24. Februar 2023 Energie

Warum werden Atomkraftwerke abgeschaltet?

Momentan wird viel über Strom aus Atomkraftwerken diskutiert. Aber was ist Atomenergie überhaupt? Und warum wurden die deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet?

Immer wieder wird viel über Atomkraft gesprochen. Zurzeit geht es vor allem darum, was mit dem radioaktiven Müll passieren soll, der bei dem Abbau der Atomkraftwerke entsteht.

In Deutschland wurden Mitte April 2023 die letzten drei Atomkraftwerke abgeschaltet. Früher waren noch viel mehr dieser Kraftwerke in Deutschland in Betrieb. Doch 2011 hat der Bundestag beschlossen, dass Deutschland aus der Nutzung von Atomkraft aussteigt. Eigentlich sollte es schon 2022 so weit sein. Doch wegen der Energiekrise wurde der Betrieb der letzten Kraftwerke etwas verlängert.

Was ist Atomenergie?

Atomkraftwerk

So funktioniert ein Atomkraftwerk.

In Atomkraftwerken wird Strom erzeugt. Sie heißen so, weil dort für die Stromerzeugung die Energie genutzt wird, die beim Zerfall von Atomen freigesetzt wird. Genauer gesagt, beim Zerfall von Atomkernen. Darum werden diese Kraftwerke oft auch Kernkraftwerke genannt.

Atome sind winzig kleine Teilchen, aus denen jeder Stoff auf der Welt besteht. Der Tisch, an dem du sitzt, den Apfel, den du isst und die Katze, die du streichelst. Alles, was du siehst, fühlst und riechst, jeder Gegenstand und jedes Lebewesen, besteht aus Atomen.

Manche Arten von Atomen zerfallen besonders leicht, zum Beispiel Uran-Atome. Uran-Atome zerfallen auch auf natürliche Weise. In Atomkraftwerken wird der Zerfall aber durch Menschen beschleunigt und gesteuert. Darum sagt man auch, dass Atome gespalten werden. Der Vorgang heißt Kernspaltung.

Bei der Spaltung entsteht sehr viel Wärme. Diese Wärme wird in Atomkraftwerken genutzt, um Strom zu erzeugen. Der Strom wird dann in Städte und unsere Häuser geleitet, damit wir zum Beispiel Licht haben oder elektrische Geräte benutzen können.

Atomkraft statt Kohleenergie?

Streit um Atomenergie

Ist Atomenergie klimafreundlich?

Über Atomenergie wird viel gestritten, weil sie Vor- und Nachteile hat. Wegen der großen Nachteile wird sie in Deutschland nicht mehr genutzt – dazu erfährst du gleich mehr.

Ein großer Vorteil von Atomenergie ist, dass bei der Stromerzeugung keine Abgase oder schädliche Stoffe in die Luft gelangen. Anders ist das etwa in Braunkohlekraftwerken. Mit dieser Art von Kraftwerken wird in Deutschland heute noch viel Energie erzeugt. Dabei wird Kohle verbrannt. Doch hierbei entstehen große Mengen Kohlenstoffdioxid (CO2), und das schadet dem Klima.

Bei der Herstellung von Atomenergie entsteht viel weniger klimaschädliches Kohlenstoffdioxid. Darum wird in der Diskussion über Klimaschutz manchmal vorgeschlagen, dass auch Atomkraft weiterhin genutzt werden sollte.

Außerdem verbrauchen Atomkraftwerke relativ wenig Platz. Braunkohle wird hingegen in großen Tagebauen gewonnen, für die viel Fläche nötig ist. Ein Atomkraftwerk kann hingegen direkt dorthin gebaut werden, wo es gebraucht wird. Zum Beispiel in ein Gebiet, wo viele Menschen leben und Strom benötigen.

Warum kann Atomenergie gefährlich sein?

Das Symbol für radioaktive Strahlung.
Dieses Symbol warnt vor radioaktiver Strahlung. (Bild: Clker-Free-Vector-Images / pixabay.com/ Pixabay Lizenz)

Atomenergie kann aber auch gefährlich sein. Denn wenn Atome zerfallen, wird nicht nur Energie frei. Stoffe wie Uran geben Strahlung ab. Ihre Strahlung wird umgangssprachlich radioaktive Strahlung genannt.

Die Strahlung radioaktiver Stoffe kann sehr gefährlich für Lebewesen sein. Denn sie kann Körperzellen beschädigen. Wenn die Strahlung sehr stark ist, kann sie krank machen oder sogar tödlich sein. Die Schäden an den Zellen können auch dazu führen, dass Menschen viele Jahre später Krebs bekommen, das ist eine sehr ernste Krankheit.

Weil der Zerfall von Atomen auch in der Natur vorkommt, sind wir jeden Tag kleinen Mengen Strahlung ausgesetzt. Sie schaden uns nicht. Bei der Kernspaltung in Atomkraftwerken entsteht jedoch sehr starke Radioaktivität. Das Innere von Atomkraftwerken ist sehr gut geschützt und von speziellen Mauern umgeben, damit keine Strahlung nach außen gelangt.

Es kann keine völlige Sicherheit geben

Wenn etwas in dem Atomkraftwerk schiefgeht, können im schlimmsten Fall große Mengen Strahlung austreten. Das ist bekannt, darum sind Atomkraftwerke besonders gesichert. Trotzdem sind Unfälle passiert.

Welche weitreichenden Folgen solch ein Unfall haben kann, zeigt das Unglück in Fukushima in Japan 2011. Nach einem Erdbeben zerstörte dort eine Flutwelle ein Atomkraftwerk, radioaktive Strahlung gelangte in die Umwelt. Dabei wurden Luft, Wasser, Pflanzen und der Boden verseucht. Die Strahlung war so stark, dass viele Menschen in den umliegenden Dörfern und Städten ihre Häuser verlassen mussten.

Ein anderer Unfall passierte im Jahr 1986 in Tschernobyl in der Ukraine. Wegen eines Fehlers der Beschäftigten explodierte der Reaktor des Kraftwerks. Große Mengen radioaktiver Stoffe gelangten in die Luft und wurden mit dem Wind über weite Teile Europas verteilt. Die Umgebung des Kraftwerks ist bis heute unbewohnbar.

Auch wenn in Atomkraftwerken strenge Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, können Unfälle niemals ganz ausgeschlossen werden.

Was passiert mit radioaktivem Müll?

Ein weiteres Problem ist die Entsorgung des radioaktiven Mülls, der in Atomkraftwerken entsteht. Bis heute ist nicht geklärt, wo der gefährlichste Teil des Mülls dauerhaft gelagert werden soll.

Radioaktive Abfälle kann man nicht einfach in die Mülltonne werfen. Sie müssen besonders vorsichtig behandelt und sicher gelagert werden.

Das gilt vor allem für stark strahlende Stoffe wie die sogenannten Brennstäbe aus den Atomkraftwerken. Sie enthalten das Uran, dessen Atome gespalten werden. Die Strahlung dieser Stoffe wird noch hunderttausende von Jahren lang gefährlich sein.

Momentan wird der Müll aus den deutschen Atomkraftwerken in Zwischenlagern aufbewahrt. Er ist in spezielle Behälter verpackt und wird streng überwacht. Doch das ist keine Dauerlösung.

Am sichersten ist die Lagerung tief unter der Erde, in bestimmten Arten von Gestein. Der Müll sollte dort für eine Million Jahre eingeschlossen werden, solange, bis die Strahlung schwächer und nicht mehr gefährlich ist.

Auf der Suche nach einem Endlager

Endlager

Wie muss ein Endlager aussehen? Und wie funktioniert die Suche?

Momentan suchen Fachleute in Deutschland einen Ort, wo so ein Lager angelegt werden kann. Das wird noch einige Jahre dauern.

Für radioaktive Abfälle, die nicht so stark strahlen, wurde dagegen schon ein Endlager gefunden. Es ist ein früheres Eisenerzbergwerk. Zu den Abfällen, die dort gelagert werden sollen, zählen zum Beispiel Bauteile, Werkzeuge und Schutzkleidung, die mit der Strahlung in Berührung gekommen sind.

Wie wird in Zukunft Strom erzeugt?

Windräder
Statt Atomenergie sollen in Deutschland mehr erneuerbare Energien wie Windenergie eingesetzt werden. (Bild: EdWhiteImages / pixabay.com/ Pixabay Lizenz)


Der Grund dafür, alle Atomkraftwerke in Deutschland abzuschalten, war die Sicherheit. Die Entscheidung wurde nach der Katastrophe in Fukushima im Jahr 2011 getroffen.

In Zukunft soll die Kraft von Sonne, Wind und Wasser genutzt werden, um Strom zu erzeugen. Weil dort weder schädliches Kohlendioxid noch Strahlung entsteht, wird dieser Strom oft auch als "sauberer Strom" bezeichnet. Bis zum Jahr 2050 soll der gesamte Bedarf durch Erneuerbare Energien abgedeckt werden.

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