31. März 2025 Tiere & Natur

Wildtiere: Was sie bedroht und wie wir ihnen helfen können

Der Dünnschnabel-Brachvogel ist ausgestorben. Dass Tierarten aussterben, passiert auf unserer Erde jeden Tag. Und meistens wird nicht darüber berichtet. Doch dieses Mal ist das anders: Zum ersten Mal seit 300 Jahren ist eine Vogelart von der Erde verschwunden, die auf dem europäischen Festland lebte.

Was bedeutet eigentlich "ausgestorben"?

Mit dem Wort “ausgestorben” ist nicht immer dasselbe gemeint. Man sagt zum Beispiel auch: Der Europäische Braunbär ist in Deutschland ausgestorben. Das bedeutet, dass es die Tiere zwar in Deutschland nicht mehr gibt, in anderen europäischen Ländern aber noch Braunbären leben. Etwas anderes ist es, wenn eine Tierart oder Pflanzenart in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet nicht mehr vorkommt. Dann sagt man: Die Art ist ausgestorben. Das bedeutet: Es gibt auf der ganzen Erde kein einziges Tier dieser Art mehr. So ist es jetzt auch beim Dünnschnabel-Brachvogel.

Ein Braunbär läuft durch den Wald.
Der Europäische Braunbär ist in Deutschland ausgestorben, in anderen europäischen Ländern aber nicht. Dieser Bär wurde in Slowenien fotografiert. (Bild: Charles J. Sharp / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0)

Warum ist das wichtig?

Fachleute warnen, dass in Europa künftig weitere Arten aussterben werden, wenn sich ihre Lebensbedingungen nicht verbessern. Gerade in Ländern wie Deutschland ist nicht viel Platz für wildlebende Tiere. Denn hier leben viele Menschen auf relativ kleiner Fläche und die Landschaft ist überall vom Menschen geprägt. Das gilt auch für Hessen.

Woher wissen wir, wie viele Tiere es von einer Art in Hessen gibt?

Wie zählt man eigentlich Insekten?

Dr. Carsten Morkel zählt Wanzen für die Rote Liste. Lies im Interview, wie er das macht und warum seine Arbeit wichtig ist.

Um herauszufinden, wie viele Tiere von einer Art in einem bestimmten Gebiet leben, werden sie regelmäßig gezählt oder zumindest geschätzt. Dafür sind überall in Hessen viele Menschen unterwegs, die sich mit ganz bestimmten Tierarten gut auskennen. Ihre Ergebnisse werden gesammelt und in den sogenannten “Roten Listen” festgehalten und veröffentlicht. Genauso wird es auch in anderen Bundesländern und für ganz Deutschland gemacht. Ungefähr alle 10 Jahre werden neue Rote Listen erstellt. Dann kann man vergleichen, ob sich der Zustand einer Art verbessert oder verschlechtert hat.

Ein Mann kniet mit einem Kescher vor einer Hecke.
Dr. Carsten Morkel ist Experte für Wanzen. Für die Rote Liste ist er in seiner Freizeit viel unterwegs, um die Tiere zu fangen und zu zählen. Auf dem Bild siehst du, wie er Wanzen mit einem Exhaustor aus dem Kescher in eine Gefäß saugt. So kann er genau bestimmen, um welche Art es sich handelt. (Bild: © Inka Lücke)

Was sagen die Roten Listen über die Tierarten in Hessen?

Leider nichts Gutes. Denn auch in Hessen werden viele Arten immer seltener. Vor allem Vogelarten, die auf Feldern und Wiesen oder in Feuchtgebieten leben, haben es schwer. Bei den Säugetieren sieht es ähnlich aus. Nur knapp ein Drittel der Säugetiere in Hessen ist ungefährdet. Sogar bei Säugetierarten, die bisher eigentlich häufig waren, wurden jetzt weniger Tiere gezählt. Das gilt zum Beispiel auch für den Igel. Warum gerade er betroffen ist, wissen die Fachleuchte aber noch nicht genau.

Ein Igel läuft über eine Wiese.
Die Zahl der Igel ist in Hessen in den letzten 10 Jahren zurück gegangen. Noch wissen Fachleute nicht genau, woran das liegt. (Bild: Michael Gäbler / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0)

Welche Ursachen führen zum Rückgang der Arten?

Obwohl Hessen viel Natur hat, gibt es auch bei uns Landschaften, in denen Wildtiere keine guten Lebensbedingungen vorfinden. Wenn auf großen Feldern keine Bäume und Hecken wachsen, dann können sich die Tiere nicht verstecken. Und wenn die Felder alle zugleich abgeerntet werden, finden die Tiere keine Nahrung mehr. So geht es zum Beispiel dem Feldhamster.

Ein Feldhamster auf einer Wiese schaut in die Kamera.
Ein Feldhamster. Fachleute aus Naturschutz und Landwirtschaft arbeiten in Hessen eng zusammen, um den Tieren wieder Lebensräume zu schaffen. (Bild: SgH Vienna / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0)

Auch für Vögel, die auf Wiesen brüten, ist das Überleben in manchen Regionen schwieriger geworden. Denn statt vieler verschiedener Blumen und Kräuter wachsen auf den Wiesen oft nur Gras und Löwenzahn. Die Wiesen werden gedüngt und häufig gemäht, denn das Gras wird für die Fütterung der Nutztiere benötigt. Wildtiere, Insekten und Vögel finden dort jedoch kaum noch Futter oder einen ungestörten Platz für ihr Nest. So sind Vogelarten, die früher häufig waren, heute selten geworden – wie zum Beispiel die Feldlerche und der Kiebitz.

Ein Kiebitz läuft auf einer Wiese.
Kiebitze brüten auf feuchten Wiesen oder Feldern. In Hessen ist der Kiebitz selten geworden. (Bild: Hauke Roy / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0)

Pause für die Mähroboter!

Lies, warum Mähroboter im Garten die Tiere gefährden.

Eine ähnliche Entwicklung gab es in der Vergangenheit auch in den Dörfern und Städten. In Parks und vielen Gärten wachsen exotische Pflanzen, die zwar schön aussehen, aber den Insekten keine Nahrung bieten – genauso wenig wie ein kurz gemähter Rasen. Doch wo keine Insekten sind, da fehlen auch Vögel und andere kleine Tiere.

Wie können wir den Tieren helfen?

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Jetzt kommt die gute Nachricht: Zum Glück gibt es viele Möglichkeiten, wie wir den Tieren helfen können. Vieles davon wird auch schon gemacht. Menschen aus Naturschutz und Landwirtschaft arbeiten in Hessen zum Beispiel eng zusammen, damit auf den Feldern wieder mehr Feldhamster satt werden und Wiesenvögel brüten können. Und auch in Städten und Dörfern legen Menschen Naturgärten an, um die Artenvielfalt zurückzuholen.

Mitmach-Arten: Hilf der Wissenschaft!

Ein Feuersalamander schaut in die Kamera.
Feuersalamander gehören zu den hessischen "Mitmach-Arten". (Bild: Michael Linnenbach / Wikimedia Commons / CC BY 4.0)

Streift nachts ein Igel durch euren Garten oder hast du in einem Bach im Wald einen Feuersalamander entdeckt? Dann kannst du jetzt der Forschung helfen, möglichst viel über diese Tiere herauszufinden. Bei der Aktion „Mitmach-Arten“ sind alle Hessinnen und Hessen aufgerufen, ihre Entdeckungen zu melden. Neben dem Igel und dem Feuersalamander gehören zum Beispiel auch Fischotter und Hirschkäfer zu den "Mitmach-Arten".

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Hier kannst du mehr über die “Mitmach-Arten” erfahren und deine Entdeckungen melden. Schau dir die Seite am besten zusammen mit deinen Eltern oder deiner Lehrkraft an.
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Auf der Webseite des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) gibt es für jede Tierart Meldeformulare. Und: Du erfährst dort auch eine Menge über die Tiere und darüber, warum sich die Fachleute für sie interessieren. Je mehr Menschen mitmachen, desto besser. Denn nur, wenn wir die Tiere und ihre Lebensweise kennen, können wir sie auch schützen.

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