Ein Bauer berichtet: "Frühling ist, wenn wir raus auf die Felder können"
Wolfhard Nixdorf ist Landwirt in Nordhessen, in der Nähe von Kassel. Er verdient sein Geld hauptsächlich mit der Milch, die seine 90 Kühe geben. Auf seinem Land baut er außerdem Getreide an, und er hat Grün- und Weideflächen für die Kühe.
ÖkoLeo: Jetzt geht es mit dem Frühling ja endlich los. Viele Menschen freuen sich darüber – wie ist das bei Ihnen als Landwirt?
Wolfhard Nixdorf: Ja, klar freue ich mich auch über den Frühling – nun beginnt alles wieder zu wachsen. Für mich beginnt der Frühling, wenn wir wieder raus auf die Felder können. Das kann mal im Februar sein, oder – wie dieses Jahr – recht spät im März.
Um mit der Arbeit draußen zu beginnen, müssen die Böden bereit sein, also nicht zu feucht. Denn mit dem Traktor können wir nicht auf feuchten Böden fahren, wir würden einsinken und Bodenstrukturen zerstören. Der Boden ist unser wichtigstes Gut, damit müssen wir pfleglich umgehen. Außerdem gehören zum Frühling wärmere Temperaturen, die die Pflanzen wachsen lassen.
ÖkoLeo: Wie war denn der vergangene Winter aus Ihrer Sicht?
Wolfhard Nixdorf: Der Winter war viel zu mild, es war nicht kalt genug. Die Pflanzen sind in ihrem Wachstum jetzt zwei Wochen früher dran als sonst. Das Getreide hatte im Winter keine Wachstumspause, weil es zu warm war. Wir sagen auch, es ist "überwachsen". Das kann gefährlich werden, falls jetzt nochmal Schnee oder starke Fröste kommen. Dann können die Pflanzen zum Beispiel abknicken und Schaden nehmen. Wir hoffen, dass es jetzt beständig immer etwas wärmer wird, damit die Pflanzen gut weiterwachsen können.
ÖkoLeo: Was machen Landwirte denn im Winter, wenn sie nicht raus aufs Feld können?
Wolfhard Nixdorf: Wir haben ja Tiere, um die kümmern wir uns im Winter noch ein bisschen mehr als sonst. Außerdem machen wir viel Büroarbeit. Wir müssen rechnen und planen für das nächste Frühjahr. Und wir überlegen, ob wir etwas anders machen wollen als bisher. Außerdem kommen wir auch ein bisschen zur Ruhe, denn im Frühjahr, Sommer und Herbst arbeiten wir oft sehr viel und hart.
ÖkoLeo: In einem bekannten Lied heißt es: "Im Märzen der Bauer die Rösslein anspannt, er setzt seine Felder und Wiesen in Stand". Welche Arbeiten stehen jetzt im März und April bei Ihnen an?
Wolfhard Nixdorf: Das Lied ist ja schon ziemlich alt. Rösslein, also Pferde, setzen wir nicht mehr zur Feldarbeit ein, dafür haben wir heute Traktoren. Wir hatten gerade einige Tage ohne Regen, da konnten wir endlich auf die Felder und pflügen und Gülle als organischen Dünger auf die Felder bringen. Dann müssen wir noch Hafer aussäen und Gras.
Und ja, wie im Lied setzen wir die Wiesen in Stand! Wir müssen die Wiesen reparieren, dort wo zum Beispiel im Winter Wildschweine Löcher gemacht haben. Da sieht es ganz schön schlimm aus. Wir müssen den Boden wieder gerade machen, die Maulwurfshügel einebnen und neues Gras säen. Wir brauchen hauptsächlich Gras, denn es ist neben Mais das wichtigste Futtermittel für unsere Kühe. Der Mais wird etwa Ende April ausgesät.
ÖkoLeo: Wieviel Milch gibt denn eine Kuh am Tag?
Wolfhard Nixdorf: Meine Kühe geben etwa 30 Liter Milch pro Tag. Das ist ziemlich viel, und ich denke, dass es daran liegt, dass es den Kühen bei uns gut geht. Sie können sich zum Beispiel im Stall frei bewegen, sind nicht angebunden, sie können auf den Hof laufen und im Sommer auf die Weide. Ihre Boxen sind groß und besonders weich mit Stroh eingestreut.
Als es im letzten Sommer so heiß war, haben wir ihnen eine Dusche zu Abkühlung gebaut, das hat ihnen auch gut gefallen. Wenn es den Kühen gut geht, geht es uns auch gut.
ÖkoLeo: Freuen sich die Tiere auch über den Frühling?
Wolfhard Nixdorf: Auf jeden Fall, das merkt man ihnen an. Jetzt, wo die Sonne stärker scheint, kommen die Kühe oft auf den Hof und genießen die Sonnenstrahlen. Sie werden aktiver, die Kälber hüpfen vergnügt herum. Man merkt ihnen an, dass sie sich freuen. Im April, wenn das Gras hoffentlich gewachsen ist, können die Kühe auch endlich wieder auf die Weide.
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