallknecht: Wenn es dunkel wird, macht sich das ganze Dorf auf den Weg. Die Kinder haben ihre Martinslaternen dabei und viele Erwachsenen kommen mit Fackeln. Ein richtiger Lichterzug zieht dann durchs Dorf bis zum Feuerplatz. Wenn alle da sind, zünden die älteren Jugendlichen das Feuer mit Fackeln an.

Mehrere Feuerwehrleute stehen vor dem großen Feuer.
Mit Fackeln wird das Hutzelfeuer in Mackenzell angezündet. Oben auf dem Haufen aus Reisig und Bäumen kannst du die Hutzelpuppe erkennen. (Bild: © Johanna Stallknecht)

ÖkoLeo: Und wie kommt nun der Winter ins Spiel? Der soll doch mit dem Hutzelfeuer symbolisch vertrieben werden, richtig?

Johanna Stallknecht: Ganz genau. Der Winter steckt in der “Hutzelpuppe”, die ganz oben auf der Spitze des Haufens befestigt wird.

ÖkoLeo: Hutzelpuppe? Was ist denn das?

Johanna Stallknecht: Die Hutzelpuppe ist ein Gestell aus Holzlatten, die wir mit ein paar alten Kleidungsstücken anziehen – so ähnlich wie eine Vogelscheuche. Sie ist das Symbol für den Winter und wird mit verbrannt.

Was bedeutet eigentlich „Fastenzeit“?

Hutzelfeuer werden traditionell am ersten Sonntag der “Fastenzeit” abgebrannt. Was sich hinter dem Begriff verbirgt, erklärt dir die Kinderseite religionen-entdecken.de

ÖkoLeo: Ist das nicht ein bisschen gruselig, wenn die Puppe da oben Feuer fängt?

Johanna Stallknecht: Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil: Alle warten gespannt darauf. Denn wenn die Puppe verbrennt, ist endlich der Winter vorbei!

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