21. Dezember 2017 Klimaschutz

"Klimaschutz wird nie langweilig" – Was machen Klima-Kommunen?

Der Klimawandel ist eine Herausforderung für die ganze Welt. Daher treffen sich auch jedes Jahr Fachleute und Staatschefs aus fast 200 Staaten zur Weltklimakonferenz. Aber was haben eigentlich Städte und Gemeinden in Hessen mit dem Klimaschutz zu tun? ÖkoLeo hat in Kassel nachgefragt, was dort passiert.

Volker Ballhausen arbeitet im Umwelt- und Gartenamt der Stadt Kassel. Dort kümmert er sich um alles, was mit dem Thema „Energie“ zu tun hat. Dabei geht es zum Beispiel darum, wie man Energie sparen oder wie man Windkraft und Solarenergie fördern kann. Und, natürlich ganz wichtig: Wie man das Klima schützen kann.

ÖkoLeo: Herr Ballhausen, die Stadt Kassel nennt sich ja „Klima-Kommune“. Was bedeutet das?

Volker Ballhausen: Die Idee der Klima-Kommunen stammt vom Hessischen Umweltministerium. Alle Städte und Gemeinden in Hessen, die etwas für den Klimaschutz tun wollten, konnten sich freiwillig melden um Klima-Kommune zu werden. Inzwischen machen schon über 170 Städte und Gemeinden mit. Einmal im Jahr treffen sich Vertreterinnen und Vertreter aus allen hessischen Klimakommunen in Frankfurt.

ÖkoLeo: Und warum machen die Klima-Kommunen das überhaupt?

Volker Ballhausen: Unser Ziel ist es, uns mit den anderen Klima-Kommunen in Hessen über Projekte zum Klimaschutz auszutauschen. Dadurch bekommt man neue Ideen und fragt sich: Mensch, was haben denn die anderen gemacht? Und was lief bei uns besonders gut? Oder was lief vielleicht gar nicht gut und was müssen wir in Zukunft anders machen? Da bekommt man ganz tolle Ideen für neue Projekte. 

ÖkoLeo: Was tut die Stadt Kassel denn, um das Klima zu schützen?

Volker Ballhausen: Ganz wichtig ist bei uns im Moment, Energie zu sparen. Dabei schauen wir uns zum Beispiel Stadtviertel an, in denen vergleichsweise viel Energie verbraucht wird. Oder in denen die Gebäude schlecht gedämmt sind, so dass große Mengen an Wärme einfach verlorengehen. Wir machen dann Pläne, wie der Energieverbrauch verringert werden kann. Oder wie die Gebäude umgebaut werden können, damit weniger Energie verbraucht wird. 

Wir beraten auch große Wohnungsbauunternehmen und überlegen mit ihnen gemeinsam: Wo kann man Energie einsparen? Wo kann man vielleicht Erneuerbare Energien einsetzen? 

Und vor allen Dingen überlegen wir: Wie kann man die Menschen in dem Stadtviertel von unseren Ideen überzeugen? Dabei informieren wir die Leute auch, dass sie in vielen Fällen für die Umrüstung auch Geld vom Staat oder vom Land Hessen bekommen können.

Straßenbahn in Kassel
Klimafreundlich unterwegs mit der Straßenbahn in Kassel (Bild: Kafeeeinstein / flickr.com / CC BY-SA 2.0)

ÖkoLeo: In welchen anderen Bereichen tut die Stadt Kassel denn außerdem noch etwas für den Klimaschutz?

Volker Ballhausen: Wir entwickeln gerade außerdem einen Plan, wie wir den Radverkehr in Kassel verbessern können. Denn wir wollen es den Leuten leichter machen, aufs Fahrrad umzusteigen. Im Moment gibt es aber noch viele Hindernisse – zum Beispiel Stellen, wo ein Radweg abrupt auf einer Straße endet und man dann plötzlich zwischen den Autos entlangfahren muss. Solche Stellen wollen wir in den nächsten Jahren abschaffen. 

Aber auch die Fußwege und den öffentlichen Nahverkehr wie Busse und Straßenbahnen wollen wir stärken, um mehr CO2 einzusparen. Dazu haben wir den Verkehrsentwicklungsplan 2030 entwickelt. 

ÖkoLeo: Was ist mit der Windkraft? 

Volker Ballhausen: Ja, auch die Windkraft spielt in vielen Klima-Kommunen eine große Rolle. Oft gibt es dagegen Widerstand, denn viele Menschen finden es gar nicht gut, wenn Windparks in ihrer Umgebung gebaut werden. Genau das ist häufig unser Problem: Wie können wir den Menschen die Sorgen nehmen, die sie vor einem Windpark haben? 

Bei einem Windpark in der Nähe von Kassel haben wir den Menschen die Möglichkeit gegeben, Teile des Windparks zu kaufen und somit selbst zu Besitzern des Windparks zu werden.

ÖkoLeo: Können auch Kinder beim Klimaschutz in Kassel mitmachen?

Volker Ballhausen: Für Kinder gibt es bei uns in Kassel das Projekt „Schulwegbande“. Damit soll erreicht werden, dass wieder mehr Kinder zu Fuß zur Schule gehen. Denn ganz häufig werden die Kinder morgens von ihren Eltern mit dem Auto zur Schule gefahren. Dadurch entstehen jede Menge Abgase und Lärm. Und außerdem verstopfen die Autos die Straßen direkt vor der Schule.

Bei der „Schulwegbande“ können die Kinder übrigens selbst dazu beitragen, dass ihr Schulweg sicherer wird. Zum Beispiel können sie darüber berichten, wo es auf ihrem Schulweg Probleme gibt: Welche Stellen sind gefährlich? Wo müsste eine Ampel oder ein Zebrastreifen hin gebaut werden? 

Außerdem gibt es noch die Aktion „zu Fuß zur Schule“: Dabei werden Kinder in Gruppen von Erwachsen zu Fuß zur Schule begleitet, damit sie morgens nicht alleine im Straßenverkehr unterwegs sein müssen. 

ÖkoLeo: Über welches Erlebnis bei Ihrer Arbeit haben Sie sich besonders gefreut? 

Volker Ballhausen: Wir haben 2014 den ersten Platz beim Bundeswettbewerb „Kommunaler Klimaschutz“ belegt. Das fand ich klasse, denn es ist schön, zu erfahren, dass die eigene Arbeit etwas bringt und diese auch anerkannt wird.

ÖkoLeo: Und wofür hat die Stadt Kassel diese Auszeichnung erhalten?

Volker Ballhausen: Diese Auszeichnung haben wir für die klimafreundliche Planung und Durchführung des „Hessentags 2013“ bekommen. Schon viele Monate vorher haben wir uns überlegt, wie wir diese Veranstaltung möglichst klimafreundlich ausrichten können. Zum Beispiel haben wir von vorneherein versucht zu vermeiden, dass alle Leute mit Autos anreisen, sondern nach Möglichkeit mit der Bahn und dem öffentlichen Nahverkehr. 

Auf dem Hessentag selbst haben wir eine „Klimameile“ aufgebaut, wo man sich zu vielen verschiedenen Klima-Themen wie Erneuerbare Energien oder regionalem Konsum informieren konnte. Außerdem gab es eine eigene Klimabühne mit Veranstaltungen zum Thema Klimaschutz. Und auch die Kinder konnten sich spielerisch mit Physik, Biologie und Chemie zum Thema Klimaschutz auseinandersetzen.

ÖkoLeo: Was macht Ihnen besonders viel Spaß bei Ihrer Arbeit?

Volker Ballhausen: Was mir Spaß macht ist, dass mein Beruf sehr abwechslungsreich ist. Bei meiner Arbeit geht es um verschiedene Themen wie Strom, Wärme und Mobilität. Außerdem lernt man viele verschiedene Leute kennen und tauscht sich mit ihnen aus. Es ist wirklich ein toller Job, der nie langweilig wird.

 

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