07. Januar 2021 Basteln & Bauen

Was du übers Schnitzen wissen musst

Schnitz-Fachmann Till Bause gibt im Interview praktische Tipps zum Schnitzen und erzählt, was ihm am besten daran gefällt.

Till Bause hat schon als kleiner Junge gelernt zu schnitzen. Als er älter war, hat er es dann wiederentdeckt: am Lagerfeuer in Kanada. Heute arbeitet er auf dem Dottenfelder Hof in Bad Vilbel und bringt Kindern und Erwachsenen in Schnitzkursen das Handwerk bei.

Portrait von Till Bause
(Bild: Till Bause)

ÖkoLeo: Till, wenn ich jemanden beim Schnitzen beobachte, bekomme ich direkt Lust, selbst loszulegen. Was braucht man, um anzufangen?

Till Bause: Eigentlich braucht man nur ein scharfes Messer. Es muss kein spezielles Schnitzmesser sein, ein normales Taschenmesser zum Beispiel funktioniert super. Zum Anfang ist es eine gute Idee, ein Messer mit abgerundeter Spitze zu benutzen. Aber es ist wirklich ganz, ganz wichtig, dass es richtig scharf ist! Das Schnitzen macht sonst keinen Spaß. Mit stumpfen Messern ist es viel anstrengender. Das Holz franst auch aus und sieht nicht mehr so schön aus. Und weil man viel mehr Kraft aufwenden muss, tut man sich auch schneller weh.

ÖkoLeo: Alles klar! Aber Holz braucht man zum Schnitzen ja auch – auf was muss ich dabei achten?

Till Bause: Im Prinzip kann man aus jedem Holz etwas schnitzen. Besonders gut für den Anfang ist Haselnussholz. Die Äste des Haselnussstrauchs wachsen schön gerade, damit kann man super Spazierstöcke machen. Außerdem gehen vom Haselnusszweig wenige Seitenäste ab, die stören beim Schnitzen.

ÖkoLeo: Welche Eigenschaften machen Holz noch zu einem guten Schnitz-Holz?

Till Bause: Am Anfang sollte man kein hartes Holz nutzen, wie Buche oder Eiche. Auch Holz von Nadelbäumen ist nicht so gut geeignet. Denn da wechseln sich harte mit weichen Holzschichten ab, und das Messer rutscht deshalb unregelmäßig durch das Holz. Bei Lindenholz zum Beispiel ist das anders. Das ist ein sehr weiches, regelmäßiges Holz. Man kann daraus gut auch größere, kompliziertere Figuren schnitzen.

Grundsätzlich ist es leichter mit grünem Holz zu schnitzen. So nennt man frisches, noch wachsendes Holz. Das wurde früher schon so gemacht. Weil es weicher ist schont es das Werkzeug, die Messer werden nicht so schnell stumpf.

ÖkoLeo: Wo finde ich denn Holz vom Haselnussstrauch?

Till Bause: Das wird tatsächlich immer schwerer. Am Waldrand kann man ab und zu Haselnusssträucher finden. Manchmal auch noch in Hecken am Feldrand. Aber man sollte natürlich nicht einfach große Mengen Holz in der Natur abschneiden. Am besten fragt man Freunde oder Nachbarn, die einen Garten mit Sträuchern haben. Die müssen sowieso ab und zu zurückgeschnitten werden.

Schnitzzubehör: Mit einem Hohleisen kann man eine Mulde in ein Stück Holz schnitzen. Mit etwas Übung wird daraus dann ein Löffel.
Schnitzzubehör: Mit einem Hohleisen kann man eine Mulde in ein Stück Holz schnitzen. Mit etwas Übung wird daraus dann ein Löffel. (Bild: Till Bause)

ÖkoLeo: Du hast schon von einem Wanderstock erzählt. Was kann man noch zu Anfang schnitzen?

Till Bause: Als Übung kann man Muster in einen Stock schnitzen. Den Kindern in meinen Kursen fällt meistens etwas Tolles ein, zum Beispiel ein Zauberstab. Wenn man eine Seite vom Ast spitz schnitzt, kann auch schon aus einem kleinen Stück Holz eine Figur mit Zipfelmütze werden.

Wenn man schon etwas geübter ist, kann man auch versuchen, ein kleines Buttermesser zu schnitzen. Oder einen Löffel, Dazu braucht man aber ein Hohleisen, das ist ein Schnitzeisen mit U-Form. Damit kann man Holz aushöhlen. Das wird dann aber schon etwas komplizierter und man sollte sich von einem Erwachsenen helfen lassen.

ÖkoLeo: Du hast schon erwähnt, dass ein scharfes Messer wichtig ist, um das Verletzungsrisiko zu senken. Gibt es weitere Regeln, an die ich mich halten sollte?

Till Bause: Kleine Verletzungen gehören dazu, das ist beim Schnitzen ganz normal. Schlimmeres ist in meiner Schnitzwerkstatt aber noch nie passiert. Dafür ist es aber wichtig, dass man immer von sich wegschnitzt, nie zum Körper hin! Außerdem sollte man gerade sitzen, mit beiden Füßen auf dem Boden. Und ganz wichtig: Immer schön Abstand zu anderen Menschen halten – falls man mit dem Messer mal abrutscht.  

ÖkoLeo: Was gefällt dir selbst besonders gut am Schnitzen?

Till Bause: Beim Schnitzen kann man sehr viel lernen. Zum Beispiel, dass Holz ein nachwachsender Rohstoff ist. Wenn man vom Haselnussstrauch einen Ast abschneidet, kann man sehen, dass der Strauch an der gleichen Stelle wieder austreibt. Man merkt auch, dass Holz ein Naturstoff ist. Jedes Holz und jeder Ast sieht anders aus, fühlt sich anders an und lässt sich anders schnitzen.

Aber man kann auch viel für die eigene Persönlichkeit lernen. Man wird geschickter und lernt, ruhig und gelassen zu bleiben statt wütend zu werden, wenn mal was schief geht.

Wenn ich anfange zu Schnitzen, dann kann ich richtig gut abschalten und werde ganz ruhig. Ich konzentriere mich dann nur aufs Schnitzen und merke dabei, was ich alles schaffen kann. Wenn man übt, dann wird man immer besser und geschickter – das finde ich besonders toll!

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