Schall: Was tun gegen Lärm?
Ständig sind wir von Geräuschen umgeben. Viele nehmen wir gar nicht richtig wahr, so sehr sind wir daran gewöhnt. Doch leicht kann es zu viel werden. Warum kann Lärm ein ernstes Problem sein – und was kann man dagegen tun?
Wie laut es im Alltag ist, merken wir oft erst, wenn wir an einem besonders ruhigen Ort sind. Keine Autos, kein vorbeifahrender Zug, kein Stimmengewirr, keine Musik! Das ist für die meisten Menschen eine ungewöhnliche Erfahrung. Denn Geräusche sind überall, und das Gehör ist immer aktiv. Sogar im Schlaf! Doch zu viel Lärm kann sogar krank machen.
Was ist eigentlich Lärm?
Von Mücke bis Presslufthammer, von Baustelle bis Bauernhof: Auf der Internetseite www.hoerpfad.ch kannst Du verschiedene Geräusche entdecken und vergleichen und Spiele spielen. Zum Beispiel ein Ratespiel und ein Geräuschememory.
Ganz ohne Schall geht es natürlich nicht. Denn schließlich verständigen sich Menschen mithilfe der Sprache und ihres Gehörs. Und sie nutzen das Hören, um sich in ihrer Umwelt zurechtzufinden. Als Lärm wird Schall nur dann bezeichnet, wenn er stört, belästigt oder Gesundheitsschäden verursacht.
Ob etwas Lärm ist oder nicht, hängt also auch von der Betrachtungsweise ab. Was für den einen Musik ist, kann ein anderer unerträglich finden! Es kommt auch auf die Situation an. Sogar eine leise tickende Uhr kann störend sein, wenn Du gerade einschlafen willst. Oder Stühlerücken im Klassenzimmer lenkt Dich so sehr ab, dass Du die Matheaufgabe nicht lösen kannst.
Was ist Schall?
Um Störungen durch Lärm zu verringern ist es gut, die wichtigsten Dinge über Schall zu wissen. Schall breitet sich durch die Luft aus. Er entsteht, wenn Bewegungen Druckwellen in der Luft erzeugen. Gut zu erkennen ist das bei einem Lautsprecher ohne Abdeckung. Wenn Du genau hinschaust, kannst Du sehen, wie sich die Membran im Takt bewegt.
Auch bei einer großen Trommel kannst Du das beobachten. Schau bei einem Schlagzeug mal auf das Fell der großen Trommel! Wenn die Schlagzeugerin oder der Schlagzeuger sie hinten mit dem Fußpedal spielt, kannst Du vorne sehen, wie das Fell schwingt.
Das Gehör ist immer auf Empfang
Bewegungen einer Lautsprechermembran oder eines Trommelfells erzeugen Druckschwankungen in der Luft. Wenn Du vor der großen Trommel oder einem lauten Basslautsprecher stehst, kannst Du das sogar als Luftzug spüren. Achtung! Probiere das nur aus, wenn Du einen Gehörschutz trägst. Wenn Musik die "Hosenbeine flattern" lässt, ist sie mit Sicherheit zu laut!
Dein Ohr ist der Empfänger für die Schallwellen. Dabei sitzt der wichtigste Teil des Gehörs im Kopf. Die Ohrmuschel außen am Kopf dient dazu, die Schallwellen aufzufangen und durch den Gehörgang ins Innere zu leiten. Dort treffen sie auf das sogenannte Trommelfell. Das ist eine kleine Haut, die das Ende des Gehörgangs abschließt. Die Schallwellen bringen sie zum Schwingen.
Über winzige Knochen werden die Bewegungen ins sogenannte Innenohr weitergegeben. Ein Teil davon ist gewunden wie ein Schneckenhaus und wird als Hörschnecke bezeichnet. Erst darin befinden sich die Sinneszellen des Gehörs. Die vom Schall ausgelösten Schwingungen setzen auch die Sinneszellen in Bewegung. Dann geben sie Signale an das Gehirn weiter: Du hörst.
Das Gehör kann man nicht reparieren
Lärm kann auf zweierlei Weise schaden: Er kann Schäden am Gehör verursachen – und er kann das Gehirn so sehr auf Trab halten, dass der Körper in Stress gerät. Das kann auf Dauer krank machen.
Wenn das Gehör sehr lautem Schall ausgesetzt ist oder wenn der Lärm lange andauert, können die Sinneszellen im Innenohr absterben. Das kann zu Schwerhörigkeit führen. Die Sinneszellen können nicht repariert werden! Zu viel Lärm kann auch zu einem sogenannten Tinnitus führen. Wer davon betroffen ist, hört Geräusche, auch wenn kein Schall auf das Ohr trifft. Oft ist es ein Pfeifen, Piepen, Brummen oder Rauschen. Auch ein solches Ohrgeräusch lässt sich nur schwer behandeln.
Auch wenn er nicht laut genug ist, um das Gehör zu schädigen, kann Schall schlecht für die Gesundheit sein. Störender Schall löst körperliche Stressreaktionen aus. Betroffene fühlen sich zum Beispiel unwohl, können sich schlecht konzentrieren und weniger leisten. Es kann auch zu Schlafstörungen kommen. Auf Dauer können sogar Herz-Kreislauf-Erkrankungen und andere Krankheiten verursacht werden.
Was tun gegen Lärm?
Glücklicherweise kannst Du selbst eine ganze Menge tun, um zu viel Lärm zu vermeiden! Hier sind die wichtigsten Tipps:
- Musik über Kopfhörer in mäßiger Lautstärke hören
- bei lauten Konzerten oder in der Disco Gehörschutz benutzen
- bei kurzzeitigem Lärm Ohren zuhalten – zum Beispiel, wenn Du an Baumaschinen vorbeigehst oder wenn ein Krankenwagen vorbeifährt
- unnötige Geräusche vermeiden: zum Beispiel Fernsehen oder Radio nicht im Hintergrund laufen lassen, unbenutzte Geräte wie den PC ausschalten
- für Ruhepausen sorgen: ab und zu einen ruhigen Ort aufsuchen, für ein ruhiges Schlafzimmer sorgen
Wichtig ist auch Rücksicht auf die anderen! Wenn alle Menschen unnötigen Lärm vermeiden, wird es für alle leiser.
Wie laut ist es in Deiner Klasse?
Oft ist Lärm auch in Schulen ein Problem, das unterschätzt wird. Wenn sich viele Menschen in einem Raum aufhalten, kann es schnell passieren, dass es laut wird. Vor allem in älteren Schulgebäuden kann dazukommen, dass die Akustik schlecht ist. An harten Böden, Decken und kahle Wänden wird Schall reflektiert, dadurch wird es im Raum noch lauter.
Diese Tipps können in der Schule helfen:
- Sprecht in Eurer Klasse darüber, was Euch stört! Vereinbart zum Beispiel ein Handzeichen, mit dem ihr zeigen könnt, wenn es Euch zu viel wird.
- Hört genau hin, was in Eurem Klassenzimmer unnötig Krach macht. Einiges lässt sich schnell verbessern. Zum Beispiel helfen Filzgleiter unter den Stühlen gegen Gerumpel und Geklapper. Und Teppiche oder Bücherregale schlucken den Schall, statt ihn zu reflektieren.
- Wenn das nicht reicht, können Profis helfen. Zum Beispiel kann eine spezielle schallschluckende Decke eingebaut werden. Gegen Lärm von außen helfen Schallschutztüren und –fenster.
Informationen zum Lärm in Schulen bietet das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie.
Von Flüsterbremsen und Schallschluckern
Auch gegen Verkehrslärm und andere störende Geräusche gibt es Mittel. Lärm kann häufig da verringert werden, wo er entsteht. Bei neuen Güterzügen zum Beispiel werden Bremsen eingebaut, die nur noch halb so laut sind wie früher.
Sind die Schallwellen einmal unterwegs, können sie auch wieder gestoppt werden. An vielen Autobahnen sieht man Erdwälle oder Mauern. Sie dienen dazu, Wohnsiedlungen vom Lärm der Autos abzuschirmen. Es gibt auch spezielle Schallschutzfenster. Sie werden zum Beispiel in vielen Häusern in der Nähe des Frankfurter Flughafens eingebaut.
Weil Schall störend und schädlich sein kann, gibt es auch gesetzliche Regelungen zum Lärmschutz. Zum Beispiel gibt es Bestimmungen dafür, wie laut es nachts in Wohngebieten sein darf.
Damit vor allem der Verkehrslärm in Zukunft verringert werden kann, messen die Bundesländer seit einigen Jahren genauer nach. Sie kontrollieren, wie laut es tatsächlich an stark befahrenen Straßen, an Bahnstrecken und in der Nähe von Flughäfen ist. Die Ergebnisse für Hessen findest Du auf einer Karte im Internet unter http://laerm.hessen.de. Dort kannst Du sogar eine genau Adresse nachschlagen.
Oder Du schaust nach, wo Du ein besonders ruhiges Plätzchen findest! Du kannst auch selber nachmessen. Dabei hilft die kostenlose Android-App "Earaction", herausgegeben vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege. Sie hilft allerdings nur beim Vergleichen – für genaue Messwerte brauchst Du ein spezielles Gerät. Bevor Du eine App herunterlädst, frag bitte Deine Eltern. Zeig Ihnen, worum es geht! Die hier genannte App ist kostenlos. Doch in den App-Stores gibt es auch Apps, die Kosten verursachen.