20. Juni 2016

Interview: Was ist das "Schuljahr der Nachhaltigkeit"?

Die Grundschule Fuldatal-Simmershausen hat im Schuljahr 2015/2016 zum zweiten Mal an dem Projekt "Schuljahr der Nachhaltigkeit" teilgenommen. Die Schülerinnen und Schüler der 4. Klassen haben sich gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Lehrern und einer Mitarbeiterin des Wassererlebnishauses Fuldatal mit vielen Themen wie Klimaschutz, Mobilität, Ernährung und Energie beschäftigt. ÖkoLeo wollte mehr darüber erfahren und sprach mit Kai und Julius aus der 4a.

ÖkoLeo: Ihr habt mit eurer Klasse am Schuljahr der Nachhaltigkeit teilgenommen. Was bedeutet denn der Begriff Nachhaltigkeit eigentlich?

Julius: Wenn man nachhaltig lebt, dann denkt man auch an die Menschen, die in der Zukunft oder anderswo auf der Welt leben. Man versucht, sparsam mit dem umzugehen, was wir haben, also zum Beispiel mit Rohstoffen wie Kohle oder Öl. Die wachsen nämlich nicht nach. Und man achtet mehr auf die Umwelt.

ÖkoLeo: Wie ist das Schuljahr abgelaufen?

Kai: Wir haben uns mit vielen verschiedenen Themen beschäftigt – zum Beispiel mit Essen,  Umweltschutz, Energie, Mobilität und mit gerechter Verteilung von Geld und Energieverbrauch auf der Welt. Alle paar Wochen – manchmal auch häufiger – kam Frau Wefing-Lude vom Wassererlebnishaus zu uns und hat Aktionen oder Experimente mit uns gemacht und über Sachen gesprochen. Auch im normalen Unterricht haben wir über die Themen gesprochen.

ÖkoLeo: Ihr habt viele Themen behandelt – welche waren für Euch besonders interessant?

Julius: Ich fand das nachhaltige Frühstück toll. Da hatten wir einen großen Tisch voll mit gesunden und klimafreundlichen Sachen zum Essen. Es gab zum Beispiel Obst und Gemüse hier aus der Region. Viele unserer Nahrungsmittel werden mit dem Flugzeug oder dem Lkw von weit her zu uns gebracht. Das verbraucht eine Menge Benzin und verschmutzt die Luft.

Kai: Es ist besser für die Umwelt, Sachen zu essen, die aus der Nähe kommen, zum Beispiel Gurken oder Möhren aus dem eigenen Garten.

Julius: Und es ist besser, weniger Fleisch zu essen. Denn die Tierhaltung verbraucht viel Energie und Wasser. Und mit beidem sollten wir sparsam umgehen.

Kai:Und die Kühe rülpsen und pupsen auch! Dadurch kommt mehr Kohlendioxid in die Luft.

ÖkoLeo: Was hat euch bei dem Schuljahr der Nachhaltigkeit am meisten Spaß gemacht?

Julius: Wir haben Solarboote gebaut! Wir sind zum Wassererlebnishaus gefahren und dort gab es viele Bastelmaterialien, auch Solarzellen und kleine Motoren. Daraus haben wir dann in Gruppen Boote gebaut, die ganz ohne Batterien, Akkus oder Strom aus der Steckdose fahren können. Wir haben sie anschließend in einem großen Becken fahren lassen und bewertet, welches das nachhaltigste Boot war.

Kai: Boote aus Styrodur zum Beispiel sind nicht so gut für die Umwelt, Kork ist da besser. Oder man recycelt alte Plastikflaschen, die sonst im Müll gelandet wären.

Die selbstgebauten Solarboote sehen nicht nur kreativ aus, sondern sind besonders umweltfreundlich (Bild: Katharina Reinhold/ Redaktion ÖkoLeo)

Das Wassererlebnishaus Fuldatal ist ein Umweltlernort. Schulklassen, Kindergartengruppen und Familien können dort an verschiedenen Angeboten teilnehmen und etwas über Wasser, Energie, Natur und Umwelttechnik erfahren. Es werden viele Spiele und Experimente mit Naturmaterialien und Technik angeboten. Das Wassererlebnishaus hat das Schuljahr der Nachhaltigkeit für die Region Nordhessen organisiert und mit drei Grundschulen zusammengearbeitet. Hier kannst du mehr darüber erfahren: www.wassererlebnishaus-fuldatal.de/index.php?id=81

 

ÖkoLeo: Habt ihr euch auch mit dem Thema Müll und Recycling beschäftigt?

Kai: Ja, wir haben verglichen, wie lange es bei verschiedenen Stoffen dauert, bis sie verrotten. Und Plastik verrottet gar nicht. Die Meere sind auch voll davon. Das ist schlecht für die Pflanzen und Tiere.

Julius: Und es ist besser, wenn wir Pfandflaschen benutzen und sie wieder zurückbringen, dann können sie wiederverwendet werden.

ÖkoLeo: Draußen auf der Wiese vor der Schule gibt es ein buntes Blumenbeet. Hat das auch etwas mit dem Nachhaltigkeits-Projekt zu tun?

Julius: Ja, das ist unser Fledermausbeet. Dort gibt es bestimmte Pflanzen, die Fledermäuse anlocken. Und in den Bäumen gibt es Fledermausnistkästen. Fledermäuse nisten eigentlich gern in Kirchtürmen oder auf Dachböden von alten Häusern. Aber es werden viele alte Gebäude renoviert oder abgerissen und sie finden nicht mehr so viele gute Orte zum Nisten. Damit die Fledermäuse nicht aussterben, müssen wir uns um sie kümmern. Das gehört auch zur Nachhaltigkeit.

Collage eines Fledermausgartens
Der Fledermausgarten lockt Fledermäuse an und bietet ihnen Nistmöglichkeiten. (Bild: Katharina Reinhold/ Redaktion ÖkoLeo)

ÖkoLeo: Habt ihr selbst denn etwas in eurem Leben verändert, seit ihr so viel über Nachhaltigkeit erfahren habt?

Kai: Ja, ich fahre jetzt öfter mit dem Fahrrad zur Schule. Vorher wurde ich oft mit dem Auto gebracht.

Julius: Ich mache mehr Wege zu Fuß. Und ich esse weniger Fleisch und mehr Käse.

Das Schuljahr der Nachhaltigkeit ist ein Projekt des Landes Hessen. Es gehört zur Bildungsinitiative Nachhaltigkeit. Das hessische Umweltministerium unterstützt das Projekt mit Geld. Es gibt sechs Umweltbildungszentren, die von 2014 bis 2016 mit 12 Grundschulen das Schuljahr der Nachhaltigkeit durchgeführt haben. Ziel des Schuljahrs der Nachhaltigkeit ist, dass die Schülerinnen und Schüler erfahren, was nachhaltige Entwicklung bedeutet und was sie selbst dafür tun können.

Kai: Ich esse immer noch gern Wurst. Mein Papa hat neulich mal vegane Wurst mitgebracht, die mochte ich gar nicht. Aber die fairen und vegetarischen Brotaufstriche beim nachhaltigen Frühstück habe ich alle probiert. Die waren nicht schlecht, auch wenn manche nicht so schön aussahen! 

Julius: Sachen, die man selbst tun kann, um nachhaltiger zu leben, haben wir auf ausgeschnittene Papier-Hände geschrieben und auf große Plakate aufgeklebt.

Kai: Wenn alle Menschen nur ein bisschen was ändern, kann man damit schon eine Menge bewirken.

Poster von Händen
Die Kinder der Klasse 4a haben gemeinsam Ideen gesammelt, wie sie Nachhaltigkeit im Alltag umsetzen können. (Bild: Katharina Reinhold/ Redaktion ÖkoLeo)