04. Oktober 2021 Verkehr & Reisen

Klimafreundlicher Verkehr: Wie geht das?

Viele Menschen können sich ein Leben ohne eigenes Auto kaum vorstellen. Doch der heutige Verkehr schadet Umwelt und Klima. Wie können wir das ändern?

Wenn über Klimaschutz diskutiert wird, geht es oft auch um den Verkehr und um Autos. Denn die allermeisten Autos fahren noch mit Diesel und Benzin. Wenn diese Treibstoffe in den Automotoren verbrannt werden, gelangt das Treibhausgas CO2 in die Luft. Das heißt: Autofahren ist klimaschädlich, solange das Auto mit Diesel oder Benzin betrieben wird.

Wie klimafreundlich sind Elektroautos?

Autos mit Elektromotor gelten als besser für das Klima. Doch das ist nicht automatisch so. Es kommt darauf an, wie Elektroautos benutzt werden und wie sie geladen werden.

Ein Elektroauto kann dann klimafreundlicher sein als ein Auto mit Diesel- oder Benzinmotor, wenn es mit Ökostrom geladen wird. Denn Ökostrom wird meistens mithilfe von Sonnenenergie, Wind- oder Wasserkraft erzeugt.

Dagegen ist es klimaschädlich, Elektroautos mit "normalem" Strom zu laden. Denn der stammt zum größten Teil aus Kohlekraftwerken. Bei der Verbrennung von Kohle gelangen Treibhausgase in die Luft, ähnlich wie beim Diesel- oder Benzinauto. Nur dass die Gase nicht aus dem Automotor kommen, sondern aus dem Kraftwerk.

Warum wir Autos schlau nutzen sollten

Egal ob Diesel-, Benzin- oder Elektroautos, Autos belasten die Umwelt. Denn ihre Herstellung ist sehr aufwändig. Dabei werden viele Rohstoffe gebraucht und viel Energie. Außerdem müssen für Autos Straßen und Parkplätze gebaut werden.

Für die Batterien von Elektroautos werden einige spezielle Rohstoffe gebraucht, bei deren Förderung es zu besonderen Problemen kommt. Dazu gehören Kobalt, Lithium und Seltene Erden.  Kobalt wird größtenteils in der Demokratischen Republik Kongo in Afrika abgebaut. Dabei werden Wälder abgeholzt und Schadstoffe gelangen in den Boden und ins Wasser. Außerdem ist die Arbeit gefährlich, teilweise arbeiten auch Kinder in den Minen.

Um die Umwelt zu schonen, sollten wir also möglichst wenig Autos bauen. Und wir sollten die vorhandenen Autos möglichst gut ausnutzen. Fachleute verwenden dafür oft das Wort "effizient". Effizient bedeutet: mit möglichst geringem Aufwand möglichst viel erreichen.

Heute werden die meisten Autos aber nicht effizient genutzt. Ein Auto wird im Durchschnitt pro Tag nur eine Stunde lang genutzt. Die restlichen 23 Stunden steht es herum.  Und wer an der Ampel oder im Stau in die Autos schaut kann sehen, dass meistens nur eine Person darinsitzt. Dabei ist in den meisten Autos bequem Platz für vier oder sogar mehr Menschen.

Ein Stau
In den meisten Autos sitzt nur eine Person. (Bild: (Thomas Kohler / Flickr.com / CC BY 2.0))

Dagegen sind öffentliche Verkehrsmittel wie Busse und Bahnen effizient. Denn sie können viele Menschen gleichzeitig befördern. Pro Person entstehen dabei viel weniger Belastungen für die Umwelt als beim Autofahren.

Noch besser für Umwelt und Klima ist es natürlich, mit dem Fahrrad zu fahren oder zu Fuß zu gehen. Klar – nicht alle Strecken kann man zu Fuß gehen, denn das dauert sehr lange. Und nicht an jeden Ort kann man mit der Bahn fahren. Es gibt Ideen dafür, wie wir trotzdem umweltfreundlich unterwegs sein können. Doch dazu später mehr.

Immer mehr Autos, wachsende Probleme

Es war nicht schon immer selbstverständlich, dass erwachsene Menschen ein eigenes Auto besitzen. Die Zahl der Autos ist in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen. Heute sind auf den Straßen in Deutschland insgesamt fast 48 Millionen Autos unterwegs. Das heißt, für je 100 Menschen gibt es 57 Autos.

Außerdem gibt es mehr Straßen, aber weniger Bahngleise als früher.

Das führt zu unübersehbaren Problemen. In vielen Städten und auf den Autobahnen herrscht immer öfter Stau. Im Straßenverkehr werden riesige Mengen des Treibhausgases CO2 ausgestoßen,  außerdem auch andere Luftschadstoffe wie Stickstoffdioxid und Feinstaub.

Die Lösung: Der richtige Mix

Warum eigentlich besitzen wir so viele Autos? Der wichtigste Grund ist natürlich, dass wir mobil sein wollen. Doch Fachleute sagen: Dafür müssen nicht so viele Menschen eigene Autos besitzen. Es geht auch anders.

Eigentlich könnten wir uns schon heute viele Autos und Autofahrten sparen. Zum Beispiel viele Fahrten zur Arbeit. Die Hälfte dieser Fahrten ist recht kurz: weniger als 10 Kilometer.  Da sind viele Strecken dabei, die man auch gut mit dem Fahrrad fahren kann. Auf kurzen Strecken ist das Fahrrad sogar das schnellste Verkehrsmittel. Auf vielen längeren Strecken ist dagegen die Bahn schneller.

Doch das eigene Auto ist sehr bequem. Es steht immer zur Verfügung, es hat ein Dach und eine Heizung, man kann Gepäck mitnehmen und kommt fast überall hin. Das ist eine sehr wichtige Einsicht, die uns helfen kann, den Verkehr umweltfreundlicher zu machen. Die Lösung muss nicht nur gut für Umwelt und Klima sein, sondern auch möglichst bequem.

In großen Städten sind schon viele Menschen ohne eigenes Auto unterwegs. Sie kombinieren einfach verschiedene Verkehrsmittel. Kurze Wege gehen sie zu Fuß, oder sie Fahren mit dem Fahrrad. In andere Stadtteile oder ins Umland kann man mit Bus und Bahnen fahren. Besonders schnell geht es, wenn man dabei das Fahrrad mitnimmt.

Wenn doch einmal ein Auto gebraucht wird, kann man sich eins leihen – oder teilen. Viele Menschen nutzen Carsharing. Das englische Wort bedeutet "Autoteilen". Dabei kann man bei Carsharing-Firmen ein Auto buchen, wenn man gerade eins braucht. Zum Beispiel, um am Wochenende zur Oma aufs Land zu fahren, wo es keinen Bahnhof gibt. Und wenn man den Keller entrümpelt, kann man bei vielen Carsharing-Anbietern einen Kombi oder Transporter bekommen.

Für jeden Anlass das passende Verkehrsmittel zu nutzen ist nicht nur für die Umwelt gut, sondern auch praktisch und billiger, als immer das eigene Auto zu benutzen.

Fußgängerzone in Frankfurt
In großen Städten kommen viele Menschen ohne eigenes Auto aus. Zu Fuß und mit dem Rad kommt man oft schneller voran. Das Foto zeigt die Zeil in Frankfurt am Main. (Bild: (FNDE / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0))

Wie kann umweltfreundlicher Verkehr auf dem Land aussehen?

Das Problem ist: Es ist nicht immer einfach, zwischen den Verkehrsmitteln umzusteigen. Am leichtesten geht das in Städten, wo es viele Bus- und Bahnlinien gibt. Auch Carsharing-Angebote gibt es eher in großen Städten.

Das muss aber nicht sein. Auch auf dem Land entstehen gute Ideen für umweltfreundlichen Verkehr.

In Nordhessen zum Beispiel werden Bus- und Bahnlinien durch Autofahrten ergänzt. Wer mit dem eigenen Auto eine Fahrt plant, kann sich beim regionalen Verkehrsunternehmen anmelden. Die Fahrt wird dann Teil des Fahrplans – und andere Menschen können einsteigen. Dadurch gibt es viel mehr Angebote im Fahrplan.

Der kleine Ort Jesberg zeigt, dass Carsharing nicht nur in der Stadt möglich ist. In Jesberg bietet ein Verein Autos zum Teilen an. Und nicht nur das. Der Verein Vorfahrt für Jesberg e.V. verleiht auch Lastenräder und Fahrräder mit Elektromotor. Die Elektroräder helfen ebenfalls, Autofahrten einzusparen.

Fahrräder in einer Straßenbahn
Fahrräder in einem Nahverkehrszug in Kopenhagen in Dänemark. Die Stadt Kopenhagen ist berühmt dafür, dass sie viel für den Radverkehr tut. (Bild: (Arne List / Flickr.com / CC BY-SA 2.0))

Wie sieht der Verkehr der Zukunft in Hessen aus?

Noch gibt es viel zu tun, damit es überall Möglichkeiten zum Umsteigen zwischen umweltfreundlichen Verkehrsmitteln gibt. Im Klimaschutzplan des Landes Hessen gibt es darum ein eigenes Kapitel zum Thema Verkehr.

In Städten zum Beispiel soll es leichter werden, zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs zu sein. Dafür sollen unter anderem Radwege ausgebaut werden. Dazu gehören auch Radschnellwege. Sie sollen es zum Beispiel leichter machen, zur Arbeit in die Stadt zu pendeln. Bus- und Bahnverbindungen sollen ausgebaut werden.

Auf dem Land sollen sich gute Ideen wie das Carsharing weiterverbreiten, und es soll leichter werden, zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln umzusteigen. Das Land Hessen unterstützt die Gemeinden auf dem Land dabei, sich auszutauschen und gegenseitig zu helfen.

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