01. Februar 2023 Ernährung & Gesundheit

Interview: Was tun bei Angst vor der Klimakrise?

Überflutungen, Waldbrände, Hitzesommer. Das sind Ereignisse, die vielen Menschen Angst machen können. Die Psychologin Lea Dohm hat mit ÖkoLeo über "Klimaangst" gesprochen.

(Bild: ©KLUG)

Lea Dohm ist eine besondere Psychologin. Denn seit ein paar Jahren kümmert sie sich bei ihrer Arbeit um Menschen mit sogenannter "Klimaangst". Im Interview mit ÖkoLeo erklärt sie, was das eigentlich ist und warum dieses Gefühl manchmal auch gut sein kann.

ÖkoLeo: Was macht man eigentlich als Psychologin?

Lea Dohm: Eine Psychologin interessiert sich für Menschen. Sie beschäftigt sich vor allem damit, wie es Menschen geht, was sie fühlen und denken. Und wenn es Menschen zum Beispiel schlecht geht, dann helfen Psychologinnen und Psychologen dabei, dass es ihnen wieder besser geht. Wir überlegen uns zum Beispiel, wie Menschen ihr Verhalten so verändern können, dass sie insgesamt zufriedener sind.

Folgen des Klimawandels

Spürt Hessen schon die Klimakrise?

ÖkoLeo: Warum sind Sie Klimapsychologin geworden?

Lea Dohm: Den Beruf Klimapsychologin gibt es offiziell noch gar nicht so richtig. Aber das Wort passt auf jeden Fall zu dem, was ich tue. Und vielleicht entsteht da auch gerade ein neuer Beruf.

Seit ein paar Jahren beschäftige ich mich genauer mit dem Klimawandel und der Zukunft unseres Planeten. Wenn wir Menschen weiter so mit der Umwelt umgehen wie bisher, könnte das drastische Folgen für das Klima und die Natur haben. Da bin ich ganz schön erschrocken und habe gedacht: Auch ich muss etwas tun, damit sich etwas verändert und wir eine gesunde und sichere Zukunft haben. Deshalb setze ich mich als Psychologin für Klimaschutz ein.

ÖkoLeo: Immer öfter wird von "Klimaangst" gesprochen. Was ist das genau?

Lea Dohm: Viele junge Menschen setzen sich mit der Klimakrise auseinander. Immer mehr Kinder und Jugendliche machen sich Sorgen oder bekommen sogar Angst, wenn sie an die Zukunft und die Folgen des Klimawandels denken. Sie fürchten sich zum Beispiel vor Flutkatastrophen oder Waldbränden. Oder, dass viele Länder in Zukunft nicht mehr bewohnbar sein werden.

Das ist natürlich ein sehr unangenehmes, blödes Gefühl. Aber aus meiner Sicht ist dieses Gefühl auch sehr wichtig, weil es dazu führen kann, dass wir etwas verändern wollen. Wenn es uns egal wäre, wie unsere Zukunft aussieht, dann würden wir so weiter machen wie bisher.

Deshalb ist es sehr wichtig, dass wir genau wahrnehmen, was die Klimakrise eigentlich in uns auslöst.

Keiner da zum Reden?

Du kannst auch mit einer anderen Person über deine Sorgen sprechen. Dafür kannst du die Nummer gegen Kummer anrufen: 116 111.

ÖkoLeo: Was kann ich tun, wenn ich Angst habe, wütend oder verzweifelt bin?

Lea Dohm: Am besten du sprichst erstmal mit jemandem dem du vertraust, am besten mit einem Erwachsenen. Das können zum Beispiel die Eltern sein oder auch eine Lehrkraft. Kinder sollten mit diesem Thema und ihren Ängsten nicht allein gelassen werden, dafür sind vor allem die Erwachsenen zuständig.

Oft kann es auch helfen, sich mit anderen Kindern und Jugendlichen zusammenzuschließen. Gemeinsam könnt ihr euch austauschen und aktiv werden.

ÖkoLeo: Die meisten Menschen wissen, dass Klimaschutz wichtig ist. Wieso fällt es vielen trotzdem so schwer, etwas zu tun?

Lea Dohm: Wir fahren oft mit dem Auto, fliegen mit dem Flugzeug in Urlaub, essen Fleisch oder erzeugen Energie aus Kohle und Erdgas. Dabei entstehen aber sogenannte Treibhausgase, die schädlich für das Klima sind. All diese Dinge sind für uns Menschen über viele Jahre zur Gewohnheit geworden.

Um nachhaltig zu leben, müssen wir Menschen innerhalb von ziemlich kurzer Zeit aber einiges verändern. Das löst bei vielen Menschen Stress aus. Sie wollen deshalb lieber, dass alles so bleibt, wie es ist.

Darum ist es wichtig, dass die, die das Problem mit der Klimakrise verstanden haben, auf das Thema aufmerksam machen und immer weiter zeigen, dass sich etwas ändern muss.

Das Gute ist ja: Den meisten Menschen wird es besser gehen, wenn wir klimafreundlich leben, das wissen wir aus der Psychologie. So ist ein klimafreundlicheres Leben oft auch ein gesünderes Leben, zum Beispiel weil wir mehr Rad fahren, weniger Stress haben und gesünderes Essen zu uns nehmen.

Aber bevor wir auf der Erde wirklich klimafreundlich leben, kann sich Veränderung erstmal schwer und groß anfühlen.

Wie geht es dir?

Kinder sprechen über die Klimakrise.

ÖkoLeo: Es kann frustrierend sein, wenn ich mich selbst für das Klima einsetze, meine Freundinnen oder Eltern aber keine Lust haben, auch etwas zu tun. Wie kann ich andere Menschen motivieren, auch etwas zum Klimaschutz beizutragen?

Lea Dohm: Sprecht miteinander.Wir Menschen müssen verstehen, wie viel Gutes wir mit mehr Klimaschutz erreichen können. Wir schützen damit die Natur, die Meere, Wälder und Böden. Sie brauchen wir Menschen, um auf der Erde zu leben. Wenn wir diese Grundlagen auch in Zukunft haben, bedeutet das für uns alle ein viel entspannteres und schöneres Leben.

Wenn Menschen diesen Punkt verstehen, dann sind sie auch motivierter, etwas zu verändern. Denn: Warum sollte man etwas nicht verändern, wenn es dadurch doch besser wird? Das wäre irgendwie doof.

ÖkoLeo: Was gibt Ihnen Hoffnung, wenn du an die Zukunft denkst?

Lea Dohm: Ich habe selbst zwei Kinder. Ich merke, dass es meinen Kindern an einigen Stellen viel leichter fällt als mir, Dinge zu verändern. Die kriegen das noch viel leichter hin. Zum Beispiel mein Sohn. Er ist acht Jahre alt und ihm macht das nichts aus, mit dem Rad zu fahren. Er mag Autofahren nicht, denn er bekommt Bauchschmerzen.

Oder meine Tochter, sie ist zehn. Ihr fällt es überhaupt nicht schwer, auf Fleisch und Milch zu verzichten. Sie hat einfach gesagt: "Ich mach das jetzt!".

Und ich glaube, dass das ganz oft so ist, dass Kinder, viel flexibler sind als Erwachsene. Wir Erwachsenen können für die Zukunft noch viel von Kindern lernen.

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