05. Februar 2016 Wetter & Jahreszeiten, Klimaschutz

Klimawandel: Was bedeutet das für unser Wetter?

Zu warm, zu kalt, zu nass, zu trocken... oft beklagen wir uns über das Wetter. Und wenn es uns mal wieder besonders ungewöhnlich vorkommt, heißt es oft: „Das liegt bestimmt am Klimawandel!“ Aber stimmt das überhaupt? ÖkoLeo erklärt, was Fachleute über das heutige und zukünftige Wetter in Hessen wissen. Außerdem stellt er Dir einige verrückte Wetterrekorde vor!

Leise rieselt der Schnee, still und starr ruht der See? Denkste. Im Jahr 2015 fühlte sich die Adventszeit zeitweise an wie Frühling. In manchen Gegenden Deutschlands wurden an Weihnachten blühende Obstbäume gesichtet. Aber erinnert sich noch jemand an den 14. Oktober 2015? Da schneite es in Hessen, mitten im Herbst.

"Das liegt bestimmt am Klimawandel": Diesen Satz hast Du sicher auch schon gehört, wenn das Wetter mal wieder nicht zur Jahreszeit passt. Und bestimmt hast Du auch schon gehört, wie ältere Leute dann zugestimmt haben: Früher, da lag zu Weihnachten regelmäßig Schnee. Und die Sommer waren noch richtige Sommer... Doch stimmt das eigentlich? 

Der eisige Februar 2012

Der Winter 2012 ist vielen Menschen in Hessen als besonders kalt in Erinnerung. Im Februar 2012 stieg die Temperatur in Kassel mehr als zwei Wochen lang nicht über 0 Grad Celsius. Im Burgwald-Bottendorf wurden -19,6 Grad gemessen. Zum Vergleich: Das ist so kalt wie in einer Gefriertruhe! Doch der Rest des Winters war vergleichsweise warm. Der gesamte Winter lag sogar über dem Durchschnitt! Und vom Rekord waren die Temperaturen noch weit entfernt. Der tiefste Wert in Deutschland wurde 1929 in Wolnzach-Hüll in Bayern gemessen. Damals sank das Thermometer auf -37.8 Grad Celsius.

Verrücktes Wetter ist nicht gleich Klimawandel

Die Wetterfachleute – sie heißen Meteorologen – sagen: Auch wenn das Wetter noch so "verrückt" ist, kann man nicht sagen, dass der Klimawandel der Grund dafür ist. Um das zu verstehen, sollte man die Bedeutung der Wörter Wetter und Klima kennen. Sie werden umgangssprachlich manchmal verwendet, als würden sie das gleiche bedeuten. Doch das Wetter beschreibt das, was zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort passiert. Zum Beispiel: Gestern hat es bei uns geregnet, heute scheint die Sonne.

Das Klima ist dagegen das, was an einem Ort normalerweise passiert. Dabei werden Wetterbeobachtungen über einen langen Zeitraum zusammengefasst. Üblicherweise geht es dabei um mindestens 30 Jahre. 

Um das Klima zu beschreiben, messen Meteorologen viele Jahre lang verschiedene Werte, zum Beispiel die Temperaturen und die Regenmenge. Das passiert an vielen Orten in ganz Deutschland an sogenannten Messstationen, wo verschiedene Wettermessgeräte fest installiert sind. In Hessen gibt es zum Beispiel rund 150 Messstationen des Deutschen Wetterdienstes.

In der folgenden Grafik sind verschiedene Messwerte der Messstation in Schotten in Mittelhessen eingezeichnet. In so einer Grafik fallen ungewöhnliche Werte auf. Wenn sie nur sehr selten zu beobachten sind, sprechen die Fachleute von einem „extremen“ Wetterereignis.

Grafik mit Messwerten
Die Grafik zeigt Messwerte der Wetterstation in Schotten. Klicke auf das Bild, um es zu vergrößern! (Bild: Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie)

Entdeckst Du den Rekord?

Du kannst noch viel mehr aus der Grafik herauslesen. Es gibt auch einen Temperaturrekord im Jahr 2013. Du kannst ihn entdecken, wenn Du die hellblaue mit der dunkelblauen Linie vergleichst. Und schau Dir an, was die verschiedenen farbigen Linien bedeuten. Die Lösung findest Du am Ende des Textes!

So kannst Du die Grafik auswerten: Einige der farbigen Linien zeigen sogenannte Mittelwerte, auch Durchschnittswerte genannt. Zum Beispiel die gelbe Linie: Das ist der Mittelwert für die Tageshöchsttemperatur in den Jahren 1981 bis 2010. Der Mittelwert für den 1. Januar ergibt sich aus den Temperaturen, die jeweils am 1. Januar 1981, am 1. Januar 1982 und so weiter gemessen wurden. Die Werte wurden dann durch die Anzahl der Jahre geteilt. Das Ergebnis kann als "typische" Temperatur an diesem Tag gelten. Voraussetzung ist, dass die Zahl der Messungen groß genug ist, damit einzelne ungewöhnliche Messungen das Ergebnis nicht zu stark beeinflussen.

Die violette Linie zeigt dagegen die Tageshöchsttemperaturen im Jahr 2013. Wenn Du die violette Linie mit der hellgrünen Linie vergleichst, kannst Du sehen, an welchen Tagen die Temperatur anders war als der Mittelwert.

Im März zum Beispiel liegt die violette Linie über einen längeren Zeitraum unter der gelben Linie. Das heißt: Im März 2013 war es ungewöhnlich kalt. Es gibt aber auch viele Tage, an denen es 2013 wärmer war als im Durchschnitt.

Der Hitzesommer 2003

Die meisten Erwachsenen in Deutschland dürften sich an den Sommer 2003 erinnern. Er war in ganz Europa besonders heiß. In Frankfurt am Flughafen und in Fulda wurde eine Höchsttemperatur von 38,7 Grad Celsius erreicht. Es gab 98 Sommertage, also Tage mit einer Höchsttemperatur über 25 Grad. In Fulda erreichten die Werte sogar an 19 Tagen über 30 Grad. Die höchste in Deutschland gemessene Temperatur wurde 2015 in Kitzingen in Bayern erreicht. An zwei Tagen wurde es 40,3 Grad heiß.

Was bringt der Klimawandel in Hessen?

Zurück zur Frage: Was hat der Klimawandel mit dem Wetter zu tun? Die Klimaforschung hat beobachtet, dass die Atmosphäre sich erwärmt. Die Atmosphäre ist die Lufthülle um unseren Planeten. Das heißt: Die Mittelwerte aller Temperaturmessungen auf der Erde steigen. Das liegt am sogenannten Treibhauseffekt. Wie der funktioniert, kannst Du hier nachlesen. Auch in Hessen sind steigende Temperaturen zu beobachten. Zwischen den Jahren 1881 und 2015 ist die Durchschnittstemperatur um 1,4 Grad Celsius gestiegen.

Das heißt natürlich nicht, dass es an jedem einzelnen Tag 1,4 Grad Celsius wärmer ist als im Jahr 1881. Das Wetter ändert sich wie früher von Tag zu Tag und kann sehr unterschiedlich sein. Und wie früher ist das Wetter manchmal einfach "verrückt". Doch bei diesen Extremereignissen beobachten die Fachleute, dass sich auf Dauer doch etwas ändert: Die extremen Wetterereignisse werden häufiger.

Es gibt mehr heiße Tage als früher. Als "heiß" zählen die Fachleute Tage, an denen die Temperatur über 30 Grad Celsius steigt. Und es gibt mehr sogenannte "Tropennächte". Das sind Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad Celsius sinkt. Im Winter sind die Eistage weniger geworden, also Tage, in denen die Temperaturen nicht über den Gefrierpunkt steigen. Im Winter gibt es in manchen Gegenden häufiger sehr starken Regen als früher.

Wie wirkt sich das aus, und was macht Hessen?

Das Klima wird sich in Zukunft weiter verändern.

Es wird noch mehr heiße Tage geben, mehr Trockenheit im Sommer und mehr Niederschlag im Winter. Das bringt einige Probleme für Mensch und Natur mit sich. Zum Beispiel wird es voraussichtlich mehr Hochwasser im Winter geben, im Sommer müssen dagegen Felder bewässert werden. Pflanzen blühen und reifen früher, dadurch verändern sich ganze Ökosysteme.

Weil der Klimawandel Probleme verursacht, gibt es auch in Hessen seit längerem Bemühungen, das Klima zu schützen. Im Jahr 2016 will die Landesregierung einen neuen Klimaschutzplan aufstellen. Ziel ist, den Ausstoß von Treibhausgasen in Hessen zu senken. Weitere Informationen zu dem Klimaschutzplan Hessen findest du auf http://www.klimaschutzplan-hessen.de