01. Dezember 2015 Klimaschutz, Einkaufen & Leben

Repair Café: Gemeinsam reparieren statt wegwerfen!

Ronny Habel (48) hat 2013 einen Reparaturtreff in Langen gegründet, das "Repair Café". Einmal im Monat lädt er zusammen mit freiwilligen Tüftlerinnen und Tüftlern zum gemeinsamen Reparieren kaputter Gegenstände ein. Ob Holzspielzeuge, Fahrräder oder Toaster, hier werden Geräte vor der Mülltonne bewahrt. Und die Gäste sollen selbst tüfteln!

ÖkoLeo: Ein Café kann man sich vorstellen – aber wie sieht ein Repair Café aus?

Ronny Habel: Unser Repair Café findet in einem Mehrzweckraum im "Zentrum für Jung und Alt" in Langen statt. Der Raum wird sonst zum Beispiel für den Leseclub für Grundschulkinder genutzt oder für Computerkurse für Senioren. Für das Repair Café decken wir die Tische mit Filz ab und besorgen Werkzeuge und Getränke für die Gäste.

ÖkoLeo: Welche Dinge und Geräte bringen die Menschen zum Reparieren mit?

Ronny Habel: Jeder kann bei uns vorbeikommen, vorausgesetzt, das kaputte Gerät ist nicht zu schwer, um es herzutragen (lacht). Meistens bringen die Leute eher kleinere Elektro-Geräte mit, zum Beispiel Kaffeemaschinen oder Toaster, aber auch Holzspielzeug oder Fahrräder. Das Alter der Besucher reicht übrigens von "hat gerade laufen gelernt" bis zu älteren Leuten.

ÖkoLeo: Wie funktioniert das Repair Café genau? Wer repariert was?

Ronny Habel: Das Repair Café findet immer am dritten Donnerstag im Monat statt. Wir sind insgesamt elf Hobbybastler und kommen einfach zusammen, um Menschen dabei zu helfen, kaputte Dinge zu reparieren. Da wir unterschiedliche Vorlieben und Talente haben, teilen wir uns die Aufgaben ein bisschen auf. Zum Beispiel haben wir ein paar Elektro-Spezialisten und eine Hobby-Näherin. Unser Schreiner kümmert sich natürlich lieber um das Holzspielzeug.

Eine Lichterkette mit Sternen wird auf einem Tisch repariert.
Auch im Repair Café macht sich die Adventszeit bemerkbar: Hier wird eine Lichterkette repariert. (Bild: privat/Ronny Habel)

ÖkoLeo: Und die Besucherinnen und Besucher legen selbst Hand an?

Ronny Habel:
Ja, das ist ganz wichtig! Einmal kam ein Mann vorbei und wollte ein kaputtes Gerät abgeben, um es später repariert wieder abzuholen. Aber so funktioniert das Repair Café nicht: Wir sind schließlich "Hilfe zur Selbsthilfe" und keine Reparaturwerkstatt. Eine ältere Dame hat auch am Anfang ganz verdutzt geschaut, als ich ihr den Schraubenzieher in die Hand gedrückt habe. Sie kommt seitdem regelmäßig wieder (lacht).

ÖkoLeo: Was hat Sie dazu veranlasst, das Café zu gründen?

Ronny Habel: Ich habe schon immer aus Spaß an der Freude handwerklich gearbeitet. Vor allem für Elektrotechnik kann ich mich begeistern. Schon als Kind habe ich Geräte aufschrauben wollen, um zu schauen, wie es innendrin aussieht! Mir hat die Idee besonders gefallen, sich zu treffen, um gemeinsam kaputte Geräte zu reparieren. So etwas gab es in Langen noch nicht. Als wir das Repair Café 2013 eröffnet haben, sind wir dann komplett überrannt worden. Mit einer solchen Nachfrage hatten wir nicht gerechnet!

Achtung! Schraube niemals Elektrogeräte auf, die noch am Stromnetz angeschlossen sind oder die Batterien enthalten. Versuche Reparaturen nie alleine, sondern nur, wenn Du fachkundige Unterstützung hast. Benutze nur Geräte, die fachkundig repariert worden sind!

 

Wenn Du dies beachtest, ist es natürlich spannend, mal einen Blick ins Innenleben von Gegenständen zu bekommen! Probier es doch gemeinsam mit Erwachsenen aus Deiner Familie aus, etwas Kaputtes zu reparieren. So kannst Du außerdem Müll vermeiden und die Umwelt schonen. Außerdem sparst Du Geld.

ÖkoLeo: Welche Geräte sind einfacher zu reparieren, als man denkt?

Ronny Habel: Manchmal ist die Reparatur ganz banal, manchmal unmöglich. Beim Toaster brechen oft Kleinteile ab, die wir nicht ersetzen können. Ein gutes Beispiel für eine überraschend einfache Reparatur sind Handstaubsauger. Hier sind schon mehrere Leute vorbeigekommen, deren Handstaubsauger nicht mehr länger als eine halbe Minuten saugen... es war immer das gleiche Problem: Nur der Akku war nicht mehr funktionstüchtig und musste ersetzt werden.

ÖkoLeo: Warum werfen Menschen so viele Geräte weg, statt sie zu reparieren?

Ronny Habel: Ein Problem ist, dass Elektrogeräte heutzutage sehr billig sind. Zu billig. Meistens ist eine Reparatur dann teurer als die Anschaffung eines neuen Gerätes. Oft ist auch nur ein kleiner Teil eines Gerätes kaputt, aber man kann kein Ersatzteil dafür besorgen, weil die Hersteller das gar nicht anbieten.

ÖkoLeo:
Was führt die Leute trotzdem ins Repair Café?

Ronny Habel:
Manchmal sind die Gäste einfach neugierig, wie ihre Geräte von innen aussehen. Oft ist es auch der Wunsch, nicht so viel Geld für eine Reparatur oder eine Neuanschaffung auszugeben. Manchen Leuten ist ein bestimmtes Gerät oder ein Gegenstand aber auch einfach sehr ans Herz gewachsen, zum Beispiel ein Spielzeug. Dann wollen sie es gar nicht einfach ersetzen, weil es einen persönlichen Wert hat.

ÖkoLeo: Wie sollten die Geräte aus Ihrer Sicht anders konstruiert sein, damit sie nicht so schnell weggeworfen werden?

Ronny Habel:
Es wäre wichtig, dass mehr Hersteller Geräte von vornherein so produzieren, dass es überhaupt möglich ist, sie zu reparieren. Das heißt, dass man Kleinteile entnehmen kann und der Hersteller selbst auch Ersatzteile verkauft.

ÖkoLeo: Was kann man selbst tun, um zu vermeiden, dass man ein Elektro-Gerät schnell wieder ersetzen muss?

Ronny Habel: Wer das billigste Elektro-Gerät kauft, braucht sich nicht zu wundern, dass es schnell kaputt geht. Ich denke, dass es sich lohnt, Geräte von einer Marke zu kaufen, die bekannt dafür ist, dass ihre Produkte lange halten. Ein guter Ruf basiert ja auf den Erfahrungen anderer Menschen. Wenn eine Firma Ersatzteile anbietet, ist das auch immer ein gutes Zeichen.

ÖkoLeo: Spielt nicht auch der Umgang mit den Geräten eine wichtige Rolle?

Ronny Habel: Geräte sind dazu da, genutzt zu werden und ihre Funktion zu erfüllen. Ob ich eine Kaffeemaschine einmal am Tag oder 30 Mal am Tag einschalte, sie sollte das aushalten. Und solange man sein Handy nicht gegen die Wand wirft, sollte es eine intensive Nutzung auch aushalten können.

ÖkoLeo: Wie häufig gelingt ihnen die Reparatur? Sind Sie zufrieden mit Ihrer Erfolgsquote?

Ronny Habel: Wir scheitern recht oft, weil wir keine Ersatzteile besorgen können. Und trotzdem kriegen wir knapp die Hälfte der Dinge wieder zum Laufen! Und wenn es mal gar nicht klappt, dann haben wir das defekte Gerät immerhin vor dem Hausmüll bewahrt, weil wir den Besuchern erklären, wie sie es korrekt entsorgen können. Allein dadurch, dass die Menschen durch das Angebot versucht haben, etwas zu reparieren, kann man schon etwas bewirken.

ÖkoLeo: Was haben Sie in Zukunft vor im Repair Café?

Ronny Habel: Wir können nach wie vor noch Verstärkung im Team gebrauchen, denn die Nachfrage ist hoch. Außerdem bekommen wir oft Anfragen, ob wir gebrauchte Geräte annehmen. Wir müssen die Leute dann leider wieder wegschicken. Eigentlich wäre es schön, die Geräte an jemanden zu vermitteln, der sie gebrauchen kann. Vielleicht können wir mit dem Sozialkaufhaus in Langen kooperieren. Dort könnten die funktionierenden Geräte für einen guten Zweck und zu einem kleinen Preis weiter verkauft werden.