24. August 2023 Ernährung & Gesundheit

Korn statt Kuh: Warum ist eine vegetarische Ernährung gut fürs Klima?

Professorin Dr. Monika Schreiner fand Pflanzen schon in der Schule total spannend. Mittlerweile forscht sie als Wissenschaftlerin daran, wie wir uns heute und in der Zukunft gesund und nachhaltig ernähren können und welche Rolle Pflanzen dabei spielen.

Aufnahme von Julia Vogt.
(Bild: ©Julia Vogt
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ÖkoLeo: Immer wieder wird davon gesprochen, dass die Menschen in Deutschland zu viel Fleisch essen. Warum ist das ein Problem?

Monika Schreiner: Um Fleisch und Wurst herzustellen, werden sehr viele Treibhausgase ausgestoßen, insbesondere von den Tieren, die das Fleisch und die Fleischerzeugnisse liefern. Treibhausgase sind Gase, die für den Klimawandel verantwortlich sind. Das hat verschiedene Ursachen. Zum einen stoßen Wiederkäuer, also zum Beispiel Kühe, bei der Verdauung sogenanntes Methan aus. Das ist ein besonders schädliches Treibhausgas.

Außerdem brauchen Landwirtinnen und Landwirte jede Menge Platz für all die Tiere und den Anbau von Futter. Statt des Tierfutters könnten wir auf diesen Flächen Nahrungsmittel für uns Menschen anbauen.

Hinzu kommt, dass das Futter für all die Tiere oft aus anderen Ländern kommt, zum Beispiel aus Brasilien. Um Tierfutter, wie etwa Soja, anzubauen, wird dort im schlimmsten Fall der Regenwald abgeholzt. Das ist für das Klima auf unserem Planeten überhaupt nicht gut.

ÖkoLeo: Welche tierischen Produkte haben besonders große Auswirkungen auf das Klima? Und warum?

Monika Schreiner: Besonders schlecht fürs Klima sind Produkte, die von Kühen kommen, wegen des Methans. Geflügel ist im Vergleich zu Rindfleisch längst nicht so schädlich. Wenn man Fleisch essen möchte, dann am besten weißes statt rotes.

Das gilt auch für andere tierischen Produkte. Auch Milchprodukte, also Joghurt, Käse oder Sahne, kommen meist von Kühen. Als Faustregel gilt: Wer weniger Fleisch und Milchprodukte isst, spart klimaschädliche Treibhausgase. Zum Glück gibt es mittlerweile jede Menge guter Alternativen.

Vegetarisch Grillen?

Was statt Bratwurst auf dem Teller landen kann.

ÖkoLeo: Welche Alternativen gibt es denn?

Monika Schreiner: Es gibt mittlerweile Alternativen für fast alles! Für Hühnchen- oder Rindfleisch gibt es zum Beispiel „Fleisch“, das aus Soja oder Weizen hergestellt wird.

Wenn man im Supermarkt in die Regale schaut, findet man auch Alternativen für Joghurt, Milch, Käse und sogar Ei. Oft bestehen sie aus Hafer, Soja oder Erbsen, statt aus Kuhmilch. Da kann man sich mal durchprobieren und schauen, ob einem das schmeckt.

Ich finde zum Beispiel, einige vegane Wurstwaren schmecken richtig gut. Da merkt man kaum noch einen Unterschied zu Wurst von Schwein und Co.

ÖkoLeo: Welche Vorteile hat eine pflanzliche Ernährung?

Monika Schreiner: Während Kühe Treibhausgase ausstoßen, machen Pflanzen genau das Gegenteil. Sie nehmen sogenanntes Kohlenstoffdioxid aus der Luft auf, um wachsen zu können. Das ist der große Vorteil. So leisten sie einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.

Eine pflanzliche Ernährung ist aber nicht nur gut für unseren Planeten, sondern auch für unsere Gesundheit. Denn Forscherinnen und Forscher haben herausgefunden, dass es Vitamine und andere Inhaltsstoffe in der Pflanze gibt, die gut für unsere Gesundheit sind. Manche dieser Stoffe können Menschen sogar helfen, sich vor Krankheiten wie Diabetes oder Krebs zu schützen.

Nachhaltig essen

Was hat mein Essen mit der Umwelt zu tun?

ÖkoLeo: Sollen wir jetzt gar kein Fleisch mehr essen?

Monika Schreiner: Ich glaube, die Menge macht den Unterschied. Wenn wir alle weniger Fleisch essen würden, würde das schon große Auswirkungen haben.

Es gibt übrigens auch Flächen, wie Wiesen und Weiden, die können gar nicht für den Anbau von Gemüse, Getreide oder Kartoffeln genutzt werden. Und wenn wir da Kühe auf die Weide lassen, dann würde es den Tieren deutlich besser gehen. Bei Milch zum Beispiel steht manchmal „Aus Weidehaltung“ auf der Verpackung. Da kann man sicher sein, dass die Tiere zumindest einen Teil des Jahres auf der Weide verbringen.

ÖkoLeo: Angenommen, ich möchte im Alltag weniger Fleisch essen. Gibt es Tipps, wie ich das umsetzen kann?

Monika Schreiner: Vielleicht kann man überlegen, wo man tierische Produkte einsparen kann. Stattdessen kann man sie nur ganz selten essen und dann aber so richtig genießen. Das Frühstücks- oder Abendbrot zum Beispiel, kann man auch ohne Wurst oder Käse, sondern mit einem leckeren Gemüse-Aufstrich genießen. Und Marmelade geht ja beim Frühstück immer.

Auch gut: Kleine Schritte zu machen, statt auf einmal alles umzustellen. Ersatzprodukte aus Soja oder Seitan sind auch toll. Oft glaube ich aber, dass man auch einfach nur aus Gemüse sehr leckere Gerichte kochen kann.

ÖkoLeo: Wie wird unsere Ernährung in 30 Jahren aussehen?

Monika Schreiner: Ich denke, wir werden uns in Zukunft stark daran orientieren, was nachhaltig und umweltschonend ist. Ich gehe davon aus, dass alle Lebensmittel genau gekennzeichnet sein werden, damit alle Menschen beim Kauf im Supermarkt schnell erkennen, was gut für die Umwelt ist.

Außerdem glaube ich, dass es viele neue pflanzliche Produkte geben wird. Es wird gerade schon daran geforscht, wie man Pflanzen zu Lebensmitteln verarbeiten kann, die noch mehr nach Fisch, Fleisch und Käse schmecken. Wichtig ist auch, dass diese Produkte dann auch günstiger werden. Denn alle Menschen müssen sich eine nachhaltige und gesunde Ernährung leisten können.

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