27. März 2019 Einkaufen & Leben, Abfall & Recycling

Verpackungen: Sinn und Unsinn

Ob in Flaschen, Dosen, Karton oder Plastik – fast alles, was wir kaufen, ist in irgendeiner Weise eingepackt. Wie hängt das mit Umwelt und Klima zusammen? Und sind all diese Verpackungen wirklich notwendig?

Für Saft und Milch braucht man ein Gefäß – na klar. Käse und Butter werden eingewickelt – sehr hilfreich! Aber in Plastik eingeschweißte Gurken? 

Verpackungen begegnen uns fast überall. Viele sind praktisch: Sie halten Lebensmittel frisch und machen sie länger haltbar. Mithilfe von Verpackungen können Lebensmittel für den Bedarf portioniert und genau abgemessen werden.  Auch für den Transport von Waren sind Verpackungen nützlich. Sie sorgen dafür, dass diese unbeschädigt an ihrem Zielort ankommen.  

Doch nicht alle Waren benötigen Verpackungen. Viele Lebensmittel kommen auch gut ohne Verpackung aus. Wie zum Beispiel viele Obst- und Gemüsesorten, die ohnehin eine natürliche Verpackung besitzen: ihre Schale. 

In den sozialen Medien kursieren immer wieder Fotos und Geschichten über Verpackungen, die geradezu verrückt wirken. So zum Beispiel geschälte Eier oder Bananen, die in Plastik eingeschweißt wurden.  

Was ist das Problem an den Verpackungen?

Zwar wird Abfall in Deutschland meist richtig entsorgt, sortiert und anschließend verwertet.  Doch bereits bei der Herstellung der Verpackungen werden große Mengen an Rohstoffen, Energie und Wasser verbraucht. Oftmals wird dabei viel von dem Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) freigesetzt, das den Klimawandel beschleunigt. 

Dabei werden viele Verpackungsmaterialien wie Folien und Kartons nur einmal genutzt, ehe sie wieder im Müll landen!

Kartons
Weil immer mehr Waren im Internet bestellt werden, steigt der Verbrauch von Kartons. (Bild: Jackmac34 / Pixabay.com / Pixabay-Lizenz)

Wir produzieren immer mehr Verpackungsmüll

Die Menge der Verpackungen nimmt zu, dabei steigt auch der Anteil von Kunststoff-Verpackungen.  Das liegt daran, dass sich die Gewohnheiten und Lebensweisen der Menschen verändern. Es werden zum Beispiel immer mehr Fast Food und aufwändig verpackte Fertiggerichte gekauft. Viele Menschen nehmen auch gern ein Coffee-To-Go im Einwegbecher mit. 

Hinzu kommt, dass immer mehr Waren im Internet bestellt werden. Das Online-Shopping lässt den Verbrauch von Versandkartons und anderen Versandmaterialien in die Höhe schnellen.  

Dabei kommen ungeheure Mengen zusammen. Im Jahr 2016 sind in Deutschland Verpackungen von einem Gewicht von insgesamt 18,2 Millionen Tonnen angefallen.

Das sind umgerechnet ca. 220 Kilogramm Verpackungsmüll pro Kopf. Das ist fast so viel wie 13 volle Wasserkästen. Damit produzieren die Deutschen durchschnittlich deutlich mehr Verpackungsmüll als die Menschen in anderen europäischen Ländern. 

Den größten Teil machen Verpackungen aus Papier, Pappe oder Karton aus (circa 8,1 Mio. Tonnen), dahinter folgten Verpackungen aus Kunststoff (3,1 Mio. Tonnen), Glas (2,8 Mio. Tonnen) und Holz (3,2 Mio. Tonnen). Diese Verpackungen stammen allerdings nicht nur aus dem Hausmüll, sondern auch aus der Herstellung und dem Transport von Produkten.

Vom Rohstoff zum Verpackungsmaterial

Doch Verpackung ist nicht gleich Verpackung. Die Auswirkungen auf die Umwelt können sich sehr unterscheiden. Um zu beurteilen, wie umweltfreundlich eine Verpackung ist, muss man ihren gesamten Lebensweg betrachten. Das sind alle Stationen von der Gewinnung der Rohstoffe über die Herstellung und den Transport bis hin zur Entsorgung. Wenn die Verpackungen recycelt werden, gehört auch dies dazu.

Typische Rohstoffe sind zum Beispiel Holz für Kartons, Quarzsand für Glas oder Erdöl für Kunststoffe. Die Belastungen für die Umwelt durch die Gewinnung neuer Rohstoffe sind meist sehr hoch. Die Förderung von Erdöl ist aufwändig, dabei kommt es oft zu Schäden an natürlichen Lebensräumen. In manchen Regionen der Erde wird bei der Gewinnung von Rohstoffen kaum Rücksicht auf Umwelt und Natur genommen. Dabei kann es auch zu Unfällen kommen. 

Bohrinsel
Plastik wird aus Erdöl hergestellt. Dessen Förderung ist sehr aufwändig. (Bild: Wasi1370 / Pixabay-com / Pixabay-Lizenz)

Verpackungen aus recycelten Materialien sind hingegen umweltfreundlicher, da für sie weniger neue Rohstoffe aus der Natur entnommen werden müssen. 

Auch bei der Herstellung von Verpackungen aus recyceltem Material entstehen Belastungen für die Umwelt. Für die Herstellung von Papier aus Holz zum Beispiel werden sehr viel Energie und große Mengen Wasser benötigt.

Welche Verpackungen sind „umweltfreundlich“?

Es ist gar nicht so einfach zu sagen, ob eine Verpackung eher umweltfreundlich ist oder nicht. Aber es gibt einige Merkmale, an denen du dich orientieren kannst. 

Besonders wichtig ist, wie oft eine Verpackung genutzt wird: Eine Mehrweg-Flasche zum Beispiel kann bis zu 50-mal nachgefüllt werden und ist somit umweltfreundlicher als Einweg-Flaschen. Dabei ist es egal, ob die Einwegflasche aus Glas oder Kunststoff ist. Denn die Einwegflaschen werden zwar zum großen Teil recycelt,  aber dafür muss das Material bei sehr hohen Temperaturen eingeschmolzen werden. Und dazu sind enorme Mengen an Energie notwendig. Viel weniger aufwändig ist es, eine Flasche zu reinigen.

Auch Transporte spielen eine Rolle. Verpackungen, die leicht sind und sich gut stapeln lassen, erleichtern den Transport. Je mehr in einen LKW passt, desto weniger Treibstoff wird für den Transport verbraucht. Somit wird auch weniger CO2 freigesetzt. 

Natürlich ist auch die Entfernung wichtig. Wenn Pfandflaschen viele hundert Kilometer weit transportiert werden müssen, bevor sie erneut gefüllt werden, ist das ein Nachteil. 

Auch beim Recycling unterscheiden sich die verschiedenen Materialien. Während ein großer Teil von Glas, Papier, Pappe und Kartons in Deutschland recycelt wird, trifft das nur für fast die Hälfte der Kunststoffverpackungen zu. Die andere Hälfte wird „energetisch verwertet“, das heißt verbrannt.   Mit der gewonnenen Energie werden zwar Strom und Wärme produziert – aber die aufwändig hergestellten Materialien sind verloren.

Am besten unverpackt!

Am besten ist es, von vorneherein möglichst wenig Verpackungsmaterial zu verbrauchen. Dabei kannst du mithelfen. Greife beim Einkaufen zu Produkten, die nicht oder nicht aufwändig verpackt sind. Dabei lohnt es sich auch, verschiedene Orte zum Einkaufen zu testen. Zum Beispiel den Wochenmarkt statt des Supermarktes. In vielen Städten gibt es sogar mittlerweile „Unverpackt“-Läden. 

Achte auf jeden Fall darauf, dass du Beutel, Taschen oder deinen Rucksack mitnimmst, damit du keine neuen Taschen oder Tüten für den Transport kaufen musst. 

Auch an der Wurst- und Käsetheke kannst du unnötige Verpackungsmüll vermeiden, indem du eigene Dosen mitbringst. Und benutze für den Coffee-to-go einen eigenen Mehrweg-Becher. Mit der Aktion BecherBonus des Hessischen Umweltministeriums kannst du dabei sogar Geld sparen. Auch wenn du Leitungswasser anstelle von Wasser aus der Flasche trinkst, tust du etwas Gutes für Umwelt und Klima. Viele Geschäfte bieten mittlerweile das Auffüllen einer mitgebrachten Flasche mit Leitungswasser an. 

Und wenn eine Verpackung unvermeidbar ist, kann dir die folgende Faustregel helfen: Am besten für Umwelt und Klima sind regionale Produkte in Mehrweg-Verpackungen,  die zurückgegeben und wieder befüllt werden können. 

Auch möglichst leichte Verpackungen aus nachwachsenden oder recycelten Rohstoffen können eine Alternative sein – zum Beispiel Kartons aus Altpapier oder Shampoo-Flaschen aus recyceltem Kunststoff.

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