22. September 2022 Klimaschutz

Interview: Wie sieht eine klimafreundliche Schule aus?

Bienenhotel, Schulgarten, Energiedetektive: Es gibt viele Möglichkeiten, wie eine Schule das Klima schützen kann. Nick Werkmeister ist stellvertretender Schulleiter in Eschwege und erzählt uns, wie seine klimafreundliche Schule aussieht.

Wie sieht eine klimafreundliche Schule aus? Darüber hat ÖkoLeo mit Nick Werkmeister gesprochen. Er ist stellvertretender Schulleiter an der Alexander-von-Humboldt-Schule in Eschwege und unterrichtet Mathe und Sachunterricht. Auch Klimaschutz steht in seiner Schule auf dem Stundenplan.

"Schuljahr der Nachhaltigkeit"

Auch deine Schule kann sich bewerben. Hier findest du alle Informationen dazu.

ÖkoLeo: Was ist an Ihrer Schule anders als an anderen Schulen?

Nick Werkmeister: Unsere Schule nimmt am Programm "Schuljahr der Nachhaltigkeit" teil. Das ist ein Projekt, das mehr Klimaschutz in hessischen Schulen verankern soll. Es wird vom hessischen Umweltministerium und der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU) organisiert.

Das Besondere dabei ist, dass wir darüber hinaus von einem Projektpartner unterstützt werden, dem Geo-Naturpark Frau-Holle-Land. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Naturparks kommen an unsere Schule und führen mit den Schülerinnen und Schülern tolle Aktionen zu den Themen Nachhaltigkeit und Klimawandel durch.

Im letzten Jahr haben wir bereits einige Projekte umgesetzt: Die vierte Klasse hat im Schulflur ein Infoschalter aufgebaut zum Thema "Wildbienen". Die Kinder haben eigene Flyer und Plakate gestaltet, die erklären, warum Wildbienen wichtig sind und sie unseren Schutz brauchen.

Auf unserem Schulhof haben wir auch etwas für die Wildbienen getan. Wir haben kleine Bereiche, die vorher mit Steinen gepflastert waren, in Wildblumenwiesen umgewandelt. So haben wir einen neuen Lebensraum für Insekten geschaffen.

Bei einem anderen Projekt haben die Schülerinnen und Schüler in einer Stationsarbeit etwas über faire und klimafreundliche Ernährung gelernt.

Auszeichnungen von "Nachhaltigkeit lernen in Hessen" und "Schuljahr der Nachhaltigkeit" an einer Schulfassade
Die Alexander-von-Humboldt-Schule in Eschwege ist Teil des Programms "Schuljahr der Nachhaltigkeit". (Bild: ©Nick Werkmeister/Alexander-von-Humboldt-Schule Eschwege)


ÖkoLeo: Wie laufen solche Aktionen ab?

Nick Werkmeister: Bei dem Projekt über Ernährung haben wir zuerst vier Stunden im Klassenzimmer gelernt, was unser Essen mit der Umwelt zu tun hat.

Im Anschluss haben wir bei einem klimafreundlichen Frühstück unser Wissen in die Praxis umgesetzt. Dafür haben wir uns an einem Mittwoch in der Stadt getroffen. Da ist in Eschwege Markttag.

Wir waren lange am Obst- und Gemüsestand. Dort haben wir uns mit den Händlerinnen und Händlern über die Lebensmittel unterhalten. Je nachdem woher die Produkte kamen, haben sich die Kinder dafür oder dagegen entschieden. Statt Weintrauben aus Neuseeland gab es dann zum Beispiel Erdbeeren aus Deutschland zum Frühstück.

Wir konnten also auf dem Markt anwenden, was wir zuvor im Unterricht gelernt haben. Die Themen im Alltag zu erleben, hat großen Spaß gemacht. Auch nach einigen Wochen habe ich noch von vielen Eltern gehört, dass sie beim Einkauf jetzt genauer hinsehen.

Kinder bei einer Stationsarbeit in der Schule
Die Schülerinnen und Schüler lernen, wie ein klimafreundliches Frühstück aussieht. (Bild: ©Nick Werkmeister/Alexander-von-Humboldt-Schule Eschwege)


ÖkoLeo: Warum ist es wichtig, diese Sachen in der Schule zu lernen?

Nick Werkmeister: Was wir im Alltag tun, hat Auswirkungen auf unsere Umwelt. Auch wenn man die Folgen nicht direkt sieht. Wir kaufen bestimmte Dinge ein und wissen gar nicht, wo sie herkommen oder wie sie produziert werden. Wie viel Wasser verbraucht die Produktion einer Jeans? Oder woher kommt die Kiwi, die ich esse? Warum ist stattdessen ein Apfel aus der Region besser für das Klima? Nur wer über die Folgen seiner Entscheidungen Bescheid weiß, kann etwas verändern.

Der Klimawandel schreitet voran und unsere Kinder sind die Zukunft des Planeten. Auch Schülerinnen und Schüler wollen in Zukunft auf der Erde sicher leben. Wir alle können dazu beitragen, die Welt zum Positiven zu wandeln. Und das fängt zum Beispiel damit an, was wir in unserer Brotdose haben.

ÖkoLeo: Spielt Klimaschutz auch im normalen Unterricht eine Rolle?

Nick Werkmeister: Wir sind auf dem Weg dahin. Nehmen wir zum Beispiel das Thema Wasser. Da kann ich als Lehrer zum Beispiel den Wasserkreislauf behandeln. Ich kann mir aber auch angucken: Wie viel Wasser verbraucht die Produktion einer Jeans? Und welche Möglichkeiten gibt es, Wasser zu sparen? Da versuche ich den Sachunterricht ein wenig zu verändern.

Außerdem wollen wir das gesunde und klimafreundliche Frühstück in regelmäßigen Abständen in der Schule wiederholen.

ÖkoLeo: Wie kam es dazu, dass sich Ihre Schule für das Klima einsetzt?

Nick Werkmeister: Das ist mein persönliches Anliegen. Ich habe bereits zuvor an einer anderen Schule viel zum Thema Klima gemacht. Da habe ich gemerkt, dass das ein wichtiges Thema im Alltag ist. In der Schule wird es meist jedoch noch gar nicht richtig behandelt.

Auf einer Konferenz habe ich vorgeschlagen, das Thema auch in meiner neuen Schule anzugehen und die anderen Lehrkräfte waren begeistert. Danach haben wir uns für das „Schuljahr der Nachhaltigkeit“ beworben. Wir ziehen da jetzt alle an einem Strang.

ÖkoLeo: Was kann ich tun, wenn auch ich etwas an meiner Schule bewegen will?

Nick Werkmeister: Es gibt bereits kleine Dinge, die man umsetzen kann, wie etwa Mülltrennung. Auch Stromsparen ist ein gutes Thema zum Einstieg. Hierbei kann man zum Beispiel sogenannte Energiedetektive bestimmen. Das sind Kinder, die in der Pause im Schulhaus bleiben dürfen. Dort gucken sie, wo Strom verbraucht wird und ob irgendwo die Lichter noch an sind.

Auch der Bau eines Bienenhotels ist eine schöne Idee, um etwas für die Umwelt auf die Beine zu stellen.

Oft kommen die besten Ideen von den Schülerinnen und Schülern selbst. Sie beschäftigen sich zum Teil auch in ihrer Freizeit mit dem Thema. Daher haben wir auch ein Schülerparlament. Es besteht aus Klassensprecherinnen und Klassensprechern. Dort können die Jugendlichen Ideen aus den Klassen mitbringen und über den Schulalltag mitentscheiden.

ÖkoLeo: Gibt es ein besonderes Erlebnis, das Sie an Ihrer Schule erlebt haben?

Klimaschule im Fernsehen

Herr Werkmeister war mit einer Schulklasse im Fernsehen. Du möchtest den Beitrag sehen?

Nick Werkmeister: Das Highlight war definitiv der Besuch der Hessenschau. Die Hessenschau hatte über die ANU im Kreis Frankfurt nach einem passenden Klimaprojekt zum Thema Ernährung gesucht. Und wir haben gerade das Projekt zum klimafreundlichen Frühstück durchgeführt. Daraufhin wurden wir angefragt, ob wir mit der Hessenschau einen Beitrag dazu drehen wollen. Da haben wir direkt Ja gesagt. Wir wurden einen Tag lang vom Fernsehteam begleitet. Das war etwas Besonderes.

Ein Fernsehteam filmt Kinder im Klassenzimmer, wie sie etwas über Klimaschutz lernen
Einen Tag lang wurde die Klasse vom Kamerateam der Hessenschau begleitet. (Bild: ©Nick Werkmeister/Alexander-von-Humboldt-Schule Eschwege)

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