Woher kommt das Obst und Gemüse im Frühjahr?
Äpfel, Möhren, Rote Beete, Kohl – auch am Ende des Winters kannst du regionales Obst und Gemüse kaufen. Aber Moment mal – die Felder sind ja noch kahl. Woher kommen die Angebote im Frühjahr? ÖkoLeo hat sich bei einem Experten erkundigt: Martin Hollerbach betreibt zusammen mit einer Gemeinschaft, die aus mehreren Familien besteht, den "Dottenfelderhof" in Bad Vilbel.
ÖkoLeo: Welches Gemüse wächst im Frühjahr auf Ihrem Hof?
Martin Hollerbach: Zurzeit wächst fast nichts draußen im Freiland! Im Februar hatten wir Spinat und Feldsalat aus dem Folienhaus, einem unbeheiztem Gewächshaus. Das andere ist Lagergemüse – Möhren, Rote Beete, weiße und rote Kohlsorten, Wirsing.
ÖkoLeo: Was ist Lagergemüse?
Martin Hollerbach: Lagergemüse und auch Lagerobst wird im Herbst geerntet und dann eingelagert. Dazu zählen neben Weiß- und Rotkohl und Möhren zum Beispiel auch Kartoffeln und Äpfel. In den Lagern ist es sehr kühl, damit das Obst und Gemüse möglichst lang frisch bleibt.
Wenn wir zum Beispiel eine Möhre aus dem Lagerhaus nehmen, um sie im Laden zu verkaufen, ist sie noch ungefähr zwei bis drei Wochen haltbar. Auch regionale Äpfel im Supermarkt, die im Winter angeboten werden, kommen aus dem Lager.
ÖkoLeo: Im Supermarkt gibt es aber viel mehr als Feldsalat, Möhren, Kohl und Äpfel. Die Auswahl an Gemüse und Obst ändert sich kaum im Jahresverlauf. Wie funktioniert das?
Martin Hollerbach: Dort gibt es Gemüsesorten, die vor allem aus Spanien oder Italien kommen. In diesen Ländern ist es nicht so kalt wie bei uns. Und der Anbau dort findet in riesigen Gewächshäusern statt. Sie sind mit Folien überdeckt, sodass es darin wärmer ist. So können verschiedene Gemüsesorten auch im Winter wachsen. Hingegen werden Südfrüchte, die im Supermarkt zu finden sind, meist von noch weiter her geliefert. Dazu gehören Früchte wie Ananas oder Bananen. Sie kommen zum Beispiel aus Südamerika oder Afrika.
ÖkoLeo: Feldsalat aber wächst auch im Winter noch bei uns. Warum gibt es trotzdem im Supermarkt Feldsalat zum Beispiel aus Frankreich?
Martin Hollerbach: Das hängt mit dem Klima zusammen. Bei uns ist der Gemüseanbau im Vergleich zu den wärmeren Ländern schwieriger. Dort wachsen manche Sorten schneller. Man kann mehr ernten, daher sind die Preise günstiger und es lohnt sich, bis nach Deutschland zu liefern.
ÖkoLeo: Sie verkaufen ihr Obst und Gemüse direkt am Hof. Wo kann man denn regionales und saisonales Gemüse noch kaufen?
Martin Hollerbach: Es gibt auch Marktstände, die von Landwirten aus der Region beliefert werden. Und es gibt an vielen Orten Hofläden wie unseren. Auch einige Supermärkte bieten Obst und Gemüse aus der Region an, das von Landwirten aus der Nähe stammt.
Viele Produkte aus Hessen tragen bestimmte Siegel. Daran kannst du erkennen, dass sie aus deinem Bundesland stammen. Es gibt zum Beispiel das Siegel "Geprüfte Qualität – HESSEN". Außerdem gibt es auch ein Bio-Siegel speziell für Hessen. Es ist das bekannte grüne Bio-Siegel mit dem Zusatz "aus HESSEN".
ÖkoLeo: Sie sagten, dass verschiedene Obst- und Gemüsesorten verschiedene Klimabedingungen brauchen. Wie kann man trotzdem verschiedene Sorten in Deutschland anbauen?
Martin Hollerbach: Es gibt viele Gemüsesorten, denen das Wetter im Sommerhalbjahr auf dem Freiland nichts ausmacht, und die dann ungeschützt draußen wachsen. Andere Sorten hingegen brauchen einen leichten Wetterschutz in einem Gewächshaus. Dazu zählt beispielsweise der Kopfsalat im Frühjahr und Winter.
Manche Sorten wiederum brauchen durchgängig viel Wärme und Schutz – besonders zu Beginn der Anbauzeit. Das gilt unter anderem für Gurken oder auch Radieschen. Sie können in einem beheizten Gewächshaus angebaut und bei wärmeren Außentemperaturen nach draußen umgepflanzt werden.
ÖkoLeo: Kann man auch im eigenen Garten Wintergemüse anbauen?
Martin Hollerbach: Grünkohl, Rosenkohl und Möhren zum Beispiel eignen sich besonders für den eigenen Garten. Sie können im Winter im Boden bleiben und mit etwas Stroh bedeckt werden, damit sie nicht einfrieren. Wenn allerdings die Temperaturen deutlich unter 10 Grad minus liegen, kann es sein, dass auch die Möhren erfrieren.
ÖkoLeo: Könnte man auch im eigenen Haus Obst oder Gemüse lagern?
Martin Hollerbach: Früher wurden zum Beispiel Äpfel im Keller gelagert. Dort herrschten früher meist Temperaturen von sechs bis zehn Grad und die Luft war relativ feucht. Eine Apfelsorte wie der Boskoop konnte unter solchen Bedingungen gut gelagert werden.
Heute befinden sich in vielen Kellerräumen Heizungen. Generell sind die Räume wärmer und die Luft trockener im Vergleich zu früher. So kann man leider unmöglich Äpfel lange lagern.
Außerdem wurden viele Apfelsorten gezüchtet, bei denen das Einlagern schwieriger ist. Früher gab es mehr verschiedene Sorten, von denen viele erst durch die Lagerzeit im Keller süß wurden. Heute werden Äpfel so gezüchtet, dass sie möglichst schnell genießbar sind.
Welches Obst und Gemüse hat Saison? Damit du ganz genau weißt, was gerade in Hessen wächst, kannst du auf einem sogenannten Saisonkalender nachsehen. So einen Kalender kannst du auch herunterladen, zum Beispiel auf der Internetseite der Verbraucherzentralen.
ÖkoLeo: Und wäre das Lagern von Gemüse im eigenen Haus möglich?
Martin Hollerbach: Auch das ist beispielsweise mit Kohl möglich, aber im Vergleich zu früher schwieriger geworden. Das hat mit Veränderungen des Wetters zu tun. Früher hat man häufiger Kohl im Garten in einer sogenannten "Erdmiete" gelagert. Dazu gräbt man im Garten ein Loch, legt es ein wenig mit Stroh aus und legt das Gemüse dort hinein. Danach wird das Gemüse mit Stroh und anschließend mit Erde bedeckt.
Dafür ist es wichtig, dass es im Winter wirklich Frost gibt. Die Temperaturen und Bedingungen draußen sind aber zu unsicher, so dass solch eine Lagerung kaum noch möglich ist.
ÖkoLeo: Haben Sie selber denn ein Lieblingsgemüse, das Sie besonders gerne essen?
Martin Hollerbach: Das ist Grünkohl mit Rindswürstchen und Kartoffelbrei!
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