31. Oktober 2024 Landschaften & Ökosysteme

Viel mehr als Hut und Stiel: Geheimnisvolle Pilze

Was wir als "Pilze" bezeichnen, sind eigentlich nur die kleinen Fruchtkörper dieser erstaunlichen Lebewesen. Ohne sie gäbe es Wälder nicht in der Form, wie wir sie kennen. Erfahre mehr über die erstaunlichen Fähigkeiten von Pilzen.

Pilze kennt jedes Kind. Das sind doch die kleinen Gewächse mit Stiel und Schirm, die man häufig im Wald sieht. Zum Beispiel Fliegenpilze. Oder?

Nicht ganz. Das, was wir sehen, ist nur ein kleiner Teil des Pilzes, nämlich sein Fruchtkörper. Der Großteil eines Pilzes besteht jedoch aus einem Netz von feinen Fäden. Dieser Teil wird Myzel genannt. Meist sehen wir ihn nicht, denn er wächst unterirdisch oder im Holz von Bäumen.

Dieser unsichtbare Teil der Pilze kann riesig werden. Der größte bisher entdeckte Pilz nimmt unterirdisch eine Fläche von neun Quadratkilometern ein. Das entspricht in etwa 1.200 Fußballfeldern. Und er ist uralt: Forschende schätzen sein Alter auf rund 8.500 Jahre.

In der Biologie wurden die Pilze lange Zeit zu den Pflanzen gezählt, weil sie sich nicht fortbewegen und deshalb nicht als Tiere galten. Doch ihre Lebensweise und ihr Aufbau sind ganz anders als bei den Pflanzen. Zum Beispiel fehlt ihnen der Stoff Chlorophyll, mit dessen Hilfe Pflanzen die Sonnenenergie nutzen und der ihre Blätter grün färbt. Daher bekamen die Pilze schließlich ein eigenes „Reich“ neben Pflanzen und Tieren.

Pilze und Bäume sind oft Partner

Ohne die Hilfe von Pilzen könnten viele Pflanzenarten nicht ausreichend Nährstoffe aus dem Boden gewinnen, um zu wachsen. Das Pilzgewebe legt sich um die Wurzeln der Pflanzen und hilft ihnen dabei, sich mit Nährstoffen zu versorgen.

Im Gegenzug versorgen die Pflanzen die Pilze mit Zucker. Genau wie Pflanzen brauchen Pilze den Zucker zum Wachsen, können ihn aber nicht selbst herstellen. So entsteht eine gegenseitige Abhängigkeit, die man “Symbiose” nennt. Diese Partnerschaften gibt es im Wald überall: zwischen Birken und Birkenpilzen, Kiefern und Kiefernsteinpilzen und vielen mehr.

Durch das weitreichende Netz der Pilze im Waldboden können die Bäume Nährstoffe untereinander austauschen. Man vermutet sogar, dass die Bäume sich mit Hilfe des verzweigten Pilzmyzels Nachrichten schicken können – ähnlich wie wir Menschen mit Hilfe des Internets. Ob das wirklich so ist, wird aber noch erforscht.

Ohne Pilze kein Wald

Worauf du beim Pilzesammeln achten musst:

5 Goldene Regeln von Pilzprofi Harald Lutz

Pilze ernähren sich, indem sie abgestorbene Pflanzen und tote Tiere zersetzen. Gerade im Wald sind ihre Fähigkeiten besonders wichtig. Denn nur Pilze schaffen es, bestimmte Bestandteile von Holz zu zersetzen. Aus all dem machen sie wieder Humus, also nährstoffreiche Erde. Ohne Pilze könnten im Wald keine neuen Pflanzen wachsen, denn im Waldboden gibt es viel mehr Pilze als Bakterien oder Kleintiere.

Ein Baumstumpf mit orangenen Pilzfruchtkörpern.
Bei den "Pilzen" an diesem Baumstumpf handelt es sich um die Fruchtkörper eines einzigen Pilzes. Sein Wurzelgeflecht, das Myzel, durchdringt das gesamte Holz. (Bild: Mhy / Pixabay.com / Pixabay-Inhaltslizenz)

Pilze können noch viel mehr

Pilze haben noch mehr erstaunliche Fähigkeiten. So können sie zum Beispiel verseuchte Böden reinigen. Denn sie wachsen sogar in Erde, die mit Öl oder Benzin verschmutzt wurde oder radioaktiv verstrahlt ist. Dabei machen die Pilze dasselbe wie beim Zersetzen von abgestorbenen Lebewesen: Sie zerlegen die giftigen Stoffe in winzigste Teilchen, die keinen Schaden mehr anrichten können.

Auch in der Medizin spielen Pilze eine wichtige Rolle: Aus einem Schimmelpilz wurde 1928 das erste Antibiotikum gewonnen. Antibiotika sind Medikamente, mit denen Bakterien abgetötet werden – und mit denen heute viele Krankheiten geheilt werden, die noch vor 100 Jahren tödlich waren.

Ein gelber Pilz an der Baumrinde.
Der Gemeine Schwefelporling ist ein Baumpilz. Bei der Ernährung kann er als Fleischersatz genutzt werden. (Bild: tassilo111 / Pixabay.com / Pixabay-Inhaltslizenz)

Rohstoff der Zukunft

Nachhaltiges Leben

Wie können die Rohstoffe der Erde sparsamer genutzt werden?

Forschende sind überzeugt, dass wir Pilze in Zukunft für viele weitere Anwendungen nutzen werden: Aus Pilzmyzel kann man Ziegelsteine formen und daraus Häuser bauen oder es zu einem Gewebe verarbeiten, das wie Leder aussieht und sich auch so anfühlt. Und auch als Fleischersatz sind Pilze für Rezepte gut geeignet. Den Gemeinen Schwefelporling kann man zum Beispiel wie ein Schnitzel braten. Dann schmeckt er fast wie Hühnchen.

Weil Pilze immer wieder nachwachsen und bei ihrer Ernte und weiteren Verarbeitung kaum Treibhausgase entstehen, bezeichnen Forschende die Pilze als “Rohstoff der Zukunft”. Denn eine nachhaltige Lebensweise wird immer wichtiger. Zwar sind viele Produkte aus Pilzen noch nicht so weit entwickelt, dass sie für alle Menschen nutzbar wären. Aber die Forschenden sind sich sicher, dass das nur noch eine Frage der Zeit ist.

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