31. Mai 2017 Wohnen & Bauen

Interview: Warum sind Häuser ein Eingriff in die Natur?

Was haben Häuser mit dem Umwelt- und Klimaschutz zu tun? Was ist in sogenannten Passivhäusern anders? Das erklärt Monika Meyer vom "Institut Wohnen und Umwelt".

ÖkoLeo: Frau Meyer, was hat ein Haus eigentlich mit der Umwelt zu tun?

Monika Meyer: Eine ganze Menge. Zum Beispiel brauchen wir zum Bauen Materialien wie Steine und Holz. Und das entnehmen wir der Natur. Außerdem heizen wir.

ÖkoLeo: Warum kann das für die Umwelt schädlich sein?

Monika Meyer: Beim Heizen liegt es daran, dass hauptsächlich mit Gas, Erdöl oder Holz geheizt wird. Die Stoffe werden verbrannt und dadurch entstehen die sogenannten Treibhausgase. Sie sind schädlich für das Klima auf der Erde.

Monika Meyer arbeitet im „Institut Wohnen und Umwelt“ (Bild: Andreas Kelp)

Baumaterialien können der Umwelt schaden, weil sie zunächst hergestellt werden müssen. Auch dafür wird Energie gebraucht, und dabei entstehen ebenfalls Treibhausgase. Auch Feinstaub kann in die Luft gelangen. Das sind winzige Teilchen, die eingeatmet werden können und gesundheitsschädlich sind. Holz zum Beispiel wächst zwar nach. Aber wenn wir zu viel Holz verbrauchen, kann das dem Zusammenleben von Tieren und Pflanzen im Wald schaden.

Ein Viertel der Energie in Deutschland wird für das Heizen der Haushalte verwendet.

ÖkoLeo: Wofür wird am meisten Energie im Haus gebraucht?

Monika Meyer: Die meiste Energie wird für das Heizen gebraucht. Heizen macht ungefähr zwei Drittel des gesamten Energiebedarfs aus. Und dazu kommt natürlich noch Energie für warmes Wasser, für Strom oder auch für Kühlungen.

ÖkoLeo: Was ist die umweltfreundlichste Art der Heizung? 

Monika Meyer:  Am umweltfreundlichsten wäre eine Heizung, die keine fossilen Brennstoffe wie Erdöl verbraucht und die wenig Schadstoffe in die Luft freigibt. Es ist besser, mit nachwachsenden Stoffen wie Holz zu heizen.

Noch umweltfreundlicher ist es, die Wärme von der Sonne oder aus dem Erdreich zu nutzen.

ÖkoLeo: Warum gibt es denn überhaupt noch Heizungen, die nicht umweltfreundlich sind? 

Monika Meyer: Das ist eine Frage des Geldes. Es ist mittlerweile so, dass neue Häuser bestimmten Vorgaben beim Umweltschutz folgen müssen. Dafür gibt es Gesetze, die das festlegen. Sie müssen zum Beispiel so gebaut werden, dass nur eine bestimmte Energiemenge verbraucht wird. Bei Häusern, die bereits gebaut sind, ist das nicht so einfach. Sie müssten umgebaut werden und zum Beispiel eine umweltfreundlichere Heizung bekommen. Das verursacht Kosten.

Wenn jemand heute ein Haus neu baut und dabei ganz besonders darauf achtet, dass das Haus wenig Energie verbraucht, dann gibt es häufig sogar eine finanzielle Förderung. Das heißt, der Hausbau wird mit Geld vom Staat  unterstützt. So ein Haus ist zum Beispiel das Passivhaus.

ÖkoLeo: Was genau ist ein Passivhaus?

Monika Meyer: Ein Passivhaus benötigt keine zusätzliche Energie, außer für Warmwasser, Licht und elektronische Geräte. Man kann es also ohne Heizung bauen. Das funktioniert, indem die Fenster in Richtung Süden gebaut werden und dadurch das Sonnenlicht eingefangen wird. Die Wände sind sehr gut gedämmt. Die Fenster sind dreifach verglast. Es kommt  also keine Kälte von draußen rein, und deswegen braucht man keine Heizung.

ÖkoLeo: Wie kann Wärmeenergie denn eigentlich aus einem Haus „verschwinden“? Oder warum muss ich immer wieder nachheizen?

Monika Meyer: Häufig liegt das daran, dass Fenster und Türen nicht dicht sind. Oder aber auch, weil die Fenster keine isolierende Verglasung haben. Auch Mauern können auskühlen, wenn sie dünn sind. Das heißt, die Kälte kriecht durch die Wände ins Haus und dann muss man immer mal wieder nachheizen.

ÖkoLeo: Kann ich auch komplett auf Energie von außen verzichten und die Wärme irgendwie selber erzeugen?

Monika Meyer: Da wären wir wieder beim Passivhaus. Das ist sehr energieeffizient gebaut. Wärme entsteht ja zum Beispiel auch durch angeschaltete Computer oder brennende Lichter. Auch Menschen geben Wärme ab. In einem Passivhaus bleibt diese Wärme gespeichert. Daher sind weitere Wärmequellen nicht mehr nötig.

Es gibt mittlerweile sogar Plus-Energie-Häuser, die mit Photovoltaikanlagen ausgestattet sind. Diese Häuser kommen nicht nur ohne Heizung aus, sondern sie erzeugen darüber hinaus ihren eigenen Strom. Der wird dann hauptsächlich für den Haushalt genutzt. Oder auch, um ein Elektroauto aufzuladen.

Eine andere Idee, um selbst im Haus Wärme zu erzeugen, wäre ein Kamin. Aber das ist nicht effizient. Denn einerseits schwindet die meiste Wärme durch den Schornstein. Andererseits werden auch da Stoffe in die Luft freigegeben, die nicht ganz umweltfreundlich sind.

ÖkoLeo: Worauf kann ich denn neben der Heizung noch achten, wenn ich komplett umweltfreundlich bauen möchte?

Monika Meyer: Auf jeden Fall auf die Materialien. Da sollte man auf möglichst natürliche Baumaterialien achten, wie zum Beispiel Stein, Lehm oder auch Holz. Diese Materialien muss man nicht extra produzieren. Holz zum Beispiel wächst sogar nach. Lehmziegel haben keine chemischen Ausdünstungen.

Und es ist auch eine Frage der Langlebigkeit. Je länger ein Haus besteht, desto weniger Eingriff in die Natur ist notwendig.

An den Sonnenkollektoren kannst du erkennen, dass ein Haus die Energie der Sonne nutzt. (Bild: JouWatch / flickr.com / CC BY-SA 2.0)

ÖkoLeo: Woran kann ich von außen erkennen, ob ein Haus umweltfreundlich ist?

Monika Meyer:  Wir hier im Institut können das zum Beispiel mit speziellen Wärmebildkameras. Die Kamera zeigt an, ob die Wände außen warm sind. Wenn sie warm sind heißt das, dass sie nicht gut gedämmt sind – die Wärmeenergie entweicht nach außen.

Ansonsten kann man von außen erkennen, ob im Haus isolierte Fenster und Fensterrahmen eingebaut worden sind. Oder auch, ob die Mauer dick ist. Je dicker sie ist, umso energiesparender ist das Haus. Außerdem kann man von außen sehen, ob das Haus eine Photovoltaik-Anlage hat. Die ist meistens auf dem Dach.

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