11. Februar 2020 Landschaften & Ökosysteme, Klimaschutz

Wie der Klimawandel zur Gefahr für Tier- und Pflanzenarten wird

Mehr heiße und trockene Sommer, milde Winter: Dadurch verändern sich die Lebensbedingungen in der Natur. Viele Tier- und Pflanzenarten können sich anpassen. Aber einige bekommen besondere Schwierigkeiten.

Durch den Klimawandel sind manche Tier- und Pflanzenarten in Hessen in besonderem Maße bedroht. Das bedeutet, dass sie immer seltener werden und an manchen Orten in Zukunft ganz verschwinden könnten. Die Veränderungen des Klimas wie häufigere Dürre allein sind nicht der Grund dafür. Aber durch sie wird es für bestimmte Arten schwerer als für andere.

Welche Arten sind besonders durch den Klimawandel bedroht?

Wer sind die Klimaverlierer?

Diese Tiere und Pflanzen in Hessen sind betroffen.

In Hessen sind eine ganze Menge Arten betroffen. Eine Liste mit 234 Tier- und Pflanzenarten, die möglicherweise in Zukunft in besonderem Maße betroffen sind, hat das Landesamt für Naturschutz erstellt.

Dazu gehören bekannte Tierarten wie der Feuersalamander und der Kiebitz. Bei den Pflanzenarten findet man zum Beispiel die echte Arnika und den europäischen Frauenschuh auf der Liste. Hinzu kommen viele weitere Arten, darunter Schmetterlinge, Vögel, Fische, Schnecken und viele Pflanzen.

Klimawandel verändert die Lebensbedingungen

Klimawandel

Wie kommt es zum Klimawandel?

Aber wie kommt es, dass wegen des Klimawandels Tier- und Pflanzenarten bedroht sind? Unter Klimawandel versteht man, dass die durchschnittlichen Temperaturen langsam steigen. In Hessen sind sie in den vergangenen 100 Jahren um ungefähr ein Grad Celsius gestiegen.

Das heißt aber nicht, dass es an jedem einzelnen Tag ein Grad wärmer ist als vor hundert Jahren. Das Wetter ändert sich weiterhin von Tag zu Tag. Und Frühling, Sommer, Herbst und Winter können jedes Jahr anders ausfallen.

Ein grünes Boot an einem See. im Hintergrund eine Brücke über den See
Am Wasserstand im Edersee kann man erkennen, wenn es lange Zeit sehr wenig regnet. (Bild: Dagobert1980 / pixabay.com / Pixabay Lizenz)

Aber wenn man die Wetterbeobachtungen über einen sehr langen Zeitraum vergleicht, wird klar, dass sich auf Dauer etwas verändert. Zum Beispiel gibt es im Sommer heute häufiger besonders heiße Tage als vor 100 Jahren. Und seit den 1990er-Jahren gab es im Sommer vermehrt sehr trockene Zeiten, in denen wenig Regen fiel.

In Zukunft wird sich das Klima noch weiter verändern. Voraussichtlich wird es noch mehr heiße Tage im Sommer geben und weniger Frosttage im Winter. Im Sommer wird es voraussichtlich noch trockener, stattdessen wird im Winter mehr Regen fallen.  Außerdem wird es häufiger sogenannte extreme Wetterereignisse geben wie Starkregen und Stürme.

Was Klimaveränderungen in der Natur bewirken

Mehr heiße Sommertage, lange Dürre, milde Winter – solche Veränderungen wirken sich auf verschiedene Weise auf Tiere und Pflanzen aus.

Manche Arten reagieren direkt auf Temperaturen und ändern ihr Verhalten. Zum Beispiel Tiere, die Winterschlaf oder Winterruhe halten. Ein Beispiel ist die Haselmaus. Der Winterschlaf ist eine Art Energiesparprogramm. Wenn es in der Winterzeit besonders mild ist, kann es passieren, dass die Tiere häufiger aufwachen. Doch dafür brauchen sie mehr Energie. Sie zehren ihre Fettpolster schneller auf, die sie sich vor dem Winter angefressen haben. Das kann gefährlich werden, denn die Tiere könnten verhungern.

Eine Haselmaus hält Winterschlaf in einem Vogelnest.
Eine Haselmaus hält Winterschlaf in einem Vogelnest. (Bild: Zoë Helene Kindermann / commons.wikimedia.org / CC BY-SA 4.0)

Die Klimaveränderungen wirken sich nicht immer direkt auf Tier- und Pflanzenarten aus. Vielmehr führen sie dazu, dass sich die Lebensbedingungen verändern. Zum Beispiel für den Feuersalamander. Diese Eidechse bekommt ihren Nachwuchs in kleinen Bächen und Tümpeln. Wenn längere Zeit zu wenig Regen fällt, trocknen solche Lebensräume aus. Das war zum Beispiel im Hitzesommer 2018 im Vogelsberg der Fall.

Auch der Kiebitz und das Braunkehlchen, beides Vogelarten, bekommen wegen der Trockenheit Schwierigkeiten. Denn sie leben vor allem auf feuchtem Grünland, also Wiesen und Weiden. Das Problem wird noch verstärkt dadurch, dass solche Lebensräume sowieso selten geworden sind. Viele wurden trockengelegt und werden für die Landwirtschaft genutzt.

Auch die Pflanze Arnika leidet darunter, dass sich ihre Umgebung verändert. Sie wächst vor allem in den höheren Lagen der Mittelgebirge, auf Böden mit wenig Nährstoffen. Dort hat sie wenig Konkurrenz. Das heißt, dort wachsen nicht so viele andere Pflanzenarten, die ihr Licht, Wasser und Nährstoffe wegnehmen wie anderswo. Doch durch den Klimawandel verändern sich auch hier die Bedingungen. Das könnte Arnikapflanzen überfordern. Und ein Rückzug in noch höhere gelegene Lebensräume ist nicht mehr möglich.

Sogar die Baumart Fichte ist besonders betroffen vom Klimawandel, obwohl sie als sehr häufige Art nicht auf der Liste steht. Denn sie kommt nicht gut mit Trockenheit und Hitze zurecht. Hinzu kommt, dass die Bäume dann schwächer werden und sich schlechter gegen den Borkenkäfer wehren können.

Warum ist Anpassung wichtig?

Das Foto zeigt den Hoherodskopf mit Schnee im Jahr 2004.
Auch in großer Höhe wird es milder, Frost und Schnee werden seltener. Das Foto zeigt den Hoherodskopf im Jahr 2004. (Bild: MdE / commons.wikimedia.org / CC BY-SA 3.0)

Manche Tier- und Pflanzenarten kommen mit unterschiedlichen Bedingungen zurecht. Sie können sich eher an die Veränderungen anpassen, die durch den Klimawandel ausgelöst werden.

Schwerer haben es Arten, die ganz bestimmte Bedingungen brauchen oder die sich nur schwer anpassen können. Wie der oben erwähnte Feuersalamander, der für seinen Nachwuchs Tümpel oder kleine Bäche braucht.

Besonders schwer haben es Arten, die sehr spezialisiert sind. Zum Beispiel die Schmetterlingsart Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Ihre Raupen ernähren sich nur von den Blüten einer ganz bestimmten Pflanzenart und ihre Larven fressen eine bestimmte Ameisenart. Wenn einer der anderen Arten etwas passiert, kann es schnell sein, dass auch der Spezialisten-Schmetterling verschwindet.

Sich anzupassen kann auch bedeuten, in andere Regionen abzuwandern. Manche Arten könnten dann aus Hessen verschwinden, aber anderswo einen Lebensraum finden. So kühl wie in den Höhenlagen der Mittelgebirge wird es in Zukunft wahrscheinlich nur noch etwas weiter im Norden sein.

Andererseits könnten sich Arten neu in Hessen ansiedeln, die aus milderen Regionen stammen. So lebt schon heute wieder die Europäische Gottesanbeterin in Hessen. Das ist ein großes Insekt, das lange Zeit nicht in Hessen beobachtet wurde. Die Art ist bisher vor allem weiter im Süden verbreitet.

Doch wenn die Veränderungen zu schnell gehen, könnten es sein, dass Arten sich nicht rechtzeitig anpassen können. Und es kann sein, dass manche Lebensräume noch seltener werden oder ganz verschwinden. So hätte die Pflanze Arnika, die in großer Höhe wächst, in Hessen keinen Platz mehr zum Ausweichen.

Was können wir für die bedrohten Tier- und Pflanzenarten tun?

Warum dein Garten wichtig ist

Heimische Arten brauchen naturnahe Gärten.

Um die Vielfalt der Arten trotz des Klimawandels zu schützen, können die Menschen einen Beitrag leisten. Der wichtigste besteht darin, die Folgen des Klimawandels zu begrenzen. Das heißt, so schnell wie möglich muss der Ausstoß von Treibhausgasen verringert werden.

Darüber hinaus ist es vor allem wichtig, die Lebensräume der Arten zu erhalten und möglichst zu vernetzen, sodass Arten auch in neue Lebensräume ausweichen können. Zum Beispiel besonders wertvolle Lebensräume wie naturnahe Wälder oder Flussauen. Dort finden sich besonders viele Arten, darunter auch viele, die heute schon selten sind.

Auch in der Landwirtschaft oder im Garten gibt es Möglichkeiten, auf den Artenschutz zu achten und die Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen. In der Landwirtschaft können zum Beispiel am Rande von Feldern Wegraine und Streifen mit vielen Blütenpflanzen zahlreichen Arten bei der Wanderung und Verbreitung helfen. Auch weniger Einsatz von Pflanzenschutzmittel ist wichtig, denn das schont auch Wildbienen und Schmetterlinge und hilft, diesen bereits gefährdeten Arten attraktive Lebensräume zu bieten.

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