Interview: Wie arbeitet das Umweltministerium?
In Hessen gibt es ein eigenes Ministerium für die Themen Umwelt und Klimaschutz. Außerdem kümmert es sich um Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Was genau dort passiert, berichtet Mischa Brüssel de Laskay. Er ist Pressesprecher des Umweltministeriums.
ÖkoLeo: Das hessische Umweltministerium in Wiesbaden sieht aus wie ein ganz normales Bürogebäude. Herr Brüssel de Laskay, was passiert in den Büros? Werden dort die Gesetze geschrieben?
Mischa Brüssel de Laskay: Gesetze zu schreiben ist eine zentrale Aufgabe eines Ministeriums, aber nicht die einzige. Viele Gesetze werden auch gar nicht in Hessen geschrieben, sondern in Berlin von der Bundesregierung oder in Brüssel durch die Kommission der Europäischen Union (kurz EU). Das hat viele Vorteile. Denn so wird erreicht, dass alle Staaten in Europa den Umweltschutz einheitlich regeln. Nur so können zum Beispiel Meere oder die Luft geschützt werden.
In Hessen wird dann bestimmt, wie EU-Recht umgesetzt werden muss. Zum Beispiel legt eine EU-Richtlinie fest, dass europaweit Gewässer geschützt werden sollen. In Hessen wird dann entschieden, was an welchem Fluss zu tun ist.
ÖkoLeo: Was gehört denn noch zur Arbeit des Ministeriums?
Mischa Brüssel de Laskay: Ganz verschiedene Aufgaben. Wir sind zum Beispiel eine sogenannte Fachaufsichtsbehörde. Das bedeutet, dass wir uns darum kümmern, dass Umweltgesetze auch wirklich eingehalten werden. Wir passen zum Beispiel auf, dass nicht zu viele schädliche Stoffe in Flüsse und Seen gelangen.
Und wir schreiben sogenannte Verordnungen und Erlasse. Die regeln Einzelheiten, die im Gesetz nicht beschrieben sind. Diese Regeln schicken wir an Behörden in ganz Hessen. Darin steht zum Beispiel, welche Bäume im Wald gefällt werden dürfen und welche aus Gründen des Naturschutzes stehen bleiben müssen.
Klimawandel
Das Klima verändert sich. Was genau bedeutet das? Welche Rolle spielt der Mensch dabei? Das erklärt dir ÖkoLeo hier:
ÖkoLeo: Gibt es ein Beispiel für ein „echt hessisches“ Gesetz beziehungsweise eine Regelung „nur“ für Hessen, die aus Ihrem Ministerium kommt?
Mischa Brüssel de Laskay: Wir arbeiten gerade an einem hessischen Klimaschutzplan. Darin wird genau beschrieben, welchen Beitrag Hessen leisten wird, um den weltweiten Klimawandel zu begrenzen.
Dabei müssen wirklich alle mitmachen. Besonders gilt das für die Industrie, Verkehr und Energie. Das Gute ist aber, dass auch jede Bürgerin und jeder Bürger etwas tun kann. Zum Beispiel kurze Strecken zur Schule mit dem Fahrrad fahren statt das Auto zu benutzen. Oder beim Einkauf darauf achten, Lebensmittel aus der Region zu kaufen. Das geht natürlich nicht immer. Eine Ananas aus Hessen zum Beispiel habe ich noch nicht im Supermarkt gesehen. Aber bei vielen Produkten geht das schon, ob Kartoffeln, Eier, Fleisch oder Milch.
ÖkoLeo: Muss man sich besonders gut mit Umweltthemen auskennen, um im Ministerium zu arbeiten?
Mischa Brüssel de Laskay: Fachwissen ist sehr wichtig. Gerade, wenn es darum geht, Gesetze oder Erlasse zu schreiben. Deshalb arbeiten Menschen mit ganz unterschiedlichen Berufen im Umweltministerium. Es gibt Fachleute für Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Tiermedizin, Wasser oder Müll und Recycling. Aber auch für Recht und Haushalt – dabei geht es um Geld.
Ich bin gelernter Politikwissenschaftler und Journalist. Zusammen mit meinem Team bin ich zuständig dafür, Anfragen der Medien zu beantworten. Denn nicht alle sind gleicher Meinung wie das Umweltministerium. Manchmal müssen wir genau erklären, warum wir so handeln wie wir es tun.
Wir kümmern uns auch um die Öffentlichkeitsarbeit. Das heißt, wir informieren Bürgerinnen und Bürger über die Arbeit des Ministeriums.
Die Chefin im Ministerium, die alle wichtigen Entscheidungen trifft, ist Umweltministerin Priska Hinz.
ÖkoLeo: Kann ich auch mit einem Vorschlag zu Ihnen kommen, zum Beispiel zum Klimaschutz?
Mischa Brüssel de Laskay: Ja, denn Vorschläge aus der Öffentlichkeit sind uns wichtig. Darum müssen Verordnungen in der Regel auch öffentlich bekannt gemacht werden, bevor sie in Kraft treten. Dann können Verbände und Einzelpersonen uns ihre Meinung dazu schreiben. Die Anregungen werden dann geprüft. Oft führt das dazu, dass die Verordnung noch verändert wird.
Das ist ein ganz wichtiges Prinzip in der Demokratie, an das wir uns gerne halten. Wenn ihr also hört, dass es sich nicht lohnt aktiv zu werden, weil ein Einzelner ohnehin nichts ändern kann, dann glaubt das nicht.
Es kommt häufig vor, dass sich Bürgerinnen und Bürger mit Fragen an uns wenden. Wir helfen, wann immer es geht. Manchmal müssen wir an andere Stellen verweisen. Oft wissen zum Beispiel die Behörden vor Ort besser Bescheid über einzelne Angelegenheiten als wir hier in Wiesbaden.
ÖkoLeo: Was muss ich machen, um selbst Minister oder Ministerin zu werden?
Mischa Brüssel de Laskay: Naja, wir haben bei uns im Ministerium etwa 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber nur eine Ministerin. Es ist also nicht ganz leicht, an diesen Job heranzukommen.
Und mal ganz unter uns: Ohne Fachleute käme auch die Ministerin nicht weit. Sie muss sich darauf verlassen, dass alle im Ministerium an einem Strang ziehen und zum Schutz der Umwelt, der Tiere, des Klimas und der Verbraucher zusammenarbeiten.
Klimafreundlich leben
Was kannst du zum Klimaschutz beitragen? Hier findest du Tipps und Ideen für den Alltag:
ÖkoLeo: Welches Gesetz würden Sie persönlich am liebsten sofort ins Leben rufen?
Mischa Brüssel de Laskay: Meine ganz persönliche Meinung ist, dass wir schon eine ganze Menge an sehr guten Gesetzen zum Schutz der Umwelt haben. Ich finde: Woran es noch immer fehlt, ist ein Bewusstsein dafür, was jede und jeder Einzelne in seinen vielen täglichen Entscheidungen bewirkt – zum Guten und zum Schlechten. Wenn wir uns das wirklich alle bewusst machen, dann wäre sehr viel erreicht.
Wenn wir uns auf das beschränken, was wir wirklich brauchen, dann könnten wir unserer Erde einen großen Gefallen tun. Das ist das Allerwichtigste. Denn die Umwelt ist die Grundlage für alles Leben.
Urheberrecht: Nutzen erlaubt!
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