Was hat Landwirtschaft mit Umweltschutz zu tun?
Der größte Teil der Fläche in Deutschland wird für Landwirtschaft genutzt. Darum hat sie enorm große Auswirkungen auf die Umwelt: zum Beispiel auf die Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten, die Böden und das Wasser.
Felder, Weiden, Obstplantagen, Gemüseanbau: Wo man auch hinschaut, wird Landwirtschaft betrieben. In Hessen wird mehr als ein Drittel der Fläche für Landwirtschaft genutzt. Das ist mehr als doppelt so viel wie für Städte, Dörfer, Straßen und andere Siedlungs- und Verkehrsflächen zusammen. Deutschlandweit ist der Anteil der Landwirtschaft sogar noch größer. Er liegt bei mehr als der Hälfte der Fläche.
Kein Wunder, denn der Mensch braucht die Landwirtschaft! Schließlich ernähren wir uns davon, was auf Feldern und Plantagen wächst und von Fleisch, Milch und Käse. Seit einiger Zeit werden außer Nahrungsmitteln außerdem weitere Rohstoffe angebaut, zum Beispiel sogenannte Energiepflanzen. Dazu zählt unter anderem Raps, der zur Herstellung von Bio-Treibstoff benutzt wird.
Wie beeinflusst die Landwirtschaft die Umwelt?
Weil die Landwirtschaft so eine große Rolle spielt, ist auch die Wirkung auf die Umwelt groß. Seit vielen Jahrhunderten wird fast überall in Deutschland Landwirtschaft betrieben, und das prägt, wie es in vielen Regionen aussieht. Nur ganz kleine Gebiete sind in einem natürlichen Zustand. Der Rest der Landschaft wird dagegen als Kulturlandschaft bezeichnet. Die Kulturlandschaften sind aber nicht grundsätzlich schädlich für die Umwelt. Viele Pflanzen- und Tierarten sind sogar angewiesen darauf, dass die Landschaft nicht von Wald bedeckt wird. Das klappt nur mit einer funktionierenden Landwirtschaft.
Von der Landwirtschaft hängt nicht nur ab, was auf den Feldern wächst. Die Art der Bewirtschaftung hat auch Einfluss darauf, welche wilden Tier- und Pflanzenarten gut in der Kulturlandschaft leben können.
Außerdem wird in der Landwirtschaft der Boden bearbeitet, Felder werden gedüngt, und zum Schutz der Pflanzen werden oft Schädlingsbekämpfungsmittel verwendet. Daher beeinflusst die Art der Landwirtschaft auch, wie es dem Boden, dem Grundwasser und Bächen, Flüssen und Seen geht.
Kleine Bauernhöfe werden seltener
Die Art der Landwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr stark verändert. Kleine Bauernhöfe, die Felder bewirtschaften und gleichzeitig verschiedene Tierarten halten, gibt es nur noch selten. Die Betriebe werden immer größer.
Im Vergleich zu früher arbeiten viel weniger Menschen in der Landwirtschaft. Sie produzieren aber viel mehr. Das ist möglich, weil die Landwirtschaft immer mehr auf Technik setzt. Mithilfe von Maschinen, Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln versuchen die Betriebe, möglichst viel Ertrag zu erreichen. Auch die Pflanzen selbst wurden über Jahrhunderte hinweg auf einen höheren Ertrag hin gezüchtet. Man nennt dies auch intensive Landwirtschaft.
Die intensive Landwirtschaft hinterlässt Spuren
Wo intensive Landwirtschaft betrieben wird, kann man dies oft auch sehen. Die Felder sind größer, und es werden nur wenige Arten von Nutzpflanzen angebaut. Das ist praktisch, denn so ist der Einsatz von Maschinen noch leichter. Es kann mit weniger Aufwand mehr geerntet werden.
Aus Sicht des Naturschutzes haben solche „aufgeräumten“ Landschaften jedoch Nachteile. Sie zerschneiden die natürlichen Lebensräume. Auf und zwischen den bewirtschafteten Flächen selbst finden nur noch wenige wilde Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Für Vögel und Nagetiere zum Beispiel fehlen Hecken und Sträucher, die Nahrung und Unterschlupf bieten. Bienen und Schmetterlinge finden nur wenige Blüten.
Der Einsatz von schweren Maschinen kann auch dem Boden schaden. Wenn er intensiv bearbeitet und dabei von den Maschinen verdichtet wird, kann das zur Erosion führen: Wind und Regen tragen einen Teil der sehr dünnen oberen Schicht der fruchtbaren Erde fort.
Dünger: Auf den Feldern erwünscht, im Wasser schädlich
Auch Dünger und Pflanzenschutzmittel können Schaden anrichten. Ein Teil der Düngemittel wird nicht von den Pflanzen auf dem Feld aufgenommen, sondern vom Regen fortgespült. So gelangen Pflanzennährstoffe in Bäche, Flüsse und Seen. Diese können dadurch überdüngt werden. Das bedeutet, dass dort Algen oder bestimmte Pflanzen übermäßig wachsen – und das kann den anderen Tier- und Pflanzenarten schaden.
Ein Teil der Nährstoffe gelangt auch ins Grundwasser. Er versickert mit dem Regenwasser, und das führt zu einem hohen Anteil des Stoffs Nitrat im Grundwasser. Das Problem ist: Aus dem Grundwasser wird ein großer Teil des Trinkwassers gewonnen. Nitrat jedoch kann im Körper gesundheitsschädlich wirken.
Das ist zwar fast nie ein Problem für das Trinkwasser, das aus dem Wasserhahn kommt. Denn das wird in Deutschland streng kontrolliert. Doch bei zu viel Nitrat im Grundwasser müssen die Wasserwerke manchmal neue Trinkwasserbrunnen anlegen. Oder sie müssen das Grundwasser aus verschiedenen Quellen mischen oder aufwändig reinigen, damit das Trinkwasser auch wirklich unbedenklich ist.
Im Grundwasser finden sich manchmal sogar Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Das zeigt, dass auch diese Mittel nicht nur auf den Feldern bleiben, wo sie eigentlich hingehören. Ins Grundwasser gelangen aber nur winzige Spuren davon, die nicht gesundheitsschädlich sind. Ein weiteres Problem der Pflanzenschutzmittel ist allerdings, dass sie nicht nur gegen Pflanzenkrankheiten und Schädlinge wirken. Manche Mittel sind auch für andere Insekten schädlich, zum Beispiel Bienen.
Tiere, Tiere, Tiere
Aus Sicht des Umweltschutzes kann auch die intensive Tierhaltung zu Problemen führen. Überdüngung von Gewässern und Nitrat im Grundwasser sind vor allem dort ein Problem, wo sehr viele Tiere gehalten werden. Denn ihre Gülle wird als Dünger auf die Felder gebracht.
Außerdem brauchen Nutztiere Futter. In Deutschland werden auf 60 Prozent der Ackerfläche Futtermittel angebaut. Außerdem wird eine große Menge von Futtermitteln aus dem Ausland importiert, zum Beispiel gentechnisch verändertes Soja aus Südamerika. Viele Umweltschützer kritisieren, dass der Aufwand für die Fleischproduktion sehr groß sei. Im Vergleich dazu ist es viel ressourcenschonender, auf den Feldern direkt Nahrungsmittel für Menschen anzubauen.
So geht’s umweltfreundlicher
Für viele Landwirtinnen und Landwirte ist es auch heute ein wichtiger Teil der Tradition, die Schätze der Natur zu erhalten und zu pflegen. Denn ohne gesunde Böden und eine intakte Natur gibt es auf Dauer keine gute Ernte.
Besonders umweltverträglich ist die ökologische Landwirtschaft, oft auch Bio-Landwirtschaft genannt. Für die ökologische Landwirtschaft gibt es feste Regeln. Dazu gehört, dass besonders sorgfältig mit Dünger umgegangen wird. Außerdem sind künstliche chemische Pflanzenschutzmittel nicht erlaubt.
Viele Bio-Betriebe setzen sich auch für den Erhalt der biologischen Vielfalt ein. Sie setzen dabei auf eine vielfältigere Fruchtfolge, also säen nicht immer die gleiche Nutzpflanze aus, sondern achten auf Abwechslung. Außerdem setzen Biobauern oft auch auf die Haltung seltener Nutztierrassen.
Es gibt viele weitere Möglichkeiten, die Landwirtschaft umweltverträglicher zu gestalten. So können zum Beispiel an Feld- und Wegrändern sogenannte Blühstreifen stehen gelassen werden – Flächen, auf denen verschiedene Wiesenblumen und Kräuter sowie Sträucher wachsen können. Das machen sowohl die Biobauern als auch die anderen, sogenannte konventionelle, landwirtschaftliche Betriebe.
Auch Verbraucher/-innen können mithelfen. Sie können die umweltverträgliche Landwirtschaft unterstützen, indem sie deren Produkte kaufen – zum Beispiel Bio-Lebensmittel. Oder sie entscheiden sich für regionale Erzeuger. Damit unterstützen sie die Landwirtschaft vor Ort und verringern die Transportwege, was wiederum gut ist für den Klimaschutz ist. Viele landwirtschaftliche Betriebe bieten ihre Waren auf Wochenmärkten, im eigenen Hofladen oder sogar in großen Supermärkten an. Achte beim nächsten Einkauf mal darauf.
Urheberrecht: Nutzen erlaubt!
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