01. Oktober 2015 Einkaufen & Leben

Ein "fairer Laden" in der Schule: Wie geht das?

Die Ernst-Reuter-Schule II in Frankfurt ist eine "Fairtrade-Schule". "Fairtrade" ist englisch und bedeutet "fairer Handel". Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte betreiben an der Frankfurter Schule gemeinsam einen Eine-Welt-Laden mit Café. Dort gibt es nur fair gehandelte Produkte zu kaufen. Fairer Handel ist auch häufig Thema im Unterricht. Wie es dazu kam und wie ein "fairer Laden" in der Schule funktioniert, berichtet die Lehrerin Eva Knöpfel.


Regale mit fair gehandelten Produkten
Der Eine-Welt-Laden an der Ernst-Reuter-Schule II in Frankfurt. (Bild: Ernst-Reuter-Schule II)

ÖkoLeo: Wie kann man sich einen "Eine-Welt-Laden" vorstellen, was gibt es dort?

Eva Knöpfel: In unserem Laden gibt es vor allem Sachen, die die Schülerinnen und Schüler in den Pausen gern essen und trinken: verschiedene Säfte, Tee, Kaffee, salzige Snacks, Bonbons, Schokoriegel und Kekse. Es gibt aber auch Geschenkartikel wie Schokoladen, Bleistifte, Seifen, kleine Täschchen und Wein für die Erwachsenen. Alles ist aus fairem Handel. Der Renner sind bei uns Chips aus Maniok-Wurzeln und Popquins, das sind süße Snacks aus Quinoa.

Gut zu wissen: Was ist fairer Handel?

Viele Menschen setzen sich für fairen Handel ein. Damit wollen sie helfen, die Lebensbedingungen in ärmeren Ländern zu verbessern. Beispiel "Kakao": Kakaofrüchte werden in Westafrika, Asien oder Lateinamerika angebaut. Auf den Plantagen dort sind die Arbeitsbedingungen oft sehr schlecht. Die Menschen erhalten zu wenig Lohn, oder die Arbeit ist gefährlich oder gesundheitsschädlich. Aus den Kakaobohnen wird unter anderem Schokolade hergestellt. Wenn Du Schokolade aus fairem Handel kaufst, kannst Du sicher sein, dass der Kakaobauer einen ausreichenden Lohn bekommt. Du kannst Produkte aus fairem Handel zum Beispiel am "Fairtrade"-Siegel erkennen. Zu den Bedingungen für das Siegel gehört auch, dass Landwirtschaft umweltschonend betrieben wird. Und die Arbeit darf nicht gefährlich oder gesundheitsschädigend sein.

ÖkoLeo: Wie kam es dazu, dass die Ernst-Reuter-Schule II den Laden eröffnet hat?

Eva Knöpfel: Eine frühere Lehrerin unserer Schule hatte eine Briefpartnerschaft mit einer Lehrerin an einer Schule für Straßenkinder in El Salvador in Mittelamerika. Daran beteiligten sich bald auch Schüler und Schülerinnen. Sie interessierten sich für das Leben von Menschen in ärmeren Ländern. Darum gründeten sie im Jahr 2000 eine Arbeitsgemeinschaft, die Eine-Welt-AG.

Um Geld für die Straßenschule in El Salvador zu sammeln, hatten sie die Idee, einen Laden zu eröffnen. Sie beschäftigten sich mit dem Thema fairer Handel. Sie besuchten Eine-Welt-Läden und forschten über verschiedene Projekte und Produkte.

ÖkoLeo: Was genau machen die Schülerinnen und Schüler im Laden?

Eva Knöpfel:
Sie kümmern sich um die Auswahl und Bestellung der Produkte, die verkauft werden. Sie räumen die Regale ein, sie verkaufen, machen Werbeaktionen, schreiben Plakate, machen Abrechnungen… Eben alles, was dazugehört. Viele "opfern" gerne ihre Pausen, um im Laden zu verkaufen und Kaffee auszuschenken.

ÖkoLeo: Was gibt es außer dem Laden in der Schule noch zum Thema Fairtrade? 

Eva Knöpfel: Auch im Unterricht geht es bei uns immer wieder um fairen Handel und die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Menschen in anderen Ländern. In jedem Jahrgang beschäftigen die Schülerinnen und Schüler sich damit. Es gibt auch Wahlpflichtkurse, bei denen die Organisation und Mitarbeit im Eine-Welt-Laden im Mittelpunkt stehen. Wir haben eine Schülerfirma, die mit den Produkten aus dem Laden backt. Auch im Schulkiosk gibt es teilweise fair gehandelte Produkte. Im Lehrerzimmer gibt es auch einen kleinen Fairtrade-Kiosk und bei Lehrerkonferenzen gibt es fair gehandelten Kaffee und andere Getränke. Wenn es Feste gibt, verkaufen wir unsere fairen Produkte oder man kann sie beim Glücksrad und Dosenwerfen gewinnen!

Kakaobohnen und ganze Kakaofrüchte
Kakaofrüchte werden auf Plantagen in Afrika, Asien und Südamerika angebaut. Dort sind die Arbeitsbedingungen oft nicht gut. (Bild: Everjean/ flickr.com/ CC BY 2.0)

ÖkoLeo: Sie sind 2013 die erste Fairtrade-Schule in Hessen geworden. Wie kam es dazu?

Eva Knöpfel: Den Titel vergibt der Verein Transfair aus Köln. Er setzt sich für fairen Handel ein und vergibt das bekannte Fairtrade-Siegel für Produkte. Der Verein zeichnet Schulen als "Fairtrade Schools" aus, die sich in dem Bereich besonders engagieren. Man muss bestimmte Bedingungen erfüllen, zum Beispiel über fairen Handel im Unterricht in verschiedenen Fächern sprechen, faire Produkte an der Schule anbieten und Schulaktionen machen. Das machten wir sowieso, und so klappte es auch mit der Auszeichnung, auf die wir sehr stolz sind.

ÖkoLeo: Welche Tipps würden sie Schülern geben, die an ihrer Schule einen Eine-Welt-Laden eröffnen möchten?

Portrait von Eva Knöpfel
Eva Knöpfel ist Lehrerin an der Ernst-Reuter-Schule II. (Bild: Ernst-Reuter-Schule II)

Eva Knöpfel: Das wichtigste ist ein engagiertes Team. Am besten gehören dazu Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler. Gerade am Anfang ist es viel Arbeit und braucht Zeit. Deshalb ist es wichtig, dass die Leute Lust haben, anzupacken! Gut ist es, wenn die Schulleitung von Anfang an die Sache unterstützt. Ihr solltet Euch auch Gedanken machen, was Ihr mit dem Gewinn anfangen wollt: Wen wollt Ihr mit dem erwirtschafteten Geld unterstützen?

Am besten besucht Ihr mit dem Team gemeinsam einen Eine-Welt-Laden in der eigenen Stadt oder auch einen Laden in einer anderen Schule. Dort könnt Ihr sehen, welche Produkte es gibt und mit den Leuten sprechen, wie es funktioniert. Vielleicht könnt Ihr auch mit einem Eine-Welt-Laden zusammenarbeiten. Wir machen das auch.

Wenn Ihr einen richtigen Laden mit Verkaufsfläche eröffnen möchtet, braucht Ihr dafür auch einen Raum, den Ihr nutzen dürft. Man kann aber auch erstmal kleiner anfangen und eine kleine Kiosk-Ecke eröffnen oder den Schulkiosk-Betreiber bitten, auch Fairtrade-Produkte zu verkaufen.