29. März 2023 Landschaften & Ökosysteme

Interview: Wie können wir Moore schützen?

Im Interview mit ÖkoLeo erklärt Moor-Experte Eberhard Leicht, warum Moore so besonders sind und was getan werden muss, um sie zu schützen.

Eberhard Leicht ist Leiter des Forstamts Burgwald. Gemeinsam mit seinem Team sorgt er dafür, dass der Wald und das Moor als Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten erhalten bleiben. Wir haben mit ihm gesprochen und ihn gefragt, wieso wir Moore schützen müssen und wie das eigentlich funktioniert.

ÖkoLeo: Was ist das Besondere an Ihrem Arbeitsort, dem Burgwald?

Eberhard Leicht: Der Burgwald ist eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Hessens und dadurch ein besonderes Rückzugsgebiet für viele seltene Tiere und Pflanzen, wie Eulen, Schwarzstörche, Wildkatzen. Auch besondere Pflanzen, die nur in Mooren überleben können, kommen hier vor. Dazu gehören zum Beispiel der Sonnentau, das Wollgras oder die Moosbeere. Besonders häufig kommen sie in den Franzosenwiesen im Herzen des Burgwalds vor.

Die Franzosenwiesen zählen zu den wichtigsten Naturschutzgebieten in Hessen. Eigentlich handelt es sich dabei gar nicht um Wiesen, sondern um ein Waldmoor. Der Name "Franzosenwiesen" geht auf Glaubensflüchtlinge aus Frankreich zurück, denen das Gebiet vor 300 Jahren zur Bewirtschaftung überlassen worden war.

Moore: Welche Tiere und Pflanzen leben dort?

Klimaschützer Moor

Was haben Moore mit dem Klima zu tun?

ÖkoLeo: Warum ist es so wichtig, dass wir Moore wie die Franzosenwiesen schützen?

Eberhard Leicht: Einerseits sind Moore wichtig für die Artenvielfalt. Die Arten sind an den Lebensraum angepasst und auf ihn angewiesen.

Gleichzeitig spielen Moore eine große Rolle für das Klima. Wenn Pflanzen verrotten, setzen sie Kohlendioxid frei, das als wichtigstes Treibhausgas für die Klimaerwärmung verantwortlich ist. Das Moorwasser verhindert diesen Prozess. Die Torfmoose, die in den Mooren wachsen, zersetzen sich nach dem Absterben nicht, weil das saure Moorwasser sie konserviert.

Solange also genügend Wasser im Moor ist, bleibt der Kohlenstoff, der in den Pflanzen gebunden ist, im Moor gespeichert. Wenn der Mensch das Moor aber trockenlegt, wie es leider immer noch passiert, beginnt sich das Pflanzenmaterial zu zersetzen und gibt jede Menge klimaschädliche Treibhausgase ab.

Ohne Wasser kein Moor: Nur feuchte Moore können Kohlenstoff speichern. (Bild:  © HMUKLV)


ÖkoLeo: Warum werden die Moore trockenlegt und was bedeutet das eigentlich?

Eberhard Leicht: Die größte Gefährdung für die Moore liegt in ihrer Entwässerung. Im Burgwald hat man in der Vergangenheit tiefe Gräben gezogen, um das Wasser aus den Mooren abzuleiten, sie also trockenzulegen. Man wollte dort Wiesen haben, um Heu zu machen.

Außerdem gibt es durch den Klimawandel immer weniger Regen. Dadurch sind einige Quellen versiegt, die die Moore zuvor mit Wasser versorgt haben.

Wie sieht ein Moor aus?

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ÖkoLeo: Was tun Sie im Burgwald, um das Moor zu schützen?

Eberhard Leicht: Im Burgwald machen wir eine Moorsanierung.Das ist so etwas wie eine Reparatur der Moore.

Im ersten Schritt verschließen wir die alten Entwässerungsgräben. Es soll so viel Wasser wie möglich im Moor gehalten werden. So können die Moose wieder wachsen. Sie mögen es nämlich gern sehr nass. 

Oft müssen auch Bäume von den Moorflächen entfernt werden, denn diese entziehen dem Untergrund Wasser.

ÖkoLeo: Welche Herausforderungen gibt es bei so einer Moorsanierung?

Eberhard Leicht: Eine besondere Schwierigkeit ist der empfindliche Untergrund. Wenn wir Bäume entfernen wollen, benötigen wir oft Maschinen. Sie sind aber so schwer, dass sie in den weichen Boden einsinken würden. Deshalb entfernen wir Bäume mit einem Seilkran. Damit bringen wir die Stämme aus dem Gebiet, damit wir den Moorboden nicht beschädigen. Das läuft ab wie bei einem Sessellift.

Die meisten Baumarten sind nicht an Moore angepasst. Der Boden ist zu nass und zu weich, die Wurzeln finden keinen Halt. So können die Bäume bei Stürmen leicht umkippen. (Bild: © HMUKLV)


ÖkoLeo: Von Mooren gibt es jede Menge Gruselgeschichten, die vielen Angst machen. Was gefällt Ihnen an Mooren besonders gut?

Eberhard Leicht: In den Burgwaldmooren sinkt man sicherlich nicht ein und verschwindet, wie es in Gruselgeschichten passiert. Das kann auch deshalb nicht passieren, weil man in den Naturschutzgebieten die Wege nicht verlassen darf. Nasse Füße und Beine kann es aber schon geben!

Mich beeindruckt besonders die Stimmung an einem Herbstmorgen, wenn dichter Nebel über dem Moor liegt und langsam die ersten Sonnenstrahlen auf die Landschaft fallen.

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