04. November 2020 Landschaften & Ökosysteme

Warum natürliche Flüsse und Bäche wichtig sind

Fließendes Wasser schafft ganz besondere Lebensräume. Wie können dort Tiere, Pflanzen und Menschen gut miteinander auskommen?

In Hessen sollen in den kommenden Jahren viele Bäche wieder wilder werden. Das heißt, sie sollen in einen natürlichen Zustand versetzt werden. Denn „wilde“ Bäche und Flüsse sind nicht nur sehr schön. Sie sind auch wertvoll für die Natur. Unter anderem leben viele Tier- und Pflanzenarten im Wasser und an den Ufern.

Nicht nur Fische brauchen das Wasser, auch für andere Tierarten sind Bäche und Flüsse wichtig. Zum Beispiel für den Eisvogel und viele Amphibien wie zum Beispiel der Feuersalamander.

Aber auch für Menschen ist es gut, wenn Bäche und Flüsse möglichst naturnah fließen können. Natürliche Auenlandschaften können zum Beispiel bei starkem Regen viel Wasser aufnehmen. Das hilft, Überschwemmungen in Dörfern und Städten zu vermeiden.

In Hessen gibt es viele Flüsse und Bäche. Dazu gehören Große Flüsse wie Rhein und Main im Süden oder Fulda und Weser im Norden. Hinzu kommen viele, viele Bäche. Zusammen sind sie rund 23.600 Kilometer lang!

Warum wurden so viele Bäche und Flüsse begradigt?

Überflutete Wiesen an der Fulda bei Kämmerzell.
Überflutete Wiesen an der Fulda bei Kämmerzell. (Bild: UuMUfQ / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0)

Fachleute nennen Flüsse und Bäche zusammengefasst "Fließgewässer". Denn das ist ihre wichtigste Eigenschaft: Hier fließt Wasser. Der Ursprung sind Niederschläge, also Regen und Schnee. In Bergregionen, wo es regelmäßig regnet, finden sich besonders viele Quellen und kleine Bäche. Das Wasser folgt stets der Schwerkraft und fließt bergab. Es sammelt sich in Senken und Tälern und bildet Bäche und Flüsse. Diese strömen Richtung Meer.

Natürliche Flüsse und Bäche verändern sich ständig. Je nachdem, wie viel Regen fällt, fließt mehr oder weniger Wasser. Es trägt Sand und Steine mit sich, die sich an anderen Stellen wieder ablagern. An manchen Stellen wird das Ufer unterspült, an anderen bilden sich Sand- und Kiesbänke. Manchmal sucht sich das Wasser auf diese Weise ganz neue Wege.

Doch die allermeisten Flüsse und Bäche sind nicht mehr in einem natürlichen Zustand. Sie wurden begradigt, und viele Ufer wurden befestigt. Entlang einiger Flüsse wurden auch Deiche gebaut. In manchen Dörfern und Städten wurden Bäche sogar in Rohre verlegt und unter Straßen und Häusern hindurchgeleitet.

Der Grund dafür ist, dass viele Flüsse und Bäche im Laufe der Zeit den Menschen in die Quere kamen. Es wurden immer mehr Felder angelegt sowie Straßen und Siedlungen gebaut. Dabei störten wilde Wasserläufe, die sich im Zickzack durch die Landschaft schlängeln. Außerdem treten sie immer wieder über die Ufer und überschwemmen das Umland.

Warum sind natürliche Flüsse und Bäche wertvolle Lebensräume?

Bachkanal bei Leopoldshafen
Die Menschen haben Bäche so umgestaltet, dass sie nicht stören. (Bild: Hozro / Wikimedia Commons / Public Domain)

Bach- und Flusslandschaften sind sehr wertvoll für die Natur, wenn sie in einem natürlichen Zustand sind. Dann können im Wasser und an den Ufern besonders viele Tier- und Pflanzenarten leben. Denn natürliche Flüsse und Bäche sorgen für eine große Vielfalt. An manchen Stellen fließt das Wasser schneller, an manchen langsamer. Manche Ufer sind steil, manche flach. Es gibt viele Tier- und Pflanzenarten, die auf diese unterschiedlichen Bedingungen spezialisiert sind.

Der Eisvogel zum Beispiel braucht steile Ufer, in denen er seine Nisthöhle anlegt. Im Wasser muss es viele Fische geben, und für die Jagd auf die Fische braucht er Eisvogel genügend Ansitze – also höher gelegene Plätze, von denen er nach Beute Ausschau hält und starten kann.

Einige Fischarten wie der Schlammpeitzger und der Bitterling leben bevorzugt in ruhigen, flachen Gewässern, mit vielen Pflanzen und schlammigen Untergrund.

Der Feuersalamander dagegen braucht klare, kühle Bäche für seinen Nachwuchs. Solche Gewässer finden sich eher in Berg- und Hügellandschaften. Er legt seine Eier dort ab, und auch die daraus schlüpfenden Larven wachsen im Wasser auf.

Besonders wertvoll sind Auenlandschaften. Auen sind ebene Flächen an den Ufern von Flüssen Bächen, die immer wieder überschwemmt werden.

Ein gutes Beispiel ist das Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue am Rhein. Dort bildete der Rhein große Bögen, Seitenarme und Inseln. Die Natur dort ist sehr vielfältig. Es gibt Fließgewässer und stehende Gewässer, Wälder und Wiesen. Immer wieder werden Teile des Gebietes vom Rhein überflutet. Dort leben außergewöhnlich viele Tier- und Pflanzenarten.

Warum sind natürliche Gewässer auch für uns Menschen nützlich?

Das Naturschutzgebiet Alte Fulda bei Bad Hersfeld.
Das Naturschutzgebiet Alte Fulda bei Bad Hersfeld. (Bild: Heinz K. S. / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0)

Natürliche Flusslandschaften sind aus verschiedenen Gründen auch für Menschen wertvoll. Bei hohem Wasserstand können sie viel Wasser aufnehmen und schützen so vor Überschwemmungen. Fruchtbare Felder in den Flussauen liefern Nahrung, Bäume am Ufer Holz. Natürliche Flusslandschaften eignen sich auch besonders gut für Sport und Erholung.

Wie können wir Flüsse und Bäche schützen?

Es gibt schon viele Bemühungen, Flüsse und Bäche zu schützen. An vielen Orten werden auch Flüsse und Bäche wieder in ihren natürlichen Zustand versetzt.

Dafür gibt es auch Vorgaben, die in Gesetzen festgelegt sind. Zum Beispiel in einem Gesetz der Europäischen Union (EU), das in allen Mitgliedsändern gilt – also auch in Deutschland. Laut diesem Gesetz müssen Gewässer als Lebensräume geschützt werden. Sie müssen außerdem innerhalb einer bestimmten Zeit in einem "guten ökologischen Zustand" sein.

Auch andere Naturschutz-Regelungen gelten für Bäche und Flüsse. Sehr viele Ufer und Auen sind Naturschutzgebiete. Das heißt, dass Menschen dort besondere Rücksicht nehmen müssen.

Viele Menschen arbeiten als Freiwillige für den Schutz der Natur an Flüssen und Bächen. Zum Beispiel Mitglieder von Naturschutzorganisationen wie NABU oder BUND. Oft helfen sie, natürliche Bachläufe wiederherzustellen. Oder sie helfen beim Schutz bestimmter Arten, zum Beispiel, indem sie Nisthilfen für bedrohte Vogel- oder Fledermausarten aufbauen.

Flüsse und Bäche werden "wilder"

Die Hessische Landesregierung will helfen, 100 Bäche wieder in natürlichen Zustand zu bringen. Sie unterstützt hessische Städte und Gemeinden dabei.

An vielen Orten ist das in der Vergangenheit schon geschehen. Zum Beispiel an der Eder. Dort wurden unter anderem Befestigungen am Ufer entfernt, sodass sich der Fluss wieder seinen Weg selbst formen kann. ÖkoLeo hat hier darüber berichtet.

Was bedeuten natürliche Flusslandschaften für mich

Beim Schutz von Bach- und Flusslandschaften kann jede und jeder mithelfen. Dazu gehört natürlich, sich rücksichtsvoll in der Natur zu verhalten. Das gilt zum Beispiel für bewachsene Ufer von Bächen, denn dort finden viele Tiere Unterschlupf.

Wer sich rücksichtsvoll verhält, kann die Natur an Bächen und Flüssen genießen. Ein Vorteil von naturnahen Gewässern ist, dass sie besonders schön sind und dass es dort viel zu entdecken gibt. Tipps dazu gibt es hier bei ÖkoLeo!

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