15. Januar 2021 Ernährung & Gesundheit

Schulessen mal anders: gesund, lecker und umweltfreundlich

Schulessen kann mehr als einfach nur schnell satt machen. Die Mensa der Comenius-Schule in Herborn zeigt, wie es geht.

Caroline Gabriel leitet seit 2017 die Schulmensa an der Comenius-Schule in Herborn. Im Interview mit ÖkoLeo spricht sie darüber, wie lecker Schulessen sein kann. Und warum es wichtig ist, woher die Lebensmittel kommen, die in ihrer Mensa auf dem Teller landen.

Porträtfoto: Caroline Gabriel
Caroline Gabriel (Bild: privat)

ÖkoLeo: Wenn ich an Schulessen denke, dann denke ich an Pommes, Schnitzel und Nudeln mit Tomatensoße. Was ist das Problem an dieser Art von Schulessen?

Caroline Gabriel: Unsere Ernährung hat immer auch Einfluss auf uns Menschen und die Natur. Das wird klar, wenn wir uns fragen, wo unsere Lebensmittel herkommen und was sich in ihnen versteckt. 

In unserer Nahrung können Zusatzstoffe enthalten sein, die nicht gesund für uns sind. In der Landwirtschaft können Dünger und Pflanzenschutzmittel genutzt werden, die dem Boden, dem Wasser und den Tieren schaden. Und sie können sich auch auf unsere Gesundheit auswirken. Für die Produktion von Fleisch und anderen tierischen Produkten werden in manchen Regionen Regenwälder abgeholzt. Außerdem werden viele Nutztiere nicht artgerecht gehalten. 

Bei Schulessen wird oft nicht genau auf die Inhaltsstoffe und die Herkunft der Produkte geachtet. Es wird oft nicht darauf geachtet, die beschriebenen Probleme zu vermeiden. 

Mein Essen und die Umwelt

Beim Essen können wir viel für Umwelt und Klimaschutz tun.

ÖkoLeo: An der Comenius-Schule gab es bis vor ein paar Jahren auch noch „herkömmliches“ Schulessen. Was hat sich seitdem geändert? 

Caroline Gabriel: Die Schule war mit diesem Essen nicht mehr zufrieden, und es hat sich viel getan. Wir suchen in unserer Mensa nach anderen Möglichkeiten für das Schulessen. Heute bieten wir viele saisonale und regionale Lebensmittel* an, viele davon in Bio-Qualität.

Nahrungsmittel in Bio-Qualität werden unter strengeren Regeln produziert, zum Beispiel mit weniger Dünger. Das ist besser für die Umwelt und auch besser für unsere Gesundheit. Außerdem gibt es wenig Fleisch, maximal ein- oder zweimal in der Woche. 

Besonders wichtig ist uns, dass das Essen vielfältig ist – die Schüler und Schülerinnen haben bei uns eine ziemlich große Auswahl. Und auch Kinder mit Allergien oder Unverträglichkeiten finden bei uns etwas Leckeres zu essen.

*Anmerkung der Redaktion: Saisonal und regional bedeutet, dass die Lebensmittel aus der Region kommen, das heißt, aus der Umgebung. Und es wird möglichst Obst und Gemüse verwendet, das gerade Erntesaison hat.

Was wird wann in Hessen geerntet? Das verrät dir der Saisonkalender von ÖkoLeo. Du findest ihn in den Links neben dem Text. (Bild: Res Aeschbacher, Landwirtschaftlicher Informationsdienst/flickr.com/CC BY-SA 2.0)

ÖkoLeo: Wie kann denn ein gefüllter Teller in der Comenius-Schule aussehen?

Caroline Gabriel: Es gibt jeden Tag ein Menü mit Salat und einem Nachtisch. Mal gibt es eine Spinat-Lachs-Lasagne, ein indisches Kokos-Curry oder zum Beispiel einen Pfannkuchen mit Obst. Statt des Menüs kann man sich aber auch für eine Ofenkartoffel entscheiden oder sich an der Salat- oder Nudelbar selbst bedienen. Was man essen möchte, kann man ganz einfach vorher übers Internet buchen und dann an der Theke abholen.

ÖkoLeo: Woher genau kommen die Lebensmittel?

Caroline Gabriel: Vor allem ganz aus der Nähe! Wir arbeiten mit einer Firma aus der Region zusammen, die uns einmal in der Woche Teile unseres Menüs liefert. Alles können wir nämlich leider nicht selbst kochen. Das sind alles Bio-Lebensmittel. Wir ergänzen sie dann mit Lebensmitteln aus dem Biomarkt hier aus dem Ort. Unser Tiefkühlgemüse wird geliefert, ist aber auch biologisch angebaut. Auch vom Bäcker und vom Metzger aus dem Ort bestellen wir Lebensmittel.

Zwei Rinder auf der Weide, beide haben Hörner. Im Hintergrund ist eine Kuhherde zu sehen.
Rinder eines Bio-Bauernhofs in Dietzhölztal. Bei ÖkoLeo kannst du erfahren, wie die Tiere dort gehalten werden. Schau in die Links neben diesem Artikel. (Bild: Redaktion ÖkoLeo / www.oekoleo.de / CC BY-NC 3.0 DE)

ÖkoLeo: Was ist der Vorteil von regionalen Lebensmitteln? 

Caroline Gabriel: Wenn wir bei kleineren Geschäften im Ort einkaufen, unterstützen wir sie und wissen, wo unsere Lebensmittel herkommen. Das finde ich besonders wichtig. Unser Metzger zum Beispiel bietet Bio-Rindfleisch an und die Kühe weiden hier direkt vor Ort. Wir können sehen, dass es den Kühen wirklich gut geht. Die Tiere müssen nicht so weit transportiert werden, was für die Tiere sehr stressig wäre.

ÖkoLeo: Was können Schulen tun, um solches Essen anzubieten? Haben Sie Tipps?

Caroline Gabriel: Ich denke, dass es an jeder Schule möglich ist, mehr darauf zu achten, wo das Essen herkommt. Es gibt in den allermeisten Orten Bioläden und andere regionale Anbieter. Man muss nicht alles auf einmal umstellen, auch wir kaufen manche Produkte noch konventionell, also nicht in Bio-Qualität. Nudeln und Reis zum Beispiel. Es ist auch bei uns immer noch Luft nach oben, aber jeder kleine Schritt macht einen Unterschied.

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