25. Oktober 2022 Landschaften & Ökosysteme

Der Habitatbaum: Eine Schatzkammer für Tiere und Pflanzen

Er ist groß, alt und eine Art natürliche Wohnsiedlung für Tiere und Pflanzen. Die Rede ist vom sogenannten Habitatbaum. ÖkoLeo zeigt dir, was es mit diesen einzigartigen Bäumen auf sich hat.

Unsere Wälder stecken voller Leben. Neben Insekten, Pilzen und Vögeln nutzen auch Säugetiere, wie etwa Rehe, Igel oder Fledermäuse den Wald als Zuhause.

Bei dieser Vielfalt kommt vor allem alten Bäumen eine große Bedeutung zu. Sogenannte Habitatbäume sind wie eine Art Wohnsiedlung für viele verschiedene Lebewesen. Dort leben manchmal hunderte Tiere gleichzeitig.

Was ist ein Habitatbaum?

Das Wort "habitare" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "wohnen" oder "leben". Habitat steht also für Lebensraum. Und genau das zeichnet diese Bäume aus. Habitatbäume haben besondere Mulden, Höhlen und alte Äste. Dort können Tiere und Pflanzen wohnen.

Aber wie genau sieht so eine natürliche Wohnung auf einem Baum aus? Die unterschiedlichen Arten der Plätze nennt man Mikrohabitate. Mikro bedeutet "sehr klein". So finden zum Beispiel Vögel, wie der Waldkauz oder Buntspecht, in den Höhlen im Baumstamm Unterschlupf und brüten dort. Auch die Nischen zwischen Stamm und abgelöster Rinde sind geeignete Verstecke.  

Hinzu kommen Risse im Stamm. Sie sind zum Beispiel durch Blitzschlag entstanden. Dort verstecken sich kleine Tiere, wie zum Beispiel Mäuse oder Siebenschläfer.

Besonders wohnlich werden die Bäume, wenn sie alt oder sogar schon tot sind. Denn dann gibt es oftmals faule und morsche Stellen im Holz. Man nennt diese Stellen Totholz. Im weichen Totholz können Schnecken und Käfer leben. Diese Tiere ziehen wiederum Vögel an, die sich von den Insekten ernähren.

Pilze

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Auch verschiedene Pilzarten siedeln sich am Totholz an. Sie wachsen an toten Wurzeln, Baumstämmen oder toten Ästen. Im Totholz gibt es für Pilze besonders viele Nährstoffe. Außerdem helfen die Pilze dabei, dass das alte Holz verrottet und zu fruchtbarer Erde wird.

Bilderserie: Wer wohnt im Habitatbaum?

Warum brauchen Habitatbäume Schutz?

Die meisten Wälder in Deutschland sind Wirtschaftswälder. Das bedeutet, dass der Wald vom Menschen genutzt wird, um Holz zu gewinnen. Hierfür werden Bäume gefällt und neu gepflanzt.

Dass im Wirtschaftswald Bäume gefällt werden, hat noch andere Gründe. Denn der Wald dient als Erholungsraum für uns Menschen. So können manche Bäume auf einem Spaziergang zu einem Sicherheitsrisiko werden. Zum Beispiel, wenn die Bäume alt und nicht mehr so stabil sind. Dann drohen Äste herunterzufallen oder Bäume umzukippen. Darum werden in Wirtschaftswäldern alte, kranke Bäume oft gefällt.

Für die Artenvielfalt ist es aber wichtig, dass alte Bäume im Wald stehen bleiben und absterben dürfen. Denn sie dienen als Nahrungsquelle, Brutstätte und Zufluchtsort für viele Lebewesen. Wenn die Habitatbäume verschwinden, verschwindet auch der Lebensraum für viele Tiere, Pflanzen und Pilze.

Auch für bedrohte Arten ist der Habitatbaum wichtig. Sie finden dort geeignete Verstecke, wie zum Beispiel seltene Wildbienenarten oder Fledermäuse. Für diese Tiere ist es besonders wichtig, dass ihr Lebensraum bestehen bleibt. Ihr Überleben hängt von solchen natürlichen Lebensräumen ab.

Tote Bäume sind zudem wichtig für den Waldboden. Denn Totholz ist reich an Nährstoffen. Verrottet es, wird das Holz zu einem natürlichen Dünger für den Waldboden.

Außerdem speichert das tote Holz Feuchtigkeit. Es sorgt damit an heißen Tagen dafür, dass es am Waldboden schön kühl bleibt und die umliegenden Bäume und Pflanzen das Wasser aus ihm ziehen können.

Foto eines alten Baumstamms in einem Laubwald
Alte Habitatbäume bieten für viele Tiere und Pflanzen einen Lebensraum. (Bild: ©HessenForst/HMUKLV)

Habitatbäume: Die Schatzkammer des Waldes

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Aus diesen Gründen wollen viele Försterinnen und Förster den Habitatbaum als Lebensraum erhalten. Dafür wählen sie bestimmte Bäume aus, die bereits von vielen Tieren und Pflanzen bewohnt werden. Diese werden als Habitatbäume gekennzeichnet und es ist verboten, sie zu fällen. Die Habitatbäume bleiben im Wald stehen und werden der Natur überlassen. Wenn sie abgestorben sind, bleibt das Totholz am Waldboden liegen. So können Tiere, Pflanzen und Pilze weiterhin dort leben.

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