12. Januar 2021 Tiere

Gestatten: Unsere wilden Mitbewohner

Füchse und Wildschweine leben tief im Wald? Nicht immer! Wildlebende Tiere finden sich immer öfter auch in Städten. Was treibt die Tiere in die Nähe der Menschen?

Wenn man sich in der Stadt genau umschaut, entdeckt man überraschend oft wildlebende Tiere. Damit sind nicht streunende Hunde und Katzen gemeint, sondern Arten, die man eigentlich in der Natur erwartet – zum Beispiel im Wald. Einige Vogelarten gehören dazu, Fledermäuse, und sogar Füchse und Wildschweine.

Seit einigen Jahrzehnten zieht es einige Arten zunehmend in Dörfer und Städte. Sie finden nicht nur in großen Parks Unterschlupf, sondern manchmal sogar in Wohnhäusern. Wie kommt das?

Tierische Landflucht

Vor wenigen hundert Jahren gab es auf dem Land eine viel größere Vielfalt von Lebensräumen und Nahrungsquellen für wildlebende Tiere. Neben Wäldern gab es viele Wiesen und Weiden, auf denen die verschiedensten Gräser und Kräuter wuchsen. Die Felder waren kleiner, und es wurden darauf viele unterschiedliche Pflanzen angebaut. An vielen Orten schlängelten sich Bäche durch die Landschaft. Wildlebende Tiere finden in solchen Landschaften gut einen Unterschlupf und Nahrung.

Heute sieht es in vielen Regionen ganz anders aus. In der Landwirtschaft gibt es oft Monokulturen. Das heißt, dass auf großen Flächen nur eine Pflanzenart angebaut wird. An manchen Orten in Deutschland wächst zum Beispiel nur Mais, soweit das Auge reicht. Die Felder sind außerdem oft riesig.

Maisfeld
Riesige Felder mit Mais: Nur wenige Insekten finden auf solchen Flächen Unterschlupf und Nahrung. (Bild: flockine / pixabay.com / Pixabay Lizenz)

Solche Landschaften sind für viele Tierarten als Lebensraum nicht gut geeignet. Nur wenige Arten finden hier ausreichend Nahrung. Für eine große Vielfalt von Arten sind vielfältige Landschaften wichtig, denn schließlich hat jedes Tier seinen eigenen Speiseplan.

Landwirtschaft

Durch die intensive Landwirtschaft gehen Lebensräume für Tiere und Pflanzen verloren.

 

Hinzu kommt: Die Landschaft wird durch viele Straßen, Autobahnen, Bahnstrecken, Industriegebiete und Wohnsiedlungen zerteilt. Auch das ist ein Problem für ihre wilden Bewohner und Bewohnerinnen. Autobahnen und Bahnstrecken sind ein gefährliches Hindernis, und die möglichen Lebensräume werden durch sie verkleinert.

Ab in die Stadt

Kein Wunder also, dass Tiere sich neue Lebensräume suchen. Das passiert seit einigen Jahrzehnten immer häufiger in Stadtgebieten.

Besonders beliebt: Kleingartenanlagen mit Komposthaufen und Gemüsebeeten, grüne Parkflächen, wilde Gärten oder sogenannte Brachflächen. Das sind zum Beispiel alte Bahngleise, verlassene Industrieflächen oder andere vom Menschen ungenutzte Gebiete. Oft bleiben solche Flächen jahrelang oder sogar jahrzehntelang unbenutzt, sodass sich die Natur sie zurückerobern kann.

Eine alte Mauer wird von Pflanzen überwuchert.
Eine alte Mauer wird von Pflanzen überwuchert. Hier gibt es jede Menge Verstecke für Wildtiere. (Bild: 3268zauber / commons.wikimedia.org / CC BY-SA 3.0)

Diese Orte bieten oft eine große Vielfalt an Pflanzen, Nahrungsquellen und Unterschlupfmöglichkeiten. Aber auch die gut gefüllten Mülltonnen der Stadtmenschen bieten wilden Tieren eine große Auswahl an Leckereien, zum Beispiel Waschbären und Füchsen.

Vor allem die deutsche Hauptstand Berlin ist bekannt dafür, dass die Anzahl an wilden Tieren in der Stadt zunimmt. Berlin gilt deshalb als Hauptstadt der Wildtiere. Das liegt auch an den vielen Grünflächen in der Stadt und in deren Umgebung. So findet man zum Beispiel mehr als zwei Drittel der in Deutschland brütenden Vogelarten auch in Berlin.

Wer sind unsere wilden Mitbewohner?

Nicht nur Vögel, sondern sogar Rehe und Wildschweine zieht es in manchen Regionen Deutschlands in die Städte. Besonders oft beobachten kann man Füchse, Fledermäuse und Waschbären. 

Füchse

Ein Fuchs auf einer Mauer
Vor allem junge Füchse haben vor Menschen kaum Angst. Trotzdem sollte man sie aus der Ferne beobachten. (Bild: Adam Sondel / pexels.com / Public Domain)

Bitte nicht anfassen

Wildlebende Tiere solltest du nicht anfassen! Sie könnten Krankheiten übertragen. Wenn du ein verletztes oder regloses Tier findest, frag Erwachsene um Rat. Fachkundige Hilfe bieten Auffangstationen. Sie gibt es an vielen Orten. Schau im Internet oder frage nach beim Umweltamt in deiner Stadt oder bei Tierschutz- oder Naturschutz-Vereinen.

Bei einem Besuch in einem Berliner Park kann es gut sein, dass man ein rotbraunes Fellbüschel durch die Gegend springen sieht. Etwa 1.700 Füchse leben derzeit in der Stadt. Dort haben sie keine natürlichen Feinde. Nahrung finden sie dagegen reichlich. Sie jagen zum Beispiel Mäuse und Ratten.

Viele der Tiere haben sich an den Trubel der Stadt gewöhnt und sind auch am Tag unterwegs. Dabei kommen sie dem Menschen manchmal ganz schön nah. Wir Menschen oder unsere Hunde und Katzen brauchen vor dem Fuchs aber keine Angst zu haben.

Fledermäuse

eine kopfüber schlafende Fledermaus
Die kopfüber schlafenden Fledermäuse finden in der Natur in dunklen Höhlen Unterschlupf. Aber auch in Wohnhäusern finden sie Verstecke. (Bild: Tine Ivanič / unsplash.com / Public Domain)

In Deutschland leben 25 verschiedene Fledermausarten. Viele davon sind gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht. Für viele ist die Stadt ein sehr guter Lebensraum. Mauerspalten und kleine Dachritzen an unseren Hauswänden bieten einen idealen Unterschlupf. Weil Fledermäuse nachtaktiv sind und uns Menschen nicht stören, fallen sie in der Stadt kaum auf. Leuchtet man aber mit einer Taschenlampe in den Nachthimmel, kann man mit etwas Glück eine Fledermaus entdecken. Oft sieht man sie auch in der Nähe von Straßenlaternen. Denn von deren Licht werden viele Insekten angezogen – Fledermäuse können dort reiche Beute machen. Außerdem kreisen Fledermäuse gerne über Gewässern wie Flüssen oder Bächen, die durch die Stadt fließen.

Waschbären

Ein Waschbär hinter einem Baum
Waschbären halten sich gern in der Nähe von Wohnsiedlungen auf. Denn dort finden sie oft Unterschlupf und jede Menge Futter. (Bild: PublicDomainPictures / pixabay.com / Pixabay Lizenz)

Waschbären-Alarm

Waschbären können eine Menge Schaden anrichten. Wie sollen wir mit ihnen umgehen?

Rumpelt und kracht es auf dem Dachboden? Vielleicht hat man es dann mit einem Waschbären zu tun. Die flauschigen Kleinbären mit Banditen-Maske, gestreiftem Schwanz und Stupsnase sehen zwar süß aus, haben es aber faustdick hinter den Ohren. Sie nisten sich gern auf dem Dachboden ein, in Garagen oder Gartenlauben. In der Dämmerung verlassen sie ihre Verstecke, um Nahrung zu suchen – zum Beispiel in der Mülltonne. Oft hinterlassen sie dabei großes Chaos.

Wie bei allen wilden Tieren gilt auch bei Waschbären in der Stadt: Streicheln und Füttern verboten! Hält man Abstand, kann man die Tiere wunderbar beobachten und muss sich nicht vor ihnen fürchten.

Die neue Stadtnatur

Städte gehören also nicht nur uns Menschen. Wir teilen sie mit kleinen und größeren Wildtieren und vielen verschiedenen Pflanzen. Insgesamt ist die Vielfalt der Arten und Lebensräume – die sogenannte Biodiversität – in der Stadt heute oft größer als im Umland. In Zukunft werden Städte für Tiere sogar noch wichtiger, sagen Fachleute.

Tipps, wie du deinen Garten in ein echtes Wildbienenparadies verwandeln kannst, findest du im Artikel "Der bienenfreundliche Garten".

Warum dein Garten wichtig ist

Mit kleinen Schritten kann man im eigenen Garten oder auf dem Balkon etwas für die Natur tun.

Um die Vielfalt der Arten zu schützen, müssen wir auch in Städten Lebensräume erhalten. Zum Beispiel, indem wir Freiräume schaffen, in denen wir der Natur freien Lauf lassen. Außerdem sollten wir bei der Nutzung von Parks und anderen grünen Flächen daran denken, dass wir sie mit wildlebenden Tieren und Pflanzen teilen.

Wenn wir die Stadtnatur als Lebensraum für viele Arten betrachten und sie pflegen, freuen sich nicht nur unsere tierischen Mitbewohner, sondern sie nutzt auch uns Menschen. Denn die Stadtnatur hat Vorteile: Wir können die Natur in unserer direkten Umgebung beobachten und genießen.

Außerdem spielen naturnahe Lebensräume in der Stadt eine wichtige Rolle bei der Anpassung an den Klimawandel. Bäume und Pflanzen sorgen für frische, saubere Luft, spenden im Sommer Schatten und dienen so als eine Art natürliche Klimaanlagen.

Urheberrecht: Du darfst die Inhalte von ÖkoLeo kostenlos nutzen.

Du darfst Texte und Bilder auch kopieren und für deine eigenen Zwecke verwenden. Es ist aber nicht erlaubt, damit Geld zu verdienen. Wenn du Inhalte von ÖkoLeo anderswo veröffentlichen willst, zum Beispiel auf der Internetseite deiner Schule, beachte bitte einige Regeln. Du findest sie im Impressum